Tierschutzexpertin und Spezialistin der Serie „Tieren helfen“, Dr. K. Alexandra Dörnath, hat zu Menschenaffen promoviert, deren Schutz ihr ganz besonders am Herzen liegt. Auf dem Foto: soziopositiver Kontakt zwischen Dörnath und dem berühmten Schimpansen „Robby“ mit Hand und Fuß. Foto: Dörnath
Wildtieren helfen

„Tierrechte helfen Tieren nicht“

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Tierschutz ist Wissenschaft und kein Standpunkt. Das Märchen von den „Tierrechten“.

Tierschutz ist der individuelle Schutz von Tieren durch den Menschen. Er hat zum Ziel, Tieren ein artgemäßes und tiergerechtes Leben zu ermöglichen. „Zweck und Grundsatz unseres Tierschutzgesetzes beruhen auf der ethischen Tradition der Humanität und fordern ethischen Tierschutz“, weiß die Bremer Tierschutz- und Wildtier-Expertin Dr. Alexandra Dörnath, die die Tierarztpraxis Klein Mexiko und das Exoten-Kompetenz-Centrum leitet.

Dort heißt es: „Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.“

Seit 2002 ist Tierschutz bei uns verfassungsrechtlich als Staatsziel verankert. Das deutsche Tierschutzgesetz beruht seitdem auf dem Artikel 20a des Grundgesetzes.

Tierschützer schützen Individuen

Tierschützer kümmern sich um das individuelle Wohlergehen hilfsbedürftiger Tiere. Sie setzen sich für eine Verbesserung ihrer Umgebungs- respektive Umweltbedingungen, also auch ihrer Haltungsbedingungen, ein. Tierschützer sind Menschen, die Tiere retten, aufpäppeln, unterbringen, pflegen, versorgen.

Dies können Haustiere, zum Beispiel ein ausgesetzter Hund, oder Wildtiere, beispielsweise ein unterernährter Igel, sein. „Tierschützern liegt neben ihrem erlernten Wissen eine angeborene Empathie für tierische Mitgeschöpfe inne“, so Dörnath. Ihr Handeln basiere auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Es sei richtig und wichtig, dass Tierschutzorganisationen als gemeinnützig anerkannt seien.

Es gibt eine Weltanschauung, die Tieren Grundrechte zubilligen will. „Tierrechte“ schützen Tiere allerdings nicht. Tiere werden durch die Durchsetzung eines gesetzlich verankerten ethischen Tierschutzes geschützt. Hier zu sehen: soziopositive Interaktion zwischen einem Delfin (Großer Tümmler) in Menschenhand und Dr. Alexandra Dörnath. Foto: Dörnath

Praktisch-philosophisches Problem

Sogenannte Tierrechtler hingegen wollen Tiere mit „Tierrechten“ ausstatten. Dieser Gedanke beinhaltet, dass Tiere Grundrechte wie Rechte auf Leben ohne „Ausbeutung“ und „Unterdrückung“, auf „Freiheit“ und auf „Unversehrtheit“ erhalten sollen.

„Diese anthropomorphe Einstellung schließt jegliche Haltung und Nutzung von Tieren aus und betrifft die Wellensittiche in Privathand genau wie die von Elefanten im Zoo und Circus“, betont Dörnath. „Sogenannte Tierrechte sind erwartungsgemäß nirgends in unserer Gesetzgebung verankert, gehen Rechte ja in der Regel auch mit Pflichten einher“, betont der erfahrene Rechtsanwalt Dr. Philipp Groteloh.

Hier stellt sich primär die Frage, wie ein amoralisches Wesen Pflichten nachkommen und seine Rechte durchsetzen solle: „Mensch und Tier unterscheiden sich ja in einem wesentlichen Punkt. Der Mensch besitzt Moral, Tiere hingegen nicht“, betont der Tierethiker Dr. Bernhard Eisel. „Wir haben hier ein massives praktisch-philosophisches Problem vorliegen, das im Gewand der vermeintlichen ,Tierethik‘ daherkommt“, so Eisel.

Ein Tier sei nämlich weder schuldfähig, zurechnungsfähig noch verantwortlich. Da Tiere auch kein Konzept von „Freiheit“ hätten, sei eine Forderung nach einem Recht auf Freiheit für Tiere auch nicht folgerichtig. „Also ist der ,Tierrechts‘-Gedanke nicht zu Ende gedacht. Er beruht auf Fehlschlüssen, einem Missverständnis der Natur, entbehrt jeglicher Logik und ist ideologisch“, weiß Eisel.

Auch sei er für die Praxis überflüssig, gehe es hier ja nicht um sinnvolle Schutzprojekte für Tiere, sondern um die Durchsetzung einer Weltanschauung. Hiervon profitierten lediglich die „Tierrechtler“ selber, keinesfalls aber die Tiere oder die übrige Natur.

Spendengelder für „Märchen von den Tierrechten“

„Die Tierrechtsindustrie agiert unter dem Deckmantel des Tierschutzes und generiert so erhebliche Spendengelder für sich“, betont der Investigativjournalist Philipp Kroiß von zoos.media. „Sie leitet Tierfreunde, Politiker sowie Behörden- und Pressevertreter in die Irre“, fährt er fort. Dennoch hätten solche Organisationen unberechtigterweise den Status der Gemeinnützigkeit. Um das „Märchen von den Tierrechten“ zu untermauern, würden auch gezielt gesetzte Begrifflichkeiten und Phrasen benutzt.

Die wohl bekannteste Parole in diesem Zusammenhang lautet „Artgerecht ist nur die Freiheit“. „Diese ist nicht nur sprachlich ein Desaster“. Denn die „Freiheit“ gebe es nicht und, wenn „artgerecht“ mit „so wie in der Natur“ übersetzt würde, beinhalte die Folge dieser Forderung früher oder später Verstöße gegen die Tierschutzgesetzgebung.

Die Natur sei eben nicht das Paradies auf Erden. Niemand behandle dort einen offenen Knochenbruch. „Leider verdrehen diese Aktivisten wissenschaftliche Fakten und stellen publizierte Wissenschaft absichtlich falsch dar“, betont der Verhaltensbiologe Prof. Dr. Theodore Friend.

Artgerecht, artgemäß oder tiergerecht?

„Der Begriff einer artgerechten Haltung birgt also diverse Schwierigkeiten und mögliche Missverständnisse, da die natürliche Lebensweise der Art zwar Anhaltspunkte für die Bedürfnisse eines Tieres bietet, aber keinen allgemeinen Maßstab darstellt, der sich ohne weiteres auf Tiere in menschlicher Obhut übertragen ließe. Darum sprechen Fachleute heute lieber von einer artgemäßen Haltung, die an den arttypischen Bedürfnissen ausgerichtet ist“, stellt die Naturphilosophin Dr. Christine Zunke in ihrer Publikation „Artgerecht, artgemäß oder tiergerecht? Überlegungen zur verantwortungsvollen Tierhaltung“ fest.

„Diese Forderung klingt fast banal: Wenn wir ein Tier in unserer Obhut haben, dann sollen wir seine individuellen Verhaltensweisen und Bedürfnisse kennen und angemessen berücksichtigen“, fährt sie dort fort.

Naturalistischer Fehlschluss: Schwarzweißmalerei

„Es gibt sowohl unter den natürlichen, als auch unter den unnatürlichen Umweltfaktoren solche, die dem Wohlbefinden der Tiere schaden, und solche, die dieses fördern. So kommt im natürlichen Lebensraum Schlechtes ebenso vor, wie es in Menschenhand Gutes gibt, und umgekehrt. Die einfache Schwarzweißmalerei der ,Tierrechtler‘, nach der alles Natürliche gut und alles Unnatürliche schlecht ist, geht offensichtlich an der Realität vorbei. Wer diese Zusammenhänge verstanden hat, wird die Parolen dieser Ideologen besser beurteilen können und die Tierhaltung im Aquarium, Circus, Delfinarium und Zoo mit anderen Augen sehen. Ihre Hassbotschaften können dann nicht mehr verfangen“, weiß der Biologe und Philologe Dirk Candidus.

Die Expertin Dr. Alexandra K. Dörnath aus der Tierarztpraxis Klein Mexiko Foto: Bollmann

„Tierrechtler“ sind keine Tierschützer

„Sogenannte Tierrechtler sind eben keine Tierschützer“, fasst es Dörnath zusammen.  „Nicht Rechte helfen den Tieren, sondern ihr individueller Schutz und ihre artgemäße Haltung durch den Menschen. Jeden Tag und, wenn möglich, für jedes Tier“, bringt es die Tierärztin und Tierschutzexpertin auf den Punkt.

■ Falls Ihnen ein Thema rund um einheimische Wildtiere und auch Exoten unter den Nägeln brennt, schreiben Sie uns einfach unter martin.bollmann@weserreport.de eine Mail.

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