Schulleiterin Helke Lütjen (r.), Konrektorin Agnes Grams, Nea (l.) (9) und Liron (10) sind sich nach einem Jahr Handyverbot einig: „Ohne große Probleme“. Foto: Marcus Schmidt Schulleiterin Helke Lütjen (r.), Konrektorin Agnes Grams, Nea (l.) (9) und Liron (10) sind sich nach einem Jahr Handyverbot einig: „Ohne große Probleme“. Foto: Marcus Schmidt
Handyverbot

„Seid entspannt, es ist nicht tragisch“

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Schulleiterin Helke Lütjen hat das Handyverbot schon seit August 2024 erprobt

Wenn am kommenden Donnerstag die Bremer Schülerinnen und Schüler wieder zur Schule gehen müssen, entfaltet auch das vor den Ferien verkündete Handyverbot seine Wirkung. In manchen Schulen war das Verbot schon vorher Alltag. Etwa an der Grundschule Karl-Lerbs-Straße.

Alltag ohne Handy auf dem Schulhof

In der Praxis sah das so aus: Das Telefon rutscht in den Rucksack einer Schülerin. Abgeschaltet bis zum Ende des Schultages. Nirgendwo auf dem Schulhof sieht man jemanden, der in Selfie-Pose rumalbert oder mit gesenktem Kopf übers Display seines Smartphones wischt.

Konflikte als Auslöser für die Regel

Schulleiterin Helke Lütjen erklärt, was der Anlass fürs Verbot war: „Vor zwei Jahren war es einfach so, dass wir an unterschiedlichen Stellen Probleme mit Handys und Smartwatches im Unterricht bekamen. So wurden auf dem Schulhof Fotos von anderen von Kindern gemacht.“
Sie erwähnt dauernd piepende Smartwatches und Eltern, die mitten im Unterricht anrufen. Ein Kollege bat darum, die Geräte auszumachen, was dann nicht passierte. „Da gab es viel Konfliktpotenzial“, findet Lütjen.

Ein Regelwerk entsteht

So habe man dann gemeinsam in den verschiedenen Gremien der Schule überlegt, welche Regeln gelten sollten, um gut, sicher und geschützt miteinander sein zu können. Schließlich habe man sich mit Justiziaren kurzgeschlossen, „wie man das formulieren kann.“
Die Steuerungsgruppe, die Gesamtkonferenz und die Schulkonferenz mit Elternbeteiligung segneten das Regelwerk dann ab.

Was genau verboten ist

Im Schulkonferenz-Beschluss vom 29. Mai steht zum Beispiel: „Die Nutzung von Handys und Smartwatches in der Schule ist nicht erlaubt. Das betrifft auch das Tragen, das Telefonieren und das Filmen.“
Die Geräte sollen während der Schulzeit ausgeschaltet beziehungsweise im Schulmodus im Ranzen bleiben.
Das ist die Strafe: „Bei Zuwiderhandlungen wird das Gerät bis Ende des Schultages eingezogen.“
Ein Rat steht auch noch drin: „Es wird empfohlen, die Geräte zu Hause zu lassen.“

Begleitende Maßnahmen und Ausnahmen

Erste „Fortbildungen für Lehrer und Informationsabende zur digitalen Mediennutzung“ begleiten die Maßnahmen. „Es ist in dem Sinne auch kein Verbot, es ist nur nicht erlaubt“, so die Leiterin.
In Ausnahmefällen, bei denen Eltern zum Beispiel weiter weg arbeiten, die Kinder dauerhaft krank sind und einen Kontakt brauchen, müssen sie schriftlich erklären, warum das Kind eine hochtechnisierte Uhr oder ein Mobiltelefon während der Schulzeit benötigt.
Dazu käme es aber kaum. Lütjen habe es nur einmal erlebt, begründet aber: „Sobald ein Kind ein Handy hat, ist die Kindheit vorbei.“
Bei einem Verbot sei man wieder im Gespräch. „Wir kommen wieder mehr zum wir“, freut sie sich.

Was die Kinder dazu sagen

So finden es die Kinderräte, die Schulsprecherin und der Schulsprecher:
Die neunjährige Nea hat kein Handy, aber eine Smartwatch: „Die fehlt mir während der Schulzeit nicht wirklich.“ Manchmal brumme oder klingele es noch in einigen Taschen. „Aber eigentlich ist es ganz gut bei uns“, so Nea.
Der zehnjährige Liron: Ich hatte auch eine Smartwatch, sie aber nur dabei, „wenn ich zum Beispiel zu einem Freund gegangen bin.“ Damit seine Mutter wusste, ob er gut angekommen war. „Es gab es aber auch schon, dass Kinder zum Telefonieren raus gegangen waren.“

Ein Rat an andere Schulen

Kindern, Eltern und Lehrern, denen das Handyverbot demnächst bevorsteht, rät Lütjen: „Seid entspannt, es ist überhaupt nicht tragisch. Es kommt viel Ruhe rein, weil man nicht ständig das Gefühl hat, draufschauen zu müssen.“

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