Das Rotheo in Kattenturm wird Ende Februar 2026 schließen. Foto: Schlie Das Rotheo in Kattenturm wird Ende Februar 2026 schließen. Foto: Schlie
Kattenturm

„Das Konzept hat nicht funktioniert“

Von
Das inklusive Café Rotheo am Sonnenplatz schließt Anfang des Jahres 2026.

Nach fast zehn Jahren am Sonnenplatz wird Ende Februar das Café Rotheo im Ortsteil letztmalig öffnen. Das bestätigt Ludwig Lagershausen von der Selbstverständlich GmbH für den Martinsclub, dessen Tochtergesellschaft Kattenturm gGmbH das Rotheo betreibt. „Der Mietvertrag mit der Brebau ist zu Ende Februar 2026 gekündigt“, so Lagershausen.

Mit Unverständnis reagieren die Gäste: „Es ist Schluss mit gelebter Inklusion. Zornige Trauer macht sich in mir breit als Rollstuhlfahrerin“, sagt eine regelmäßige Besucherin des inklusiven Café- und Restaurantbetriebs.

Herausforderungen zu groß

Auch Lagershausen sagt, das Rotheo sei mehr als ein Restaurant. „Es ist ein Ort des Mitein­anders, ein sozialer Treffpunkt, der für den Sonnenplatz und für ganz Kattenturm eine wichtige Funktion erfüllt. Und dank der inklusiven Ausrichtung bietet es Menschen mit einer Beeinträchtigung die Gelegenheit, auf dem ersten Arbeitsmarkt zu arbeiten“, sagt der Sprecher.

Diese dreifache Ausrichtung sei aber auch stets eine große Herausforderung gewesen – personell, finanziell und organisatorisch. „In Zukunft lässt sich dies leider nicht mehr bewerkstelligen. Es konnten trotz treuer Stammkundschaft nicht die nötigen Umsätze eingefahren werden, um das Rotheo langfristig kostendeckend zu betreiben. Man muss es so deutlich sagen: Das Konzept hat an diesem Standort nicht funktioniert“, sagt Lagershausen. Dies sei eine bittere, aber gleichwohl reale Erkenntnis.

Schwierige Entscheidung

Die Herausforderungen der vergangenen Jahre wie die Inflation, Fachkräftemangel in der Gastronomie und gestiegene Preise für Energie und Lebensmittel erschwerten den Betrieb zusätzlich, sagt Lagershausen. „Das hat ein wirtschaftliches Arbeiten weiter erschwert.“ Schweren Herzens habe man die Entscheidung treffen müssen, den Betrieb des Rotheo in Kattenturm einzustellen.

„Diese Entscheidung ist den Verantwortlichen nicht leicht gefallen, sie ist aber unter den gegebenen wirtschaftlichen Umständen unausweichlich. Anders wäre es für die Tochtergesellschaft und somit auch für den Martinsclub als gemeinnützigem Träger der Behindertenhilfe nicht zu verantworten“, erklärt der Sprecher.

Beschäftigte sollen bleiben

Die Beschäftigten des Rotheo sollen aber nicht entlassen werden. Sie erhalten laut Lagershausen das Angebot, in den inklusiven Gastronomien in Huckelriede oder Walle weiterzuarbeiten. „Dort besteht ebenfalls die Möglichkeit für Menschen mit Beeinträchtigung, einer Tätigkeit auf dem regulären Arbeitsmarkt nachzugehen oder mit einem Praktikum den Weg ins Berufsleben zu wagen“, sagt Lagershausen. An beiden Standorten stünden die Zeichen für die Gastronomien auf Ausbau und Weiterentwicklung der Angebote, sagt der Sprecher.

Die sozialen Leistungen am Sonnenplatz sollen zudem auch künftig im Ortsteil Kattenturm verortet bleiben, sagt Lagershausen. Dem Martinsclub sei bewusst, dass in Kattenturm nun eine Lücke entstehe. „Der Bedarf an einer Begegnungsstätte ist am Sonnenplatz sicherlich vorhanden. Dies kann der Martinsclub mit einem Bistro wie dem Rotheo, das wirtschaftlich arbeiten muss, leider nicht mehr erfüllen.“ Es sei wünschenswert, wenn Akteure, etwa aus der Politik, die Lücke schließen könnten.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner