Die Wohnheime des Studierendenwerkes sind zum neuen Semester ausgelastet. Auf dem freien Wohnungsmarkt wird es laut MLP SE schwieriger bezahlbaren Wohnraum zu finden. Foto: Schlie Die Wohnheime des Studierendenwerkes sind zum neuen Semester ausgelastet. Auf dem freien Wohnungsmarkt wird es laut MLP SE schwieriger bezahlbaren Wohnraum zu finden. Foto: Schlie
Wohnkosten

Semesterstart mit Sorgen

Von
Studierende zahlen über die Hälfte ihres BAföG für Wohnungen / Wohnheime sind ausgelastet

Alle Jahre wieder kursiert während der Orientierungswoche zum Semesterstart an der Universität dasselbe hartnäckige Gerücht: Einige Studierende hätten nicht rechtzeitig ein WG-Zimmer gefunden und müssten auf einem Campingplatz übernachten. Auch wenn sich das kaum verifizieren lässt, ist klar: WG-Zimmer und Appartements für Studierende werden teurer und sind umkämpft.

MLP-Studentenwohnreport zeigt steigende Kosten

Das zeigt der kürzlich veröffentlichte Studentenwohnreport des Finanzinstituts MLP SE. „Die Lage am Wohnungsmarkt bleibt angespannt“, betont Michael Voigtländer, Immobilienexperte am Institut der deutschen Wirtschaft. In Hochschulstädten wie Bremen treffe hohe Nachfrage auf zurückgehende Bautätigkeit, steigende Kosten und langsame Genehmigungen. „Der finanzielle Druck wächst – Studierende spüren das besonders“, so Voigtländer.

In Bremen kostet eine Musterwohnung für Studierende zum Semesterbeginn nach Angaben der MLP rund 504 Euro. Zum zweiten Mal in Folge liegt Bremen damit über der „Fünfhunderter-Schwelle“. Zum Vergleich: Studierende, die den BAföG-Höchstsatz von 992 Euro erhalten, geben mehr als die Hälfte für die Miete aus. Vorgesehen ist eigentlich eine Wohnungspauschale von 380 Euro. Nur in Magdeburg, Bochum und Chemnitz reicht der Regelsatz für die Miete aus. In Bremen genügt er nicht mal für ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft.

Auch WG-Zimmer werden laut MLP immer teurer

Der MLP-Wohnungsreport setzt die Kosten für ein WG-Zimmer mit rund 20 Quadratmetern in diesem Jahr auf 484 Euro an – rund 70 Euro mehr als noch im vergangenen Jahr. Wer kurz nach dem Semesterstart auf Websites wie wg-gesucht.com nach freien Zimmern sucht, stößt bei den Angeboten auch auf solche, die mit etwa 750 Euro für 26 Quadratmeter deutlich darüber liegen.

„Ohne entschlossene politische Antworten wird sich die Situation für viele junge Menschen weiter verschärfen“, so Voigtländer. Dass sich der angespannte Wohnungsmarkt auch auf die psychische Gesundheit der Studierenden auswirkt, zeigt der Jahresbericht des Studierendenwerks.

„Steigende Lebenshaltungs-kosten können zu Existenzängsten sowie zu sozialer Ausgrenzung und Schamgefühlen führen“, heißt es dort. Nicht nur in der psychologischen Beratung, sondern auch in der Sozialberatung kam es wegen der Thematik „vermehrt zu Anfragen.“

Wohnheime in Bremen sind ausgelastet

In den Wohnheimen, die das Studierendenwerk betreibt, sieht es nicht anders aus. In Bremen stehen 2.139 Plätze zur Verfügung. „Unsere Wohnplätze sind weiterhin vollständig vermietet“, sagt Maurice Mäschig, Sprecher des Studierendenwerks. Die durchschnittliche Wartezeit liegt bei rund zwölf Monaten.

Bewerbungen werden jedoch erst dann berücksichtigt, wenn eine Immatrikulationsbescheinigung vorliegt – ausgestellt von der Universität zwischen August und September. Zudem wurden in den Wohnheimen im April die Preise um rund 5 Prozent angehoben, bedingt durch gestiegene Energiepreise. „An der Nachfrage lässt sich deutlich erkennen, dass es einen Bedarf an bezahlbarem Wohnraum für Studierende gibt, der durch den freien Wohnungsmarkt nicht abgedeckt wird“, so Mäschig.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren...

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner