Man sieht die Bremer Arkaden die unter Wasser stehen. Bei Starkregenereignissen staut sich das Wasser an asphaltierten Orten und versickert dann. In einer Schwammstadt soll Wasser gespeichert und verzögert abgegeben werden. Foto: Schlie
Schwammstadt

Ein weiter Weg zur Schwammstadt

Von
Maßnahmen zur Starkregenvorsorge in Bremen brauchen Zeit.

Regenwasser aufnehmen wie ein Schwamm? Das ist das designierte Ziel des Bremer Senats. Bremen soll zur Schwammstadt werden um gegen Starkregenereignisse besser vorbereitet zu sein.

Der 5. September 2024: 60 Liter auf den Quadratmeter

60 Liter Regen pro Quadratmeter fielen in der vergangenen Woche in weniger als einer Stunde. Die Auswirkungen waren überall in Bremen zu sehen. Vollgelaufene Keller, überflutete Unterführungen und Straßenbahnen, die in Tunneln feststeckten. Im Koalitionsvertrag hatte sich die rot-grün-rote Koalition ein klares Ziel gesetzt. Bremen soll Schwammstadt werden, um mit sogenannten Starkregen­ereignissen besser umgehen zu können.

Im globalen Vergleich sind diese Regenmassen fast nur ein Tropfen auf den heißen Asphalt. Am Wochenende vom 13-15 September wurden in Österreich und Tschechien Regenmassen mit bis zu 400 Liter pro Quadratmeter gerechnet. Mit verheerenden Auswirkungen.

Das Konzept Schwammstadt

„Eine Schwammstadt will den natürlichen Wasserkreislauf ermöglichen, der in der Stadt gestört ist“, erklärt Frida Kopka von der Bremer Klimaschutzagentur Enegiekonsens. Momentan könne Regen durch dichte Bebauung sowie versiegelte Flächen nicht im Boden versickern. „In einer Schwamm­stadt wird Regenwasser stattdessen aufgenommen, gespeichert und verzögert wieder abgeben“, begründet Kopka weiter.

Das Prinzip entfaltet also einen Mehrfachnutzen und dient daher als wichtiges Konzept, dass die Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft in Planungsprozesse mit einbezieht. So wird beispielsweise im Neubau seit einigen Jahren der „Klimaanpassungscheck“ angewendet, der eine sog. „klimasensible“ Stadtplanung befördern soll.

Wie ist der Stand in Bremen?

Warum das Prinzip aufnehmen und speichern sinnvoll ist, liegt auf der Hand. Am nachfolgenden Tag zeigte das Thermometer in Bremen wieder 30 Grad. Jeder Tropfen Wasser, der gespeichert worden wäre, anstatt in der Kanalisation zu verschwinden, hätte genutzt werden können.

Die Maßnahmen, die Bremen zu einer Schwammstadt machen könnten, sind langwierig und nicht binnen weniger Monate umzusetzen. Ramona Schlee, Pressesprecherin der Umweltsenatorin, erklärt das Bremen inzwischen klimasensibel plane. „Hitzebelastung, Starkregengefahren, Grünversorgung und Windkomfort werden mitgedacht.“

Bei Neubauten funktioniere der sogenannte „Klimaanpassungscheck“ schon sehr gut, betont Schlee.
Im Bestand brauche es aber Zeit, die vielfältigen Bausteine des klimaangepassten Umbaus umzusetzen. Die Dechanatstraße in der Innenstadt soll die erste Klimameile werden, welche durch Verdunstungsbeete und Versickerungsmulden besser gegen Extremwetter geschützt ist.

Regenwasser in alten Bunkern speichern?

Hansewasser hat in Kooperation mit der Stadt Bremen ein neues Konzept entwickelt, welches nächste Woche der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll. Es handelt sich dabei um eine Innovation mit Modellcharakter für andere Städte.

Das Konzept einer oberirdischen Bunkerzisterne. Regenwasser könnte demnach im Bürgerpark durch Leitungen in eine Zisterne in einem Bunker gespeichert werden. Dieses Regenwasserbewirtschaftungs-Konzept soll die Klimaresilienz des Bürgerparks stärken.

Das unkontrollierte abfließen des Regenwassers, dass in der vergangenen Woche in Folge des Starkregens für tote Fische im Torfkanal verantwortlich war, soll damit in Zukunft verhindert werden.

Ein langer Weg an Umbaumaßnahmen

Die Starkregenkarte des Umweltressorts weißt jedoch Straßenzüge in allen Bremer Stadtteilen als von Starkregen gefährdete Gebiete aus. An diesen Orten werde „intensiv daran gearbeitet, auch Schwammstadtmaßnahmen zur Bewältigung der Klimafolgen umzusetzen“, betont Schlee. Die Umsetzung dieser Maßnahmen braucht jedoch Zeit.

Auch von der Bremer CDU bekommt der Plan Zuspruch, jedoch sei der Zeitplan des Senats bisher zu vage. In einem Änderungsantrag forderte unter anderem der klimapolitische Sprecher Hartmut Bodeit deswegen „ein Konzept Schwammstadt für die Stadtgemeinde Bremen bis zum zweiten Quartal 2025 zu entwickeln.“ Denn das nächste Starkregenereignis kommt bestimmt, danach könne man in Zeiten der Klimakrise den Wecker stellen.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren...

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner