Bunker Schutzraum Alarm Katastrophe Krieg Flucht Bremen Bunker wie hier nah der Pappelstraße: Von Diskotheken, über Musikstudios, bis hin zu Wohnungen und bald Wassserspeichern reichen ihre Aufgaben. Nur Menschen schützen sie nicht mehr. Foto: Marcus Schmidt

Alarm klappt, Bunker sind geschlossen

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Die Sirene funktioniert. Die Warnmeldung für alle leuchtet auf Smartphones und Anzeigentafeln auf. Aber wohin soll man flüchten, wenn es mehr ist als ein Test – ein Angriff, eine Katastrophe, Raketen, Chemiewaffen oder Strahlung? „Alle Bunker in Bremen wurden entwidmet, zwei sind in Privatbesitz, alle anderen befinden sich – soweit ich weiß – grundsätzlich in der Zuständigkeit von Immobilien Bremen“, so René Möller, Pressesprecher des Senators für Inneres. Für Immobilen Bremen erklärt Fabio Cecere, „dass der Bund im Einvernehmen mit den Ländern im Jahr 2007 entschieden hat, den Schutzraumbau flächendeckend aufzugeben und die vorhandenen Schutzräume sukzessive rückabzuwickeln.“ Das sei eine „Entlassung aus der Zivilschutzbindung“.

Keine Schutzfunktion mehr

Seit ihrem Rückbau wurden die Gebäude auf Grundstücken, die zum Sondervermögen Immobilien und Technik SVIT gehören von Immobilien Bremen bewirtschaftet. Zuvor war für sie der Senator für Inneres zuständig. Danach wurde das Inventar entsorgt sowie technische Anlagen abgebaut. „Dadurch sowie gegebenenfalls durch zwischenzeitliche Baumaßnahmen an der Außenhülle, verfügen die Objekte nicht mehr über ihre Schutzfunktion“, so Cecere. Sie sind Wohnungen, Clubs und mehr.

Das war zum Ende des Kalten Krieges so gewollt

Von den ursprünglich übernommenen 21 ehemaligen Bunkern befinden sich noch acht Hoch- und zwei Tiefbunker im Besitz des SVIT. Darüber hinaus sind damals noch neun weitere ehemalige Bunker an andere bremische Vermögensverwalter übergegangen. „Ob sich diese Objekte aber noch im bremischen Eigentum befinden, können wir nicht nachvollziehen“, sagt der Sprecher von Immobilien Bremen.
Wohin man dann flüchten könnte, weiß René Möller nicht: „Bremen hat, wie erwähnt, keine Schutzräume mehr und das war auch zum Ende des Kalten Krieges so gewollt.“

Kein ausreichender Schutz vor heutiger Sprengkraft

Er bringt aber auch eine mögliche Sinnlosigkeit zur Sprache: „Selbst, wenn es Schutzräume noch geben würde, würden sie keinen ausreichenden Schutz vor der heutigen Sprengkraft von Raketen und Bomben bieten.“ Zudem hätte schon immer nur ein kleiner Teil der Bevölkerung in diese Bunker gepasst. Dies war auch im Zweiten Weltkrieg so, weswegen damals viele Keller von Bremer Wohnhäusern zu provisorischen Luftschutzräumen ausgebaut worden waren.

Wegen des Ukrainekrieges: Rückabwicklung ausgesetzt

Ein weiterer Punkt seien die heute minimalen Vorwarnzeiten, die Menschen im Falle von Raketenbeschuss auf ihre Städte bleiben würden: „Die heutige Generation von Raketen besitzt Überschallgeschwindigkeit. Im Zweiten Weltkrieg hatten die Menschen ab dem Sirenenalarm oft noch 15 bis 20 Minuten Zeit, um Bunker in ihrer Nähe zu erreichen.“ Diese Zeitspanne würde es heute nicht mehr geben.
Das Fehlen von öffentlichen Schutzräumen ist kein Bremer Phänomen. „Von ursprünglich 2.000 öffentlichen Schutzräume in Deutschland sind derzeit formal noch 579 Anlagen mit rund 478.000 Schutzplätzen dem Zivilschutz gewidmet. Diese Anlagen sind jedoch weder funktions- noch einsatzbereit“, erklärt Thorsten Grützner vom Bundesamt für Immobilien auf Anfrage. Aber: „Mit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat das Bundesministerium des Inneren und für Heimat die Rückabwicklung ausgesetzt“, so der Sprecher.

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