Kathrin Moosdorf (Bündnis ‘90/Die Grünen) ist seit Juli 2023 Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft. Zuvor war die Politikwissenschaftlerin, die 1981 in Aachen geboren wurde und dort auch studierte, seit 2015 Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes in Bremen. Foto: Schlie
Wärmeplanung

„Grünanteil in den Stadtteilen erhöhen“

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Die Senatorin Kathrin Moosdorf spricht über über Wärmeplanung, Wärmewandel und Finanzierungslücken.

Weser Report: Heizen Sie schon mit Wärmepumpe?

Kathrin Moosdorf: Das Thema beschäftigt mich sehr. Wir sind dabei, unser Haus klimaneutral umzurüsten. Die Wärmepumpe steht noch nicht im Garten, aber ich bin zuversichtlich, dass das demnächst kommt.

Die Wärmewende ist eine große Aufgabe

Demnach können Sie gut nachvollziehen vor welchen Problemen viele Eigenheimbesitzer gerade stehen?

Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass diese Phase der Trans­formation und des Umbruchs die Menschen beschäftigt. Wie kann es weitergehen mit energetischer Sanierung? Welche Wärmequellen nutzen wir? Das sind natürlich große Fragen. Und manche machen sich sicherlich auch Sorgen, wie sie den eigenen Hausumbau bezahlen können. Die Wärmewende ist eine große Aufgabe.

Viele Haushalte sind trotz großzügiger Zuschüsse zögerlich. Enttäuscht Sie das aus Sicht der Senatorin?

Ich freue mich erstmal, dass ich eine große Veränderung wahrnehme. Viele Menschen nutzen unsere Beratungsangebote etwa im Klimabauzentrum. Trotzdem gibt es noch Verunsicherung. Deshalb ist es mir wichtig, dass wir erklären und transparent sind. Natürlich haben wir mit Blick auf das Voranschreiten der Klimakrise keine Zeit zu verlieren. An manchen Stellen würde ich mir wünschen, dass wir beim Klimaschutz schneller sind. Zeitgleich ist es wichtig, dass wir die Menschen mitnehmen.

Für Wärmenetze gibt es große Potenziale

Die kommunale Wärmeplanung soll Planungssicherheit bringen. Welche Schlüsse haben Sie aus dem kürzlich von Ihnen veröffentlichten Gutachten gezogen?

In dem Gutachten wurde vor allem aufgezeigt, welche großen Potenziale für Wärmenetze wir in Bremen haben und wo sie entstehen könnten. Da ist die Fernwärme ein wesentlicher Faktor. Wir haben ja gerade eine wichtige Fernwärmeverbindungsleitung eingeweiht. Es gibt aber auch Potenziale für weitere Wärmenetze. Jetzt geht es darum, das zu einer verlässlichen Planung zu bringen. Ende 2025 werden wir sie vorlegen. Damit sind wir ein halbes Jahr schneller als die gesetzliche Vorgabe. Parallel zum Planen ist mir aber wichtig, dass wir bereits jetzt in die Umsetzung kommen. Es gibt in Bremen schon viele kluge Ansätze zur klimaneutralen Wärmeversorgung, die wir in meinem Ressort vorantreiben, Stichwort: Fernwärme, Stichwort: Nahwärmenetze auch Anergienetze oder eben Wärmepumpen. Am Ende muss das alles zueinander passen.

Die gezeigte Karte ist ja noch sehr grob. Was können die Bremer Haushalte dennoch für sich daraus ableiten?

Man kann sehen, dass es in Bremen Gebiete gibt, die für Wärmenetze geeignet erscheinen und dass es Gebiete gibt, wo individuelle Lösungen wahrscheinlich sinnvoll sein werden. Wichtig ist: das aktuelle Gutachten ist keine fertige Planung, es ist eine Grundlage. Ich rate den Menschen immer: nutzen Sie schon jetzt unsere Beratungsangebote im Klima Bau Zentrum. Wenn ich jetzt eine kaputte Heizung habe, kann eine Luft-Wärmepumpe jetzt die richtige Lösung sein. Die große Botschaft ist: Es gibt schon jetzt gute, klimafreundliche Lösungen und man kann etwas tun.

Der Klimaschutz hat für den Senat Priorität

Die Opposition und Wirtschaftsvertreter werfen dem Senat vor, beim Klimaschutz zu viel Geld für Kleinprojekte ohne messbaren Wirkung auszugeben und gleichzeitig etwa den Ausbau von Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden zu vernachlässigen. Wie sehen Sie das?

Der Klimaschutz hat für diesen Senat eine hohe Priorität. Das sieht man am Koalitionsvertrag und daran, dass wir Bremen bis 2038 Klimaneutral machen möchten. Auf der anderen Seite haben wir seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes eine veränderte – man könnte auch sagen kompliziertere – Realität. Uns ist viel Geld für den Klimaschutz weggebrochen, sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene. Das hat uns ausgebremst, als wir gerade richtig Fahrt aufgenommen hatten. Da mussten wir neue Ansätze finden. Oft ist uns das auch schon gelungen.

Kathrin Moosdorf findet es wichtig den Grünanteil in den Stadtteilen zu erhöhen – als Anpassung an den Klimawandel. Foto: Schlie

Warum lohnt es ich auch kleine Projekte auf Stadtteilebene zu fördern, obwohl kaum messbar ist, wieviel CO2 dadurch eingespart wird?

Wir müssen schauen, was die großen Themen für die Menschen in den Stadtteilen bedeuten. Für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel ist es wichtig, dass wir den Grünanteil in den Stadtteilen erhöhen, dass wir Bäume haben, dass wir Flächen haben, wo Wasser versickern kann. Gleichzeitig sind solche grünen Orte gut für die Menschen. Es macht doch etwas mit den Menschen, wenn sie in einem Stadtteil mit viel Grün leben. Das steigert die Lebensqualität. Was mir noch wichtig ist: Menschen wollen etwas bewegen. Das können sie am ehesten vor der eigenen Haustür, im eigenen Stadtteil. Das ist nicht Klein, Klein. Das ist Bürgerbeteiligung. Und wir sehen, dass die Menschen solche Angebote gerne annehmen.

Zur Haushaltskonsolidierung hat Bremen die Energiestandards beim Bauen reduziert. Ist das eine kluge Entscheidung im Sinne der Nachhaltigkeit?

Bei allen Gebäuden müssen wir auf eine Gesamtbilanz gucken. Die energetische Sanierung spielt eine große Rolle. Die brauchen wir. Ich verschweige nicht, dass es mich schmerzt, wenn wir Standards senken. Wichtig ist aber eben auch, wie wir unsere Häuser klimaneutral beheizen. Und hier treibe ich als zuständige Senatorin die Wärmewende voran.

Wie schaffen Sie es, die Sparvorgaben, die für alle Ressorts gelten einzuhalten?

Nach der haushaltslosen Zeit galten bei uns im Ressort etwa zwei Monate Bewirtschaftungsmaßnahmen im städtischen Bereich. Ende August konnten wir das wieder aufheben. Wir haben wir einen hohen Finanzdruck und müssen jeden Euro zweimal umdrehen. Deshalb holen wir so viele Drittmittel wie möglich nach Bremen. Gerade mit Blick auf Umwelt und Naturschutz haben wir aus dem Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz rund zehn Millionen Euro nach Bremen und Bremerhaven holen können: für Bäume, für Parks, für Entsiegelungen und andere Maßnahmen. Damit sind wir bundesweit spitze.

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