Viele Tiere halten Teile des Adventsschmuckes für Nahrung und versuchen die vermeintlichen Beeren zu ergattern – oftmals mit schlimmen Folgen.Foto: Gundula Vogel auf Pixabay

Adventsschmuck kann zur Falle werden

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Nach Totensonntag sieht man überall in der Stadt, wie die Menschen Fenster, Vorgärten und Terrassen schmücken, um etwas mehr Heimeligkeit in die nun folgende Adventszeit zu bringen. Doch der schöne Brauch birgt auch Gefahren für Tiere und Umwelt, denn viele der Deko-Artikel bestehen oftmals aus Plastik, enthalten Weichmacher und sind häufig auch noch mit künstlichen roten Beeren bestückt. Draußen aufgehängt, können Drosseln und andere Vögel die vermeintlichen Beeren mit echten Beeren verwechseln und aufnehmen, diese Kunstfrüchte aber nicht verdauen – mit oft schwerwiegenden Folgen. „

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Aber auch Lametta, künstlicher Schnee und Kunststoffkugeln werden regelmäßig vom Wind verweht und gelangen so als Plastik in die Umwelt und auch in Tiermägen, weiß die Bremer Tierschutz- und Wildtier-Expertin Dr. Alexandra Dörnath, die die Tierarztpraxis Klein Mexiko und das Exoten-Kompetenz-Centrum leitet. Lametta sei grundsätzlich nicht biologisch abbaubar. Es gebe zudem noch immer bleihaltiges Lametta, welches insbesondere für Vögel eine Gefahr darstelle und im Grunde Sondermüll sei, so die Veterinärin.

Plastikartikel können zu Magendarmverschluss führen

Gerade an frostigen Tagen lässt es sich leicht beobachten: Auf der Suche nach Nahrung haben die Vögel die vermeintlichen Früchte am Adventsschmuck entdeckt und fliegen die Dekoration immer wieder an. Dabei „erbeuten“ sie oftmals rote Kugeln, glitzernde Schnüre und andere Deko-Artikel. „Zumeist führen unverdauliche Plastikartikel nach dem Abschlucken zu einem Magendarmverschluss“, berichtet Dörnath. Dies könne zum Tod der Tiere führen. „Wenn sich Plastik im Verdauungstrakt ansammelt, können die betroffenen Tiere bei vollem Magen verhungern“, schildert die Wildtierärztin die möglichen gefährlichen Folgen. Geschmückte Tannenzweige oder der glitzernde Weihnachtsbaum verführen nicht nur Haustiere zu einem bedenklichen Spiel. Stupsen Tiere etwa Tannenbaumkugeln an, können die fragilen Kugeln herunterfallen und zerbrechen. „An diesen Scherben können sie sich dann schnell Verletzungen zufügen“, warnt die Tierärztin. „Schlucken Tiere Glitzerketten ab, können sie meist nur durch eine Operation gerettet werden“, so Dörnath.

Unsichtbare Gefahren durch Chemikalien

Hinzu kämen unsichtbare Gefahren der Dekoration durch gesundheits- und umweltschädliche Chemikalien wie etwa Weichmacher, giftige Flammschutzmittel oder chlorierte Paraffine, die schädlich für die Umwelt seien und die Raumluft belasteten. „Gerade als Haustiere gehaltene Vögel, wie beispielsweise Sittiche oder Papageien, reagieren oft sehr empfindlich auf solche Luftbelastungen und Ausdünstungen. Sie leiden dann an Atemwegsproblemen oder sterben“, weiß die Tierschutz-Expertin. Dies gelte natürlich auch für Raum-Deos, die insbesondere in der Adventszeit benutzt würden.

Diese Schwarzdrossel hat artgemäße Nahrung gefunden: Ein liegen gebliebener Apfel im Garten. Foto: Bollmann

Auch Hund und Katze sind in der Adventszeit gefährdet

„Aber auch an unsere klassischen Haustiere wie Hund und Katze sind zur Adventszeit gefährdet. Dann nämlich ist besonders viel Schokolade im Haushalt offen zugänglich. Diese kann zu schweren bis hin zu tödlichen Vergiftungen eben bei Hund und Katze führen“, so Dörnath
Gleichermaßen stellen giftige Pflanzen, wie Amaryllis, Mistelzweige und Weihnachtsstern sowie Stechpalme, Eibe und Efeu Gefahren in der Adventszeit dar – am besten werden diese auch nicht über den Kompost entsorgt, denn das Risiko, dass sich einheimische Wildtiere daran vergiften, ist natürlich gegeben.
Ein weiteres Problem sei die Außenbeleuchtung in der Adventszeit, so die Wildtierärztin. „Es ist natürlich schön anzuschauen, wenn das Haus mit Lichtern festlich geschmückt ist“, so Dörnath. Es müsse aber immer mit bedacht werden, dass Tiere einen regelmäßigen Tag-Nacht-Rhythmus benötigen. „Wenn an der vorderen Hausfront dekoriert wird, so sollte zumindest in Innenhöfen oder im Garten auf leuchtende Deko verzichtet werden, damit Tieren dunkle Bereiche zur Verfügung stehen“, betont die Expertin.

Die Expertin Dr. Alexandra Dörnath aus der Tierarztpraxis Klein Mexiko  Foto: Bollmann

Dass man bei der Dekoration auch das Wohl der Tiere im Auge haben sollte, wiederholt sich auch nach dem Fest: Tannenbäume sollten nur frei von jeglichem Schmuck wie Lametta an den Straßenrand gestellt werden. Wie bei dem Adventsschmuck sollte stets darauf geachtet werden, dass Tiere nicht an der weihnachtlichen Deko verenden.
■ Falls Ihnen ein Thema rund um einheimische Wildtiere und auch Exoten unter den Nägeln brennt, schreiben Sie uns an martin.bollmann@weserreport.de eine Mail. mb

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