Die Zahl der bearbeiteten Straftaten im Land Bremen war 2024 so hoch wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Rund 105.300 Taten verzeichnet die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS), welche von Innensenator Ulrich Mäurer in dieser Woche vorgestellt wurde. Einen Aufschluss über die tatsächliche Anzahl an Verbrechen im vergangenen Jahr gibt die Statistik aber nicht. Der Grund: der starke Abbau von Bearbeitungsrückständen.
PKS zeigt zwei verschiedene Entwicklungen
„Es ist schon eine Besonderheit, die wie hier vorstellen können. Wir haben mehr bearbeitete Kriminalfälle, aber weniger neue Anzeigen – also zwei verschiedene Richtungen“, betont Mäurer. In die PKS fließen alle Fälle ein, die von der Polizei im vergangenen Jahr abgeschlossen worden sind, dazu gehören auch Delikte, die bereits in den Vorjahren begangen wurden.
Darin sieht Mäurer etwas Positives: „Dank einer großen Kraftanstrengung der Polizei konnten mehrere Tausend Vorgänge abgeschlossen werden. Rund ein Viertel der Alt-Fälle ist jetzt abgearbeitet“ Die Aufklärungsquote im Land Bremen ist leicht gesunken, von 47,8 Prozent im Jahr 2023 auf 45,5 Prozent im vergangenen Jahr.
Bremen werde sich mit der steigenden Anzahl der Fälle vom Ländertrend unterscheiden, erklärt Mäurer. Dort erwarte er eine Reduzierung. Dies liege auch an der Legalisierung von Cannabis und dem damit einhergehenden Wegfall eines Straftatbestandes.
Fokus auf Raub und Diebstahl
Ein besonderes Augenmerk legt der Innensenator auf das Thema Raub und Diebstahl. Beinahe 50 Prozent der verübten Straftaten in der Stadt fallen dabei in dieses Feld. Einerseits lobt Mäurer die Sonderkommission Junge Räuber. Durch deren Einsatz hätte sich die Anzahl der Raubdelikte am Hauptbahnhof und im Viertel verringert. Andererseits zeigt sich bei Diebstählen ein anderes Bild. Nur bei Wohnungseinbrüchen habe es laut PKS einen Rückgang gegeben, in den anderen Unterkategorien gab es teils deutliche Anstiege.
Insbesondere bei Ladendiebstählen (2023: 6.513; 2024: 9.467), als Grund für den starken Anstieg sieht man im Innenressort die Inflation und die wirtschaftliche Lage der Täterinnen und Täter. „Da muss man allerdings mitbetrachten, dass die Videoüberwachung inzwischen besser ist und viel mehr zur Anzeige gebracht wird“, ordnet Petra van Anken, Leiterin des Landeskriminalamtes, die Zahlen ein.
Opposition und Gewerkschaft kritisieren Ergebnisse der PKS
In der CDU sieht man sich durch diese Zahlen bestätigt, dass das Unsicherheitsgefühl der Bremerinnen und Bremer immer weiter zunehmen würde. Auch die Gewerkschaft der Polizei kritisiert, dass die Arbeitsbelastung für Polizeibeschäftigte immer weiter steige.
„Knappe Personalressourcen bei wachsender Kriminalität, eine sehr langsam anlaufende Digitalisierung und die zwingend erforderlichen Befugnisse für die Ermittlungsarbeit machen den Handlungsbedarf bei der Polizei deutlich“, so Nils Winter, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei Bremen.
Anzahl der Taten im Bereich sexueller Missbrauch von Kindern nahezu verdoppelt
Mit Sorge betrachtet Mäurer die Entwicklung im Themenfeld sexueller Missbrauch von Kindern. Seit 2015 habe sich die Anzahl der Taten auf 145 nahezu verdoppelt. In diesem Deliktbereich geht es auch um exhibitionistische Handlungen. „Das sind erschütternde Zahlen, die ich weder akzeptieren kann, noch will. Die Polizei wird hier weiterhin jeden Vorgang im Einzelnen betrachten, um eine Strafverfolgung ermöglichen zu können“, so Mäurer.
Mit Blick auf die Statistik stellt Mäurer abschließend klar: „Die PKS ist immer auch mit Vorsicht zu betrachten.“ Nicht alle Straftaten werden auch zur Anzeige gebracht, sodass sich ein großes Dunkelfeld ergebe.