Familien mit Babys und Kleinkindern erhalten in der Frühberatungsstelle Hilfe zu allen Themen rund um ihren Alltag mit Kind. Das Angebot ist finanziell gefährdet. Symbolfoto: Pixabay Familien mit Babys und Kleinkindern erhalten in der Frühberatungsstelle Hilfe zu allen Themen rund um ihren Alltag mit Kind. Das Angebot ist finanziell gefährdet. Symbolfoto: Pixabay
Haushaltsentwurf

Nullrunde: Hilfsangebote benötigen Sicherheit

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Das SOS Kinderdorf fürchtet um die Frühberatung für junge Familien bei einer Nullrunde für freie Träger

„Was jetzt wegfällt oder gekürzt werden muss, kann man nicht später irgendwann einfach wieder anklicken und neu starten“, sagt Lars Becker, Leiter des SOS-Kinderdorfs in Bremen. Becker und sein Team fürchten um einen entscheidenden Teil ihres Angebots, falls der Senat eine so genannte Nullrunde für freie Träger beschließt: Die Frühberatungsstelle Bremen-Süd für Familien, die das SOS Kinderdorf gemeinsam mit dem Amt für Soziale Dienste im Bremer Süden betreibt.

Einschnitte durch Nullrunde wirken weiter

Der Grund für Beckers Befürchtung ist der Entwurf für den Bremer Doppelhaushalt 2026/2027. Dieser sieht laut SOS-Leiter keine Anpassung der Sach- und Personalkosten für Zuwendungsempfänger, also freie Träger, vor.

Becker warnt: Ohne den Ausgleich steigender Kosten gerieten wichtige Angebote für Schwangere und junge Familien unter Druck. „Wenn es im Jahr 2026 eine Nullrunde geben soll, bedeutet das, Bremer Träger müssen ihre Angebote einschränken – und zwar nicht nur vorübergehend.“ Man wisse nicht, wie es dann 2027 weitergehen soll.

„Solche Einschnitte wirken weiter“, mahnt Becker, der insbesondere um die Frühberatung für Familien fürchtet.

Angebote müssten gestrichen werden

Bereits jetzt versucht das SOS Kinderdorf gestiegene Kosten zu kompensieren. In Huckelriede etwa kann nur noch eine offene Beratungsgruppe angeboten werden, in Woltmershausen ebenfalls. „Diese wäre dann eine der ersten, die eingekürzt werden müsste“, macht Ulrike Glingener von der Frühberatungsstelle deutlich.

Weitere Folgen finanzieller Einschnitte könnten laut Becker nicht nachbesetzte Stellen und weniger Honorarkräfte sein, zudem müsse bei auslaufenden Mietverträgen über eine Verlängerung nachgedacht werden. „Das Risiko steigt für uns und andere Träger immens. Den fehlenden Betrag auszugleichen ist auch für große Träger nicht einfach zu leisten“, erklärt Becker.

Familien brauchen Frühberatung

Im Rahmen der Frühberatung erleben die Fachkräfte täglich einen großen Unterstützungsbedarf bei Familien und werdenden Eltern. „Unsere Stärke ist es, Familien da abzuholen, wo sie sich befinden. Das kostet zwar viel Zeit, aber es entwickelt sich jeweils eine maßgeschneiderte Beratung“, erklärt Glingener.

Viele Familien, die das Angebot in Anspruch nehmen, können sich so weiter vernetzen, ihren Radius erweitern und sich austauschen. Sie erhalten zudem viele weiterführende Hilfen.

„Das Jugendamt kann das nicht auffangen. Viele Familien haben auch Ängste und Vorbehalte gegen das Amt. Bei uns öffnen sie sich, deshalb verweist das Jugendamt auch an die freien Träger“, weiß Hille Wältermann aus der Frühberatungsstelle.

Entscheidung steht noch aus

Noch sei nichts entschieden, sagt Nina Willborn, Sprecherin von Sozialsenatorin Claudia Schilling. Allerdings sei die Aufstellung des Gesamthaushaltes, auf die sich der Senat im Juni verständigte, eine große Herausforderung für alle Beteiligten, so die Sprecherin weiter.

Derzeit liegt der so genannte Eckwertebeschluss des Senats vor, laut Willborn ein Zwischenschritt im Verfahren der Haushaltsaufstellung. Die einzelnen Ressorts erarbeiten anhand des Eckwertebeschlusses ihren jeweiligen Haushaltsvorentwurf. Darin verteilen sie die ihnen zur Verfügung gestellten Finanzen.

„Nach den Sommerferien wird der Senat die Haushaltsentwürfe der Ressorts insgesamt bewerten. Dann befassen sich zunächst die Deputationen und Ausschüsse damit“, so Willborn weiter. Nach weiteren Befassungen in Senat und Bürgerschaft sei eine Lesung des Doppelhaushalts 2026/2027 für März 2026 anvisiert. Das Ziel sei es, die feien Träger auch weiterhin auskömmlich unterstützen zu können, so Willborn weiter.

Becker indes wünscht sich einen Dialog zwischen Politik und Trägern. „Bedeutet eine Nullrunde gleichzeitig eine dauerhafte Absenkung? Man könnte mögliche Szenarien gemeinsam besprechen. Wir brauchen Planungssicherheit. Die Fachkräfte und Netzwerke sind sonst weg“, warnt Becker.

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