Um der Wasserpest Herr zu werden, ist unter anderem eine Herbstmahd in weiten Teilen des Gewässers geplant. Foto: Schlie Um der Wasserpest Herr zu werden, ist unter anderem eine Herbstmahd in weiten Teilen des Gewässers geplant. Foto: Schlie
Wasserpest

Werdersee: Herbstmahd soll Wasserpest eindämmen

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Das Umweltressort prüft eine Reihe von Maßnahmen gegen eine erneute Ausbreitung der Wasserpest im Werdersee

Die schmalblättrige Wasserpest hat den Werdersee in diesem Sommer fest im Griff – sehr zum Ärger vieler Bremerinnen und Bremer, die den beliebten See bislang nur eingeschränkt zum Baden und für den Wassersport nutzen konnten. Nun kündigte die Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft, Kathrin Moosdorf, eine umfassende Maßnahme an: Im Herbst soll die Wasserpflanze großflächig gemäht und aus dem See entfernt werden.

Im Rahmen einer Informationsveranstaltung in der Neustadt konkretisierten die Vertreterinnen des Ressorts, Claudia Senger, Leiterin der Abteilung Wasser- und Deichrecht, sowie Martina Völkl, zuständig für die Qualität von Oberflächengewässern, die geplanten Maßnahmen. 

Fast 100 Menschen besuchten den Infoabend, deutlich mehr als erwartet. „Das zeigt, wie wichtig der Werdersee nicht nur den Neustädtern und Neustädterinnen ist“, ordnete Beiratssprecher Johannes Osterkamp ein. Unter den Gästen waren auch zahlreiche Jugendliche, die den See im Rahmen der Allgemeinverfügung nicht mehr oder nur noch eingeschränkt mit den Rudervereinen nutzen können. 

Wasserpest wächst 20 Zentimeter am Tag

Zunächst gab Biologin Völkl einen Überblick zur Wasserpest: Die schmalblättrige Wasserpest gehört zu den invasiven Arten und kam in den 1930er Jahren vermutlich über Belgien aus den USA nach Deutschland. Auch im Arberger Kanal ist sie seit 2020 zu finden. „Sie mag keine Strömung, dafür aber sehr viel Licht. Und das hat sie im relativ flachen Werdersee im Frühjahr ausreichend bekommen. Außerdem reichen ihr bereits Temperaturen ab 4 Grad Celsius, um zu wachsen“, so Völkl. Bis zu 20 Zentimeter am Tag kann die Pflanze wachsen.

„Wir wollen es der Wasserpest im Werdersee so ungemütlich wie möglich machen“, betonte Senatorin Moosdorf bereits vor der Veranstaltung im Rahmen der Umweltdeputation. Dafür sei nun zunächst eine Herbstmahd geplant.

Der Zeitpunkt sei bewusst gewählt, denn im Herbst bildet die Pflanze sogenannte Turionen – kleine Überwinterungsknospen, aus denen im Frühjahr neue Pflanzen entstehen. Werden diese Knospen mit der Mahd entfernt, könnten die Chancen der Wasserpest im kommenden Jahr deutlich gemindert werden.

Verbot wird wöchentlich geprüft

Bereits während der Badesaison hatten Einsatzkräfte zweimal die offizielle Badestelle von der Wasserpest befreit, um sicheres Schwimmen zu ermöglichen.

In allen anderen Bereichen war im Juli ein Bade- und Sportverbot ausgesprochen worden. Die DLRG hatte im Vorfeld darauf hingewiesen, dass Rettungsaktionen nicht mehr möglich seien, da die Pflanze sich um die Bootsmotoren und -schrauben wickele. Lediglich auf der Kleinen Weser ist Wassersport noch möglich – und nur mit Schwimmweste – da dort eine Rettung mit einem so genannten Seabob eingeleitet werden könne.

Wöchentlich werde zudem überprüft, ob die Allgemeinverfügung gelockert oder gänzlich zurück genommen werden könne, sagte Senger. 

Regatta soll stattfinden

Die jährlich im Mai stattfindende Ruderregatta soll aber stattfinden, so Völkl und Senger. „Die Frist für die Anmeldung ist Ende September. Die Regatta wäre nicht angemeldet worden, wenn wir die Zusicherung nicht gegeben hätten. Wir wollen die Regatta garantieren“, so Völkl. Trotzdem habe man aber alle Nutzer und Nutzerinnen des Sees im Blick.

Die erste Mahd beförderte gut 50.000 Tonnen Pflanzenmaterial aus dem Bereich an der Badestelle (etwa 20.000 Quadratmeter), der Einsatz dauerte neun Tage und verursachte Kosten in Höhe von etwa 28.000 Euro. Diese wurden seitens des Umweltressorts und des Sportressorts jeweils zur Hälfte getragen. Die zweite Mahd dauerte dann drei Tage und verursachte erneute Kosten von etwa 10.000 Euro.

Im Herbst sollen die Arbeiten auch auf größere Flächen ausgeweitet werden. Anders als im Sommer, wenn das Abmähen das Wachstum der Pflanze sogar fördern kann, verspricht die Maßnahme im Herbst nachhaltige Wirkung, heißt es aus dem Umweltressort.

Weitere Maßnahmen in Prüfung

Ob der See dann auch im Bereich des Naturschutzgebiets hinter der Erdbeerbrücke gemäht werden könne, sei derzeit in Prüfung, so Völkl. Aus dem Publikum wurde daran Kritik geäußert: Die Knospen würden mit der Strömung im Anschluss zurück in den restlichen Werdersee befördert.

Die geplante Aktion ist jedoch kostspielig: Da die Ausgaben voraussichtlich mehr als 50.000 Euro betragen werden, muss die zuständige Fachdeputation noch über die Durchführung entscheiden. Eine entsprechende Vorlage wird derzeit vorbereitet.

Parallel arbeitet die Umweltbehörde gemeinsam mit der Bremenports GmbH & Co. KG an einem langfristigen Konzept für das Management der Wasserpest. Dabei sollen neben der Wirksamkeit und den Kosten auch Natur- und Artenschutzbelange berücksichtigt werden. Ebenso wichtig: die Einbindung der Nutzerinnen und Nutzer des Sees. Welche Wünsche und Anforderungen die Bevölkerung an den Werdersee hat, soll in den kommenden Monaten erfasst werden.

Zu den zu prüfenden Möglichkeiten gehören auch eine mögliche Veränderung der Fließgeschwindigkeit des Wassers sowie die Erteilung einer Jagderlaubnis auf Gänse, die dem See mit ihrem Kot weitere Nährstoffe zuführen.

„Werdersee ist keine Badeanstalt“

Auch mit anderen Kommunen tausche man sich aus, erklärte Völkl: Am Steinhuder Meer etwa habe man auch mithilfe von Schwänen gute Ergebnisse erzielt. Zudem sei der Einsatz von Rotfedern oder Blässrallen denkbar und werde geprüft.

Ob ein Mähboot gekauft oder geliehen werde, müsse ebenfalls geprüft werden.

Die Pflanze samt Wurzel aus dem See zu entfernen sei vermutlich nicht möglich, so Völkl weiter. Der Werdersee ist mit einer Kleischicht abgedichtet. Würde man diese öffnen, um die Wurzeln zu entfernen, könne das Wasser in die Sandschicht darunter versickern und in der Neustadt für nasse Keller sorgen, so Völkl weiter.

Ziel bleibe es, den See in möglichst großen Teilen wieder nutzbar zu machen. Aber: der Werdersee sei eben auch ein Überflutungsgebiet, welches insbesondere die Neustadt vor Hochwasser aus der Weser schütze, so Ortsamtsleiter Uwe Martin. Der See sei ein Ökosystem, keine Badeanstalt, bestätigte auch Völkl. Man müsse auch künftig mit den klimatischen Veränderungen zurecht kommen.

Auf der Homepage der Senatorin für Umwelt finden Interessierte FAQ zum Thema Wasserpest im Werdersee.

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