„!Respect“-Konflikttrainerin Tina Uphoff zeigte den Kindern spielerisch und mit Bewegungsabfolgen, wie sie eine Konfliktsituation zunächst selbst lösen können. Foto: Schlie „!Respect“-Konflikttrainerin Tina Uphoff zeigte den Kindern spielerisch und mit Bewegungsabfolgen, wie sie eine Konfliktsituation zunächst selbst lösen können. Foto: Schlie
Sozialtraining

Respektvollen Umgang lernen

Von
Kinder der Grundschule Rablinghausen lernten Konflikte besser zu lösen

Stehen im Skateboardstand, gerade Haltung, die Hände am Körper, mit ernstem Gesicht cool bleiben und laut und deutlich sagen: „Stopp! Hör auf damit!“

Die 235 Schülerinnen und Schüler der Grundschule Rablinghausen lernten kürzlich, wie man respektvoll miteinander umgeht und Konflikte gemeinsam löst. Dafür hatten alle Klassen Unterstützung durch das Präventionsprogramm „!Respect“, des gemeinnützigen Vereins „!Respect“, das einen wertschätzenden Umgang an Schulen fördert.

Streitfälle zunächst selbst lösen

Konflikttrainerin Tina Uphoff zeigte Lehrkräften und Kindern in Verhaltenscoachings, wie ein soziales Miteinander an der Schule für alle funktionieren kann. Denn: Laut einer Studie des Instituts für Schulentwicklungsforschung (IFS) an der Technischen Universität Dortmund aus dem vergangenen Jahr macht jedes zweite Grundschulkind in Deutschland Erfahrungen mit Ausgrenzung und Gewalt. Das wirkt sich negativ auf das Lernen aus.

„Wir merken in den Pausen, dass Streit und Konflikte auch mit in den Unterricht getragen werden. Wenn sie erst dort gelöst werden können, geht wertvolle Unterrichtszeit verloren. Genauso ist es wichtig, dass wir ein gemeinsames Wording und gemeinsame Konsequenzen für No-Gos haben“, erklärt Schulleiterin Simone Lammers.

So käme es – zwar selten – auch an ihrer Grundschule vor, dass Kinder rassistisch beleidigt würden oder Mädchen unter die Röcke geschaut werde. „Das sind absolute No-Gos. Das wollen wir hier nicht und die Eltern auch nicht“, sagt Lammers.

Nachhaltiges Training

Entscheidend für die Wahl des entsprechenden Sozialtrainings war der Faktor Nachhaltigkeit, sagt die Schulleiterin. So wurden im Vorfeld auch alle Eltern und Angestellten der Schule in das Projekt einbezogen, außerdem sollten während der dreiwöchigen Projektphase alle Klassen teilnehmen. „Die Übungen werden künftig auch im Sportuntterricht wiederholt“, sagt Lammers. Je nach Klassenstufe wurde das Thema zudem altersgerecht im Unterricht behandelt.

Jede Klasse nahm an drei Workshops mit Trainerin Tina Uphoff teil, jeder dauerte 90 Minuten. Lammers ist zum Abschluss des Projekts überzeugt: Wenn alle daran mitarbeiten, wird es in Zukunft weniger Konflikte und Gewalt an der Schule geben. „Streit wird es trotzdem noch geben, die Frage ist aber, wie man ihn löst“, sagt Lammers.

Denn die Kinder lernten bei „!Respect“, dass sie sich in den meisten Streitfällen erst einmal selbst behaupten können und dass sie sich erst bei weiterer Eskalation fremde Hilfe holen sollten. So lernen sie, dass sie Konfliktsituationen gut selbst lösen können und ihr Selbstbewusstsein wird gestärkt.

Praktische Übungen werden wiederholt

„!Respect“ trainiert mit den Kindern nicht theoretisch, sondern handelnd. „Wenn man Dinge tut, lernt man sie auch besser“, ist Lehrerin Anja Elena Wilden überzeugt. Und so trafen sich die Kinder jeweils im Klassenverband mit ihrer Lehrkraft und Uphoff in der Sporthalle. Schon die respektvolle Begrüßung untereinander wird geübt: Immer den Namen des anderen dazu sagen, in die Augen schauen und lächeln. Dazu ein normaler Handschlag, Winken, oder eine verrückte Bewegungsabfolge als Handshake.

Spielerisch geht es weiter: Trainerin Uphoff geht reihum, lässt ihre gespielte schlechte Laune an den Kindern aus. Jedes angesprochene Kind soll dabei im Rollenspiel üben, Stopp zu sagen und die Situation zu beenden. Und hier kommt auch der Skateboardstand wieder ins Spiel:

Eine Bewegungsabfolge erleichtert den Kindern den richtigen Umgang in der Konfliktsituation. Sie stellen sich wie auf einem Skateboard stehend auf, nehmen eine gerade und aufrechte Körperhaltung ein, als würden sie ihren Reißverschluss bis unter das Kinn hochziehen, behalten ihre Hände am Körper und schauen ihrem Gegenüber fest in die Augen. „Stopp!“ sagen sie laut.

Erwachsene erst im letzten Schritt einbeziehen

Uphoff gibt Tipps: „Ihr dürft im Streitfall auf keinen Fall den anderen berühren, deshalb bleiben die Hände bei Euch. Um Euch selbst zu beruhigen, könnt ihr tief durchatmen und im Kopf bis zehn zählen“, empfiehlt sie. Außerdem sei es wichtig, direkt dazu zu sagen, womit aufgehört werden soll. Hilft das alles nichts, sollen die Kinder sich an eine Lehrkraft beziehungsweise erwachsene Person wenden, sagt Uphoff.

Lehrerin Wilden ist überzeugt: So ein Präventionstraining sollten alle Schulen standardmäßig haben.“ Finanziert wurde das Sozialtraining in Rablinghausen von der Stiftung Sparda-Bank Hannover, dem Schulverein der Grundschule Rablinghausen, dem Verein Freundeskreis Bremer Kinder in Not und dem Bündnis für Kinder.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren...

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner