„Normalerweise pflegen wir in Meyenburg die Sitte, miteinander zu reden, anstatt sich Briefe zu schreiben“, reagiert der Fraktionsvorsitzende der SPD im Kreistag, Björn Herrmann, gelassen auf die Kritik, die in einem offenen Brief an ihn formuliert wurde.
Besagtes Schreiben stammt von Tinka Schulze-Eickenbusch, einer Mutter aus Meyenburg. Ihren Brief versteht sie als Reaktion auf ein Rundschreiben der Schwaneweder SPD. In diesem bringt Herrmann einen neuen Kindergarten und die Kinderbetreuung in der Nähe des Schwaneweder Kreisels ins Spiel.
Nachmittagsbetreuung steht ganz oben auf der Liste
Auf diesem Papier bringt sie ihren Unmut darüber zum Ausdruck, dass es im Ortsteil Meyenburg seit Jahren massive Probleme in der Kinderbetreuung gebe. Ganz oben auf der Prioritätenliste stehe laut Schulze-Eickenbusch derzeit eine Nachmittagsbetreuung für Grundschulkinder.
„Viele Dinge in der Betreuung von Kindern haben wir Eltern selbst in die Hand genommen. Bis auf die Räumlichkeiten und kleinere Sachspenden kommt eigentlich wenig Unterstützung aus dem Rathaus“, beklagt sich die Mutter. Die betroffenen Eltern haben sogar den Schulverein Meyenburg „neu erfunden“, um von nun an Betreuer für ihre Kinder einstellen zu können. „So kann es nicht weitergehen“, macht Schulze-Eickenbusch deutlich. Sie hat sich darüber hinaus bei den Kommunalwahlen im September für die Partei „Die Linke“ zur Wahl aufstellen lassen.
Die Gesamtsituation nicht aus den Augen verlieren
„Allerdings spreche ich hier nicht als Parteimitglied, sondern als Mutter“, erklärt sie im Gespräch. In ihrem Brief an Björn Herrmann formuliert sie daher einen konkreten Wunsch: „Wir wollen, dass die Meyenburger Kinder von der Krabbelgruppe bis zur 4. Klasse hier bei uns im Ort betreut werden können“.
„Das wünsche ich mir auch“, entgegnet SPD-Ratsherr Herrmann, der wie Schulze-Eickenbusch in Meyenburg lebt. Allerdings müsse man als SPD auch auf die gesamte Gemeinde und nicht nur auf einen Ortsteil schauen. „Und das sage ich als Meyenburger“, so Herrmann weiter, der als Mitglied der regierenden Partei aber die Gesamtsituation nicht aus den Augen verlieren will.
Eltern bringen die Kleinen nach Schwanewede
Im Moment sei diese allerdings so, dass die „U3-Gruppe“ im Meyenburger Kindergarten eher zu viele als zu wenig Plätze zur Verfügung habe. „Viele Eltern aus Meyenburg setzen ihre Kinder auf dem Weg zur Arbeit eben lieber in Schwanewede ab, um dann beispielsweise weiter nach Bremen zu fahren“, so Herrmann. Soll sich die Situation in Meyenburg ändern, müssen seiner Meinung nach die Eltern ihre Kinder auch in den dortigen Einrichtungen anmelden.
„Böses Blut“ fließe laut Schulze-Eickenbusch zwischen den Fast-Nachbarn aber nicht – im Gegenteil. „Wir haben ein Treffen vereinbart. Dort wollen wir sehen, wie es für Meyenburg weitergehen kann. Ich habe den Eltern Gehör verschafft und somit mein Ziel erreicht“, sagt sie. Und auch Herrmann lenkt ein: „Sobald es konkrete Wünsche gibt, bin ich gesprächsbereit. Und das ist nun der Fall“, zeigt sich der Sozialdemokrat zuversichtlich.