„Ist das Kunst oder soll das weg?“, fragte sich auch Johanna Lindemann, als sie am Gotteshaus an der Schwachhauser Heerstraße/Friedhofstraße vorbei spazierte. Mit dem ersten Gedanken lag die Supermarktangestellte aus Schwachhausen genau richtig.
„Es handelt sich um die Installation ,Mare Nostrum‘ des Münchener Künstlers Peter Weismann“, erläutert Dirk von Jutrczenka, Pfarrer der St. Remberti-Gemeinde.
Titel spielt auf Not der Flüchtlinge an
Der Titel spielt auf die Situation der Flüchtlinge an, die nach wie vor versuchen, über das Mittelmeer einen Weg nach Europa zu finden. Bereits im Dezember 2015 entstand die Idee, gemeinsam mit Menschen aus Notunterkünften und aus der Gemeinde einen Raum zu bauen, der einen Sommer lang Ort der Begegnung sein soll.
Der Künstler plante, auf der Wiese vor St. Remberti einen begehbaren, kubusartigen, weißen Würfel zu errichten – mit besagter Installation im Inneren. Ein Auszug aus dem Konzept: Der Besucher tritt auf hellen Sand, der sich bis zu einer dunklen Wasserfläche ausbreitet, an deren Ufer ein weißer Stuhl steht.
Teelichter schwimmen auf dem Wasser. Ein Tropfen, der in Abständen auf den Wasserspiegel fällt, schlägt leichte Wellen, die sanft die Kerzenlichter bewegen. Besucher, Stuhl und Wasser spiegeln sich in einem Türrahmen auf der anderen Seite des Ufers.
Raum für Meditation aber auch Bühne
„Dieser Raum für Meditation soll für kurze Zeiten aber auch zur Bühne werden – für Musiker, Tee-Zeremonien und ähnliches“, so Dirk von Jutrczenka.
Die Grundsteine für das Projekt wurden tatsächlich jüngst gelegt und sind für jedermann sichtbar.
Inmitten des so abgezirkelten Areals platzierte Weismann zum Auftakt seiner Aktion Tisch und Stühle. Was für Unwissende zunächst wie ein Picknickplatz anmutete, war tags drauf ein Bild der Verwüstung.
Nächtlicher Vandalismus
„Unbekannte hatten tatsächlich nachts alles kaputt gemacht“, berichtet der Geistliche. Für den Künstler, der öfter Werke für den öffentlichen Raum anfertigt, ist Vandalismus nicht neu. Er machte aus der Not eine Tugend – das heißt, zunächst gar nichts.
Er gab der Installation vorerst nur einen neuen Titel: „Intervention“. Daraus wurde kurz darauf der „Dialog“. Die Arbeit als solches sorge ja jetzt schon für Kommunikation unter den Bürgern.
Dennoch will er seine ursprüngliche Idee weiter verfolgen, wenn auch aus familiären Gründen zeitversetzt.
Wer sich über den aktuellen Stand informieren möchte, kann das über die Internetseite der Gemeinde tun.