Harms am Wall-Geschäftsführer Hans Eulenbruch beim Prozessauftakt im Landgericht mit seinen Anwälten. Foto: Niemann Hans Eulenbruch am Montagmorgen auf der Anklagebank im Landgericht. Foto: Niemann
"Harms am Wall"

Eulenbruch kämpft vor Gericht oft mit den Tränen

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Am Landgericht Bremen hat am Montagmorgen der Prozess gegen Hans Eulenbruch und einen Mitangeklagten begonnen. Rund eineinhalb Stunden erklärte der Harms-Geschäftsführer seine Sicht und verlor mehrmals die Fassung.

Hans Eulenbruch bleibt dabei: Mit dem Brand, bei dem im vergangenen Mai „Harms am Wall“ ausbrannte, habe er nichts zu tun. Unbekannte hätten ihn zuvor ausgeraubt und dann das Feuer gelegt.

Detailliert schilderte Eulenbruch, was sich angeblich am Abend des 6. Mai abgespielt hat. Zwei maskierte Täter hätten ihn in seinen Büroräumen überfallen und ihn gezwungen, die Überwachungsanlage zu stoppen, bevor sie ihm Handy und Portmonee abgenommen und ihn in seiner Toilette eingeschlossen hätten.

Eulenbruch schildert die Tatnacht

Dort hat Eulenbruch seinen Angaben zufolge rund eine halbe Stunde ausgeharrt und dabei Geräusche von mehr als nur zwei Tätern gehört. „Plötzlich hörte ich krachende und berstende Geräusche“, erklärte Eulenbruch.

Daraufhin habe er in Panik die Tür eingetreten. Seinen Versuch, den in der Zwischenzeit gelegten Brand mit einem Feuerlöscher zu löschen, habe er aufgegeben, um aus dem Gebäude zu fliehen. „Als ich unten angekommen war, sah ich das erste Mal das ganze Ausmaß und brach zusammen“, sagte Eulenbruch und schluchzte auch im Gerichtssaal auf.

Mehrere Male kämpfte der 64-Jährige während seiner Aussage mit den Tränen, etwa als er über die Belastung sprach, die die anschließenden Ermittlungen gegen ihn für seine Familie und ihn bedeutet hätten und als er erzählte, dass sein Vater verstarb, während Eulenbruch noch in Untersuchungshaft saß.

Umsatzplus vor der Tat im April

Einen besonderen Augenmerk legte der Angeklagte bei seiner Aussage darauf, dass der ihm vorgeworfene Versicherungsbetrug haltlos sei. Wie das Unternehmen im Einzelnen finanziell dastand, wollte er allerdings nicht vor der Öffentlichkeit sagen.

Die Gewinne bewegten sich aber laut seinen Angaben in einem Rahmen, der „absolut okay“ war. Ein Eine-Million-Euro-Darlehen, das Harms bei seiner Übernahme durch Eulenbruch im Jahr 2001 gehabt habe, sei zum Tatzeitpunkt bis auf 65.000 Euro zurückgezahlt gewesen.

„Wir verfügten über eine sehr gute Liquidität“, so Eulenbruch. Alle Warenbestände seien bezahlt gewesen. Kurz vor der Tat im April habe Harms im Vergleich zum Vorjahr ein Umsatzplus in Höhe von 21,6 Prozent verzeichnet.

Außerdem habe das Unternehmen von sehr guten Mietkonditionen profitiert. Ein 30 Jahre lang geltender Mietvertrag habe einen Quadratmeterpreis von 5 bis 6 Euro garantiert.

Eulenbruch: „Motiv wurde konstruiert“

Eulenbruch ging auch auf einen vorangegangenen Streit mit seinem Vermieter ein. Vor Gericht hatte man sich darüber gestritten, ob und in welcher Form der Vermieter Mängel an der Immobilie beseitigen muss.

2008 sei Harms bei einem Vermieterwechsel ein neuer Mietvertrag über die Hälfte der Fläche zu einem deutlich höheren Preis angeboten worden, den Eulenbruch ausschlug. Von der Zerstörung des Gebäudes profitiert nach Ansicht des Angeklagten nur der Hauseigentümer, weil dadurch der für Harms am Wall günstige Mietvertrag obsolet wurde.

Eulenbruch sieht sich zu Unrecht verfolgt. “ Es wurde versucht, bei mir ein Motiv zu konstruieren“, warf er den Ermittlungsbehörden vor. „Es versetzt mich in Angst, Panik und Schrecken, wie man als Opfer einer Straftat in die Rolle eines Täters gedrängt werden kann.“

Befangenheitsantrag gegen Richterin gestellt

Die Verteidiger des 53-Jährigen, der mit Harms-Geschäfstführer Hans Eulenbruch angeklagt ist, haben zu Beginn der Hauptverhandlung einen Befangenheitsantrag gegen die vorsitzende Richterin Andrea Schneider und ihr beiden Kollegen gestellt.

Sie werfen dem Gericht vor, eine Zwei-Klassen-Justiz zu betreiben, weil es den Haftbefehl ihres Mandanten – anders als den von Eulenbruch – nicht außer Vollzug gesetzt habe.

Der 53-Jährige, der die Tat gemeinsam mit Eulenbruch geplant haben soll, sitzt bis heute in Untersuchungshaft.

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