Rückblende: Der 13-jährige Niklas Müller aus Delmenhorst spielt mit einem Freund auf dem Rangierbahnhof am Heidkruger Weg. Er klettert auf einen Tankwaggon, dann gibt es einen Knall. Der Starkstrom von der Oberleitung der Bahn tritt mit 15.000 Volt in den Körper des Jungen ein. Der Heranwachsende verliert in dieser Nacht den linken Arm und beide Unterschenkel. Es besteht die Gefahr eines Herzstillstandes, doch Niklas überlebt.
Niklas lässt die Billardkugeln sausen
Fünf Jahre später: Niklas wirkt glücklich als er im Kreis von Gleichgesinnten Billardkugeln über den Tisch sausen lässt. Nicht jeder Stoß sitzt, aber der Spaß an der Bewegung und auch der Stolz, so etwas zu können, sind ihm deutlich anzusehen. An den Sport herangeführt wurde der Heranwachsende von Torsten Meinken. Die beiden Delmenhorster lernten sich im Gesundheitszentrum Harlekin in Bremen kennen.
„Viele Billardvereine verlieren Mitglieder. Trotzdem widmen sie sich nicht ernsthaft Spielern mit einer Behinderung. Dabei muss diese nicht stören, denn es gibt im Fachhandel jede Menge Ausrüstung, die ihnen die Ausübung der Sportart ermöglicht“, sagt Meinken. Er will die gehandicapten Spieler und Spielerinnen ins Rampenlicht holen. Nicht um sie bloßzustellen, sondern um zu zeigen, wie gut sie sind beziehungsweise wie viel Spaß der Sport macht.
Ein Delmenhorster organisiert die ersten offenen norddeutschen Billard-Meisterschaften für Körperbehinderte
Der Delmenhorster organisiert aktuell die ersten offenen norddeutschen Meisterschaften für Körperbehinderte. Gespielt wird am 8. und 9. Oktober in Hamburg im Billardcafé Q-Pub. „40 Teilnehmer haben sich bereits angemeldet“, berichtet Meinken. Bislang gebe es nur für Rollstuhlfahrer eine deutsche Meisterschaft im Billard. „Unsere Veranstaltung richtet sich an alle Körperbehinderten mit einem Grad der Behinderung von 50 und einer sichtbaren Behinderung“, sagt Meinken.
Finanziell unterstützt wird er bei dem Mammutprojekt von zahlreichen Sponsoren. So hat zum Beispiel die Firma Harlekin eine Patenschaft für Niklas beziehungsweise die Firma Köhn & Plambeck für die unterschenkelamputierte Sylvia Lammers übernommen. „Die Paten tragen alle Kosten für ihren Schützling“, erklärt der Organisator.
Nähere Informationen zum Wettkampf findet man online. Darüber hinaus bietet Meinken Interessenten ein Billard-Schnuppertraining im Hardball Cafe an der Cramerstraße 183 an.