Rudolf Hickel ist empört über die Schließung des Kellogg‘s-Werkes in Bremen. „Das zeigt den blanken Zynismus eines Konzerns gegenüber seinen Standorten“, sagt der Bremer Wirtschaftswissenschaftler dem WESER REPORT.
Er verweist darauf, dass die 250 Mitarbeiter des Bremer Werkes erhebliche Zugeständnisse gemacht haben, etwa bei der Arbeitszeit und der Einführung eines Sieben-Tage-Schichtmodells. „An den Gewerkschaften hat es nicht gelegen“, so Hickel.
„Üüberhaupt keine Bindung an den Standort“
Das Unternehmen habe seine Standorte kühl durchgerechnet – in Spanien, Großbritannien und Polen – und entschieden, Bremen zu schließen. „Es gibt überhaupt keine Bindung an diesen Standort mehr“, bemängelt Hickel.
Am Montag hatte Kellogg‘s bekannt gegeben, bis 2018 die Produktion in Bremen komplett einzustellen. Schon vor knapp zwei Jahren war die Verwaltung komplett nach Hamburg verlegt worden. „Wir haben es versäumt, ein Frühwarnsystem aufzubauen“, fügt Hickel selbstkritisch hinzu. Dies sei auch eine Aufgabe für die regionale Wirtschaftswissenschaft.
Bürgermeister müsse sich jetzt einschalten
Jetzt müsse sich der Bürgermeister einschalten, meint Hickel, und sich direkt an den Konzern wenden – „mit dem Impetus der Empörung“. Carsten Sieling werde die Schließung nicht verhindern können, aber vielleicht hinauszögern. Und er könne die Mitarbeiter so bei den Verhandlungen um einen Sozialplan unterstützen. Noch ist unklar, ob und wie der Bürgermeister sich einschalten wird.
Dafür ist eine harte politische Debatte entbrannt, darum, ob der Senat es versäumt hat, rechtzeitig vor der Entscheidung mit Kellogg‘s zu verhandeln. Wirtschaftssenator Martin Günthner und Bürgermeister Sieling waren am Montag überrascht und bedauerten die Entscheidung von Kellogg‘s.
Kellogg’s-Schließung bitter für Industriepolitik
CDU-Wirtschaftsexperte Jörg Kastendiek meint, nach der Verlagerung der Verwaltung hatte der Senat angekündigt, mit dem Unternehmen über den Erhalt des Standortes zu verhandeln. Es sei unklar, ob dies geschehen sei. Kastendiek: „Der Erfolg ist jedenfalls ausgeblieben. Das ist auch für die Zukunft der bremischen Industriepolitik bitter.“
Nach dem Aus für Coca Cola, Kaffee HAG und Kellogg’s müsse der Senat seine wirtschaftspolitische Strategie überdenken, meint Klaus-Rainer Rupp, Vize-Fraktionschef der Linken. Es gebe einen „Masterplan Industrie 2015“ des Senats mit vielen Maßnahmen, in diesem komme die Nahrungsmittelbranche aber gar nicht vor.