SPD, Grüne und Linke wollen, dass Bremer Stadtteile gleichmäßig mit Hausärzten versorgt sind. Bisher wird der Bedarf nur auf Stadtbezirksebene (Nord, Süd, Ost, West und Mitte) ermittelt. In einigen Stadtteilen droht laut den gesundheitspolitischen Parteisprechern daher Unterversorgung.
Bremen als Ganzes hat viele Hausärzte
Die Zahlen für Bremen sehen erst einmal gut aus: Laut Kassenärztlicher Vereinigung (KV) ist der Bedarf an Hausärzten zu 111 Prozent gedeckt. Kein Bundesland hat eine bessere Quote.
Doch die Ärzte sind nicht gleichmäßig innerhalb der Bezirke verteilt. Im Bezirk West etwa kommen in Walle und Findorff statistisch je 90, beziehungsweise 92 Ärzte auf 100.000 Einwohner – in Gröpelingen aber nur 71.
Brauchen sozial benachteiligte Stadtteile mehr Ärzte?
„Gerade in Gröpelingen ist die Versorgung aus meiner Sicht gefährdet“, so Bürgerschaftsabgeordnete Kirsten Kappert-Gonther (Grüne). „Es gibt mehr chronisch Kranke und Leute mit Sprachbarrieren, die mehr Zeit beim Arzt benötigen. Dort müssten also eigentlich mehr Ärzte sein als anderswo.“
Gröpelingen wird immer wieder als Brennpunkt in Bezug auf die Versorgung genannt. Tatsächlich liegt es in der Ärzteversorgung nach reinen Zahlen aber genau gleichauf mit Schwachhausen und steht viel besser da als etwa Hemelingen (46 Hausärzte auf 100.000 Einwohner).
Doch egal, welcher Stadtteil im Ranking am schlechtesten abschneidet: Gleich verteilt sind die Ärzte über die Stadtteile nicht (Übersichtskarte unter weserreport.de/Arztkarte).
Wie wichtig die Nähe des Arztes ist, ist umstritten
Die KV sieht dennoch keinen Grund, dagegen anzugehen. Sie argumentiert mit einer Studie ihrer Kollegen aus Hamburg. Danach besuchen die meisten Patienten gar nicht die nächstgelegene Praxis, sondern nehmen freiwillig längere Wege in Kauf. Entscheidend für die Wahl des Arztes seien eher Empfehlungen, als der Wohnort.
„Es ist also nicht nötig, einen Hausarzt direkt vor der Tür zu haben“, so Christoph Fox, Sprecher der KV in Bremen. Stephanie Dehne, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD, sieht das anders: „Gerade für ältere Menschen ist es wichtig, dass Hausärzte fußläufig zu erreichen sind.“
Landespolitik hat keine gesetzliche Einflussmöglichkeit
Gesundheitssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD) kennt das Problem der ungleich verteilten Hausärzte. Demnächst plant sie ein Treffen mit der KV zur „kleinräumigeren Bedarfsplanung“.
Doch mehr als ansprechen kann sie das Thema nicht: „Vom Bundesgesetzgeber ist keine Einflussmöglichkeit auf die Bedarfsplanung der Kassenärztlichen Versorgung vorgesehen“, teilt Sprecher Malte Hinrichsen mit.
In einem Punkt sind sich aber alle einig: Leichter wird es für Bremer Patienten in Zukunft wohl nicht. In den nächsten zehn Jahren gehen 30 bis 40 Prozent der Hausärzte in Ruhestand. Dann geht es um die Nachfolgersuche.