Talfahrt gebremst, Moral bewiesen und nach zweifachem Rückstand noch einen Punkt geholt. Der SV Werder hatte nach Wochen der Erfolglosigkeit gestern beim Nordderby gegen den Erzrivalen Hamburger SV durchaus Grund zur Freude – wäre da nicht diese erneut katastrophale Defensivleistung und die insgesamt schwache Gesamtleistung der Truppe von Alexander Nouri.
Das 2:2 beim Tabellenletzten zeigte auf, woran es bei den Grün-Weißen nicht es erst seit gestern mangelt: Das Abwehrverhalten ist in vielen Situationen amateurhaft und im Spiel nach vorne gibt es kein wirkliches Konzept. Vieles baut auf die individuelle Klasse einzelner Akteure. Dazu spielt die Mannschaft eklatant viele Fehlpässe: Gegen den HSV fanden gerade mal 66 Prozent der Zuspiele den Weg zum Mitspieler – absolut nicht bundesligatauglich.
Doppelpack von Gregoritsch
Dass es nach den zwei Treffern von Michael Gregoritsch (3. und 28.) gestern doch noch zu einem Unentschieden reichte, hatten die Bremer der ebenfalls sehr instabilen Defensive der Gastgeber zu verdanken, die bei den Toren von Fin Bartels (14.) und Serge Gnabry (45.) fast andächtig Spalier standen.
Es zeigte sich vor allem in der vogelwilden ersten Hälfte, warum der HSV (27 Gegentore) und Werder (31) die schlechtesten Abwehrreihen der Liga stellen. Von Ordnunng und Kompaktheit fast keine Spur, die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen stimmen nicht und dazu gibt es immer wieder individuelle Fehler.
Kaum Offensivaktionen nach dem Wechsel
Nach dem Seitenwechsel sah das ein wenig anders aus. Beide Teams verteidigten nun konzentrierter, allerdings ging das besonders bei Werder auf Kosten der Offensivleistung.
Trotz einiger vielversprechender Ballgewinne im Mittelfeld fehlte es den Grün-Weißen an Durchschlagskraft und Zielstrebigkeit, um ein drittes Tor, das möglicherweise den Sieg bedeutet hätte, zu erzielen.
Umso unverständlicher, dass Nouri dann in der Schlussphase Gnabry vom Platz nahm. Der Flügelstürmer, der gestern in seinem fünften Auswärtsspiel in Folge getroffen hat, wäre vielleicht in der Lage gewesen, mit einer Einzelaktion das Spiel zu entscheiden.
Höhepunkte:
3. Minute: 0:1 – Holtby flankt von der rechten Seite. In der Mitte kann Gregoritsch unbedrängt aus sechs Metern einköpfen.
13.: Erste Offensivaktion für Werder. Bartels spielt steil auf Gnabry. Dessen Schuss aus 14 Metern geht rechts am Tor vorbei.
14.: 1:1 – Kruse spielt einen cleveren Ball auf Fritz, der auf Bartels weiterleitet. Kurzer Wackler gegen Santos und Bartels trifft aus acht Metern ins kurze Eck zum Ausgleich.
20.: Wieder kommt Gregoritsch zum Kopfball. Dieses Mal geht der Ball aber zwei Meter neben das Tor.
26.: Müller versucht es aus der Distanz. Sein Schuss geht nur knapp über den Werder-Kasten.
28.: 1:2 – Junuzovic und Veljkovic grätschen gegen Müller ins Leere. In der Mitte muss Gregoritsch aus kurzer Distanz nur noch den Fuß hinhalten.
38.: Bartels kommt nach einem Patzer von Ostrzolek zum Abschluss. HSV-Keeper Mathenia klärt mit einem Blitz-Reflex.
45.: 2:2 – Gnabry zieht mit Tempo in den Strafraum und schiebt den Ball dann mit viel Gefühl ins lange Eck.
82.: Bauer flankt auf den eingewechselten Pizarro. Dessen Kopfball ist aber kein Problem für Mathenia.