Von Henrik Bruns
Als einen „leidenschaftlichen, verlässlichen und sehr heimatverbundenen Politiker“ habe er Wilhelm Hogrefe über Jahre „kennen und schätzen gelernt“, unterstrich Peter Bohlmann. Auch der Landrat selbst als Überbringer der Auszeichnung vom Bundespräsidenten konnte praktisch bestätigen, was seinen Duzfreund, den CDU-Kreisfraktionschef, auszeichnet: „Du bist auf Fachlichkeit bedacht und dabei offen für Einwände. Du kannst zuhören und versuchst, andere Meinungen zu integrieren und einen Ausgleich der verschiedenen Interessen herbeizuführen.“
Dabei wollte der 1949 geborene Luttumer Wilhelm Hogrefe, der schon in jungen Jahren gemeinsam mit Bruder und Mutter den Tod seines Vaters verschmerzen musste, einst vor allem eines sein: ein guter Landwirt. Doch als Anfang der 1970er Jahre an Niedersachsens Schulen Lehrer für Naturwissenschaften fehlten, wurden kurzerhand rund 3.000 Quereinsteiger eingestellt – unter ihnen auch der damals 22-jährige Kirchlintler als inzwischen studierter Agraringenieur.
Vier Wahlperioden im Landtag
Bis in die 90er Jahre war Hogrefe dann Realschullehrer in Achim und zudem in die Ausbildung künftiger Lehrkräfte in Verden involviert. Ab 1994 wechselte der Ehemann und Vater zweier Töchter für vier Wahlperioden als CDU-Landtagsabgeordneter nach Hannover und wirkte dort fortan an Haushalt und Finanzen, Agrarpolitik und Umwelt sowie Bildung mit; zudem war er europapolitischer Sprecher seiner Fraktion. Über all die Jahre führte er bis heute den elterlichen Hof in Luttum im Nebenerwerb weiter.
Das Bundesverdienstkreuz jedoch erhielt der 67-Jährige für sein ehrenamtliches Engagement in der Lokalpolitik: Vom Großvater zu Toleranz und politischer Denkweise ermuntert, gründete Hogrefe 1970 den Junge-Union-Kreisverband mit, und zog zwei Jahre später 23-jährig für die CDU in den Verdener Kreistag ein. Inzwischen gehört er diesem Gremium im 44. Jahr an. „Damit bist du mit Abstand der dienstälteste Abgeordnete im Verdener Kreistag“, betonte der Landrat in seiner Laudatio.
Dankesrede von Hogrefe
Mit der Entwicklung der Schulen, dem Ausbau von Verkehrsprojekten, Dorferneuerung, Landwirtschaft und Energiepolitik sowie Arbeit und Ausbildung nannte Bohlmann einige der zahlreichen Kernthemen aus Hogrefes kommunalpolitischem Wirken. Auch habe der Landkreis von 2007 bis 2013 dank seiner Mitwirkung 35 Millionen Euro an EU-Fördermitteln einwerben können. Für Bohlmann ist Hogrefe ein „Anwalt unserer Region auf Landesebene“.
Mit einer Dankesrede, in die er zahlreiche der geladenen Gäste persönlich einbezog, gab der Geehrte anschließend gleich eine weitere Kostprobe seiner weltoffenen Art, mit der er Menschen aus unterschiedlichen Lagern zusammenzuführen versteht.