„Es gibt ja nur wenige Künstler, die sich der naiven Malerei verschrieben haben. Und er gehört zu den Besten“, sagt der Galerist Jochen Mönch über Henry Dieckmann. Für beide ist jene Ausstellung, die am kommenden Sonntag, 15. Januar, in Oberneuland eröffnet wird, etwas Besonders. Denn die zwei sind sich auch freundschaftlich verbunden.
„Kennengelernt haben wir uns durch Jürgen Schmidt in Grashoff‘s Bistro – vor Urzeiten, als das noch in der Sögestraße war“, sagt der Kreative, der 1933 in Fischerhude geboren wurde und mittlerweile in Findorff lebt.
Kunst gegen Lebensmittel getauscht
In Oberneuland wird er 30 Bilder ausstellen. „Alle gemalt in Öl auf Holz“, sagt der Mann, dessen Fähigkeiten schon als Schüler für Aufmerksamkeit sorgten. Sein Zeichenlehrer ermunterte ihn in Kriegszeiten, Kinderbücher zu illustrieren.
„Mein Mentor schrieb Texte dazu und wir haben die gesammelten Werke auf Bauernhöfen gegen Kartoffeln und andere Lebensmittel getauscht“, erinnert sich Dieckmann. Dennoch galt Kunst damals als brotlos, also entschied er sich für eine Ausbildung zum Maschinenschlosser bei der Deutschen Bundesbahn. Doch gleich im ersten Lehrjahr geriet sein linker Arm in eine Fräsbank und wurde abgerissen.
Austellung heißt „Leben wie Gott in Frankreich“
Ein Schicksal, das auch ein Quentchen Gutes hatte: Dieckmann wurde in die Logistikabteilung des Unternehmens versetzt und schlug eine Beamtenlaufbahn ein. Da man seine Fingerfertigkeit erkannte durfte er von diesem Posten aus auch „die Weichen stellen“, wenn es darum ging, das Unternehmen als eine Art „Kreativdirektor“ ins Rampenlicht zu setzen. Plakate zu Festivitäten der Bundesbahn stammen aus seinem Atelier. Und auch die Farben, die den ICE zieren, hat der Wahlbremer mitbestimmen dürfen. Außerdem wurde mit seinen Bildern lange für die Zigarettenmarke „Gitanes“ geworben.
Die meisten Szenen spielen in Paris, jener Stadt, der sich der Familienvater besonders verbunden fühlt. „Deshalb habe ich die Ausstellung auch ,Leben wie Gott in Frankreich ‚ genannt“, sagt Jochen Mönch. „Aber ich habe hier beispielsweise auch eine Arbeit hängen, die Fischerhude im Schnee zeigt“, fügt er hinzu.
Letzte Austellung von Dieckmann
Interessierte sollten die Chance nutzen, all diese noch einmal „en bloc“ zu betrachten. „Es wird wohl meine letzte Ausstellung sein,“ meint Dieckmann. Den Pinsel hat er trotzdem noch nicht aus der Hand gelegt. „Um die zehn Bilder male ich wohl noch pro Jahr“, berichtet er. Auftragsarbeiten, wie er sie früher ebenfalls angenommen hat, mache er folglich nur noch, wenn sie ihn besonders reizten.
Die Vernissage von „Leben wie Gott in Frankreich“ in der Galerie Mönch, Oberneulander Landstraße 153, ist am Sonntag, 15. Januar, 17 Uhr. Der Künstler wird anwesend sein. Ansonsten können Interessierte die Ausstellung bis 12. Februar jeweils sonntags, 16 bis 19 Uhr, sowie unter telefonischer Vereinbarung unter 25 66 52 ansehen.