Neuer Kaffeetrend in Bremen: Es geht nicht mehr um den schnellen Wachmacher, sondern ums Genießen. Foto: Schlie Neuer Kaffeetrend in Bremen: Es geht nicht mehr um den schnellen Wachmacher, sondern ums Genießen. Foto: Schlie
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In Bremen entwickelt sich eine neue Kaffeekultur

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Viele stürzen ihn nach dem Aufstehen hastig herunter oder vernichten ihn becherweise im Büro: Kaffee. In Bremen formiert sich jetzt eine Bewegung, die den flüssigen Wachmacher wieder zu dem machen will, was er mal war.

  Historisch gesehen ist Bremen mit großen Produzenten wie Jacobs und Melitta eine echte Kaffeestadt. Barista Nils Ando sagt trotzdem, dass er eine „Kaffewüste“ vorgefunden habe, als er vor drei Jahren nach Bremen kam. „Kaffee ist ein Thema, mit dem sich die Leute nicht genug beschäfigen“, meint der 29-Jährige, der heute im Papp-Café in der Neustadt für die Zubereitung von hochwertigem Spezialitätenkaffee zuständig ist. „Bremen hinkt hinterher“, sagt er mit Blick auf andere Städte und ihre Genusskultur. In der jüngeren Zeit tut sich aber einiges: Unter anderem im Yellow Bird Café in der Neustadt, im Noon im Theater am Goetheplatz und bei Harbour Coffee im Viertel wird der Muntermacher wieder zelebriert.

Bremer Baristas auf Kaffee-Mission

Viele Verfechter dieser neuen Bewegung beziehen ihre Spezialitätenprodukte von der Bremer Rösterei „Cross Coffee“. Wer sich mit Inhaber Oliver Kriegsch unterhält, könnte meinen, es mit einem ausgemachten Weinkenner zu tun zu haben – auch wenn er natürlich über Bohnen und nicht über Trauben redet. „Kaffee hat über 800 Aromen“, schwärmt er. Seine Mission ist eindeutig: „Wir versuchen, Aufklärungsarbeit zu leisten und zu zeigen, dass Kaffee mehr als nur braunes Wasser ist.“ Kriegsch gehört zu den Bremern, die eine neue Genusskultur in der Stadt etablieren wollen. „Bei Spezialitätenkaffee kommt es darauf an, den Kaffee zu genießen“, erklärt Kriegsch. Die Herkunft spielt ebenso eine Rolle: Die Bohnen stammen aus nachhaltigem Anbau und auch die Produzenten in Guatemala, Kenia oder Peru soll einen fairen Preis für ihre Produkte bekommen.

Spezialitätenkaffee ist deutlich teurer

Auf Zwischenhändler wird deshalb so weit wie möglich verzichtet – und auch der Verkaufspreis ist höher. „Spezialitätenkaffee kann schon mal doppelt so teuer sein“, sagt Kriegsch. Trotzdem gehörten zu den Kunden in seiner Rösterei nicht nur Bremer mit dickem Geldbeutel, betont er. Auch Thorsten Inbusch, der seit 2014 mit seinem Bremer Straßencafé über die hiesigen Märkte zieht, sind die Philosophie und die Herkunft des Produkts, das bei ihm in die Tassen kommt, besonders wichtig. „Was die meisten heute mit Kaffee verbinden, sind Röstaromen und nicht der eigentliche Geschmack“, sagt er.

Keine Konkurrenz unter Konkurrenten

Die häufig heller gerösteten Spezialitätenbohnen aber böten eine große Bandbreite an Aromen, darunter Nuss- und Schokolade. Erstaunlich: Obwohl sich an mehreren Stellen der Stadt Gastronomen der neuen Kaffeekultur verschreiben, betrachten sie sich nicht als Konkurrenten. „Ich empfehle Kunden auch oft andere gute Cafés“, sagt Imbusch. So könnten Kunden die Vielfalt des schwarzen Heißgetränks selbst kennenlernen.

Kaffee-Experten zeigen heute „Latte Art“

Dass die Vertreter der neuen Bremer Genussbewegung ihr Lieblingsprodukt besonders zelebrieren, macht sich auch an der Optik der Heißgetränke bemerkbar. „Latte Art“ heißt die Kunst, mit Milchschaum und Espresso kleine Bilder auf den Cappuccino zu zaubern. Wer das in Bremen besonders gut kann, soll am Sonntag, 15. Januar, bei einem Wettbewerb ermittelt werden. Los geht es ab 14.30 Uhr bei Cross Coffee, Use Akschen 91. Wer sich Tricks abgucken oder sogar mit den Profis messen will, ist herzlich eingeladen. Teilnahme und Eintritt sind kostenlos.

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