Schon lange bevor sich die Türen der Tafel-Ausgabestelle öffnen, stehen Menschen davor, unterhalten sich und warten aufeinander. Für sie ist der wöchentliche Termin auch ein Treffen mit Freunden und Bekannten, weiß die Ehrenamtlerin Hannelore Vogel.
Gute Erreichbarkeit in Burg
Sie sieht den Umzug nach Bremen-Nord mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Ich wäre gerne im Westen geblieben. Der Abschied war schwer. Auch weil einige Kunden nicht nach Bremen-Nord kommen können. Die werde ich vermissen“, sagt die 70-Jährige. Schön sei allerdings, dass die neuen Räume in Burg so nah am Bahnhof lägen und so für viele andere gut zu erreichen sind.
Vogel hilft seit über 15 Jahren bei der Bremer Tafel, Lebensmittel zu sortieren und auszugeben, Bezugskarten auszustellen und zu kassieren. Es ist ihr „Fulltime-Job“, seit sie selber in Rente gegangen ist.
Räume in Gröpelingen geschlossen
In Gröpelingen musste der Verein seine gerade renovierte Ausgabestelle schließen, weil das Gebäude abgerissen werden soll. An gleicher Stelle wird eine Kita entstehen. Dort hatte die Bremer Tafel seit 1997 gemeinsam mit der evangelischen Kirche die Ausgabestelle aufgebaut und betrieben.
2001 der Umzug zum Sozialwerk der Freien Christengemeinde, 2011 ein weiterer – die Räume reichten nicht mehr aus.
Neuen Standort gefunden
Ein Dreiviertel Jahr hat die Suche nach einer neuen Immobilie gedauert – nun verteilen die Freiwilligen seit Anfang Januar an der Bremer Heerstraße die Lebensmittel an Menschen, die Arbeitslosengeld II oder eine geringe Rente beziehen.
Sie bezahlen für den Einkauf bei der Tafel eine Spende in Höhe von 2 Euro als Einzelperson und 3 Euro für einen Mehrpersonenhaushalt. In der alten Segelmacherei werden an fünf Tagen in der Woche Menschen mit allem versorgt, was Supermärkte und Lebensmittelproduzenten spenden: Überproduktionen, Restbestände oder Waren nah am Verfallsdatum.
Weitere Helfer gesucht
Bis zu 400 Menschen nutzten das Angebot in Gröpelingen, in Burg sind es derzeit noch weniger. „Es werden aber wieder mehr werden. Und denen, die nicht mehr kommen können, bringen andere Kunden etwas mit“, sagt Uwe Schneider, erster Vorsitzender des Vereins Bremer Tafel.
Rund 20 Mitarbeiter kümmern sich in Burg um alles, was anfällt: fahren, sortieren, ausgeben. „Wir können noch weitere Hilfe gebrauchen, vor allem aus der Region“, so Schneider weiter.
Helfen soviel man kann
Werner Dose etwa kommt zweimal in der Woche aus Walle nach Burg. Der 79-Jährige hat Spaß an der Arbeit: „Wenn ich könnte, würde ich häufiger kommen“, sagt er. Ein weiterer Helfer ist Faisal Ahmadie. Er kommt aus Afghanistan, lebt nun in Bremen.
Da Ahmadie nicht arbeiten durfte, fragte er bei der Tafel, ob er helfen könne. „So will ich auch mein Deutsch verbessern. Ich bin sehr gerne hier, es ist wie eine große Familie“, sagt Ahmadie, der an fünf Tagen in der Woche aushilft.
Auch Flüchtlinge sind berechtigt
Unter den Kunden sind auch viele Flüchtlinge. Schneider hat gerade damit begonnen, Kontakt zu den Übergangswohnheimen in Bremen-Nord aufzunehmen. So soll das Angebot und System den Bewohnern besser erklärt werden können.
„Die Zahl unserer Kunden ist durch den Zuzug der Flüchtlinge nicht sehr viel gestiegen, aber unser System bereit manchmal Schwierigkeiten“, sagt der Vorsitzende. Jeder Berechtigte hat ein bestimmtes Zeitfenster, zu dem er oder sie den Einkauf machen kann.
Alle Kunden verstehen sich
So ist sichergestellt, dass für jeden die gleichen Produkte zur Verfügung stehen und es nicht zu einem großen Gedränge kommt.
Die Kunden untereinander verstehen sich gut: „Für Fremdenhass haben wir hier auch absolut keinen Platz“, sagt Vogel vehement.
Wer Interesse daran hat, die Bremer Tafel in Burg personell zu unterstützen, meldet sich unter 434 19 59 oder per Mail an brementafel@nord-com.net