Nach der ersten Verwirrung über die dörfliche Anmutung der Bühnenkulisse wird der Betrachter, gerade auch durch den düsteren, verlebten Charme des geschickten, drehbaren Bühnenbildes, mit vielen ineinander verschachtelt angelegten Räumen, immer stärker fasziniert. Der Regisseur Paul Esterhazy hat auch seine Charaktere, ganz gleich ob Gott oder Mensch, wie boshafte, hinterlistig agierende, teils dümmliche, teils vulgäre, teils ausgesprochen gewitzte und selten sympathische Persönlichkeiten angelegt. Über alles legt sich wie ein roter Faden die wunderbare Musik von Richard Wagner, exzellent vorgetragen vom Oldenburgischen Staatsorchester.
Boshaft, vulgär und ausgesprochen gewitzt
Zum Inhalt: Nachdem die drei Rheintöchter, hier wunderbar dargestellt als von Dampfschwaden umhüllte Wäscherinnen, den Nibelung Alberich verspotten, klaut er ihnen das Rheingold, verflucht die Liebe und schmiedet sich daraus einen Ring, der seinem Besitzer „maßlose Macht“ schenkt. Als Wotan und Loge ihm das wertvolle Stück trickreich entwenden, verflucht er ihn: Fortan soll der Ring seinen Besitzer knechten und mit Sorge, Neid und Furcht erfüllen.
Erstes Opfer des Fluchs ist der Riese Fasolt, der von seinem Bruder Fafner im Kampf um das Gold erschlagen wird. Fafner rafft Gold und Ring und zieht sich damit zurück, um den Hort drachengleich zu bewachen. Schweren Herzens lässt Wotan ihn entschwinden und zieht mit seiner Familie in das – von Fasolt und Fafner neugebaute – herrschaftliche Domizil „Walhall“. Dort wird er in Ruhe eine Strategie entwickeln, mit der er sich den Ring zurückholen kann.
Großartige Oper mit einem Schuss Humor
Trotz des großen Namen Wager, hat es sich Esterhazy erlaubt, bitterböse, hurmorvolle Szenen in das Stück einzubauen. Zum Glück muss man sagen. Denn diese erfrischenden Momente, etwa wenn sich der einsame Alberich mit einem Porno vergnügt oder Wotan wie ein Manager „Deals“ austüftelt, bei denen vor allem er als Sieger feststeht, geben der Inszenierung Leichtigkeit.
Während in den folgenden Ring-Teilen zunehmend ausgewiesene Wagnerstimmen gefragt sind, wurden die meisten Partien des „Rheingold“ mit Ensemblemitgliedern des Oldenburgischen Staatstheaters besetzt. Viele von ihnen gaben damit ihr Rollen- oder Wagner-Debüt. Renatus Meszar (vom Staatstheater Karlsruhe) brillierte am Sonnabend in der Rolle des Wotan.
Exzellent vorgetragen vom Staatsorchester
Viel Applaus bekam auch Johannes Schwärsky als Alberich. Bei den Frauenrollen überzeugten vor allem Sooyeon Lee (Woglinde) und Ann-Beth Solvang (Erda). Timothy Oliver, der bereits mehrfach in kleineren Partien in Bayreuth auf der Bühne stand, gibt den windigen Loge. Da der Mime-Darsteller Timo Schabel am Sonnabend nicht genug Stimme für seine Rolle hatte, übernahm seinen Part Felix Pätzold, Kapellmeister am Oldenburgischen Staatsteater. Ihn bekam das Publikum aber erst bei der Verbeugung am Ende zu Gesicht, auf der Bühne agierte weiterhin Schabel.
Fazit: „Das Rheingold“ macht große Lust auf die weiteren Teile, die in diesem und in den kommenden Jahren nachfolgen. Die Inszenierung läuft noch am 4., 10., 19. und 30. März sowie am 27. April im Großen Haus im Staatstheater.