Rechtzeitig das schädliche Verhalten erkennen und gegensteuern – das ist der Ansatz von Manfred Kleemann. Der Bremen-Norder hilft Suchtkranken auf Mallorca, mit ihrer Abhängigkeit umzugehen und einen Weg ohne die Droge zu finden.
„Die Sucht muss bedeutungslos werden“, sagt Manfred Kleemann. Der 70-Jährige spricht aus Erfahrung: Als junger Mann selbst in die Alkoholsucht gerutscht, hat er inzwischen seit 43 Jahren keinen Tropfen mehr angerührt.
Erkrankte kommen aus ganz Europa
Mit seiner Erfahrung hilft Kleemann anderen Suchtkranken, von der Droge oder dem Alkohol los zu kommen. 30 Jahre lang arbeitete der Suchttherapeut beim sozialpsychiatrischen Dienst in Bremen-Nord, seit acht Jahren lebt er rund neun Monate des Jahres auf Mallorca, um dort in dem Projekt „Vida Libre“ Erkrankten zu helfen.
Diese kommen als Selbstzahler auf die Insel, um ihre Krankheit anzugehen. „Unsere Gäste kommen aus ganz Europa und entscheiden sich für das Projekt wegen der Anonymität“, sagt Kleemann. Das Umfeld solle möglichst nichts von der Abhängigkeit und der Entwöhnung mitbekommen.
Ein Weg mit nur einer Richtung
Für Kleemann steht der Weg in die Abhängigkeit im Vordergrund. „Der Mensch verknüpft mit Gewohnheiten positive Erfahrungen. Wenn ich also jedes Mal trinke, wenn ich Freunde treffe, wird es zur Gewohnheit und ist als positiv gespeichert“, so Kleemann.
In seinem dritten Buch „Süchtig leben – trocken sterben“ macht Kleemann dies auch anhand eines Schaubildes deutlich. „Aus der Gewohnheit wird Gewöhnung. Das bedeutet Regelmäßigkeit. Dieser Weg führt jedoch nur in eine Richtung, es gibt kein Zurück.“
Kritik an der Verharmlosung
Die psychische Abhängigkeit tritt also deutlich früher ein als die physische, wie Kleemann erklärt. „Wenn man meint, etwas kontrollieren zu müssen, oder alles unter Kontrolle zu haben, dann ist es schon zu spät“, so der 70-Jährige.
Dabei kritisiert Kleemann auch die Werbung, gängige Klischees und Vorurteile: „Gemeinhin heißt es, Alkohol entspanne. Das ist falsch. Er betäubt und enthemmt. Nicht umsonst heißt es vor einer Therapie ‚Entgiftung‘. Man nimmt Gift zu sich.“
Dieses Gift werde als Genussmittel verkauft und der Konsum Kindern und Jugendlichen als ebensolches vorgelebt. „Je früher man begreift, dass Alkohol zu einer Abhängigkeit führen kann, desto mehr bleibt einem erspart“, sagt der Suchttherapeut.