Weser Report: Immer mehr Kreuzfahrtschiffe legen in diesem Sommer in Bremerhaven an und bieten für ihre Passagiere Ausflüge an. Profitiert die Stadt davon?
Peter Siemering: Die Stadt Bremen profitiert davon nur bedingt. In der Regel starten die Schiffe in Bremerhaven – dann wollen die Gäste schnell mit ihrem Gepäck an Bord – oder sie beenden ihre Reise – dann möchten die Kreuzfahrer verständlicherweise auch nach Hause weiterreisen. In den Fällen jedoch, in denen Bremerhaven nur eine Station auf einer Tour ist, machen viele Passagiere des Schiffes einen Tagesausflug nach Bremen. Das kommt in etwa zehn bis 20 Mal im Jahr vor.
Deutsche verbringen ihren Urlaub gerne in der Heimat. Viele Touristenorte an der Nordseeküste sind ausgebucht. Unternehmen diese Gäste Tagestouren nach Bremen?
Gerade bei schlechtem Wetter sind Bremen und Bremerhaven ideale Ziele für Gäste, die ihren Jahresurlaub an der Küste verbringen. Die Städte bieten eine große Zahl an wetterunabhängigen Attraktionen, Museen, Theatern, Wissenswelten und mehr. Die genaue Zahl dieser Tagestouristen ist jedoch schwer abschätzbar, da sie sich nicht – anders als Übernachtungsgäste in Hotels – statistisch nachprüfbar registrieren lassen.
Was lockt die Touristen in diesem Sommer in die Hansestadt?
Die Sommermonate sind durch Tagesgäste gut gefüllt durch überregional attraktive Veranstaltungen. Dazu gehören beispielsweise die Breminale, das Festival Maritim, La Strada oder das Musikfest. Aber auch Sonderausstellungen wie „Lieblingsräume“ im Universum ziehen die Gäste an. Darüber hinaus gehören Shoppen und der Besuch von Restaurants natürlich zum Programm. Überregional hat auch die „Alexander von Humboldt“ von sich Reden gemacht, die ja inzwischen fest an der Schlachte liegt.
Was sind die beliebtesten Ausflugsziele in Bremen?
Traditionell gehört für den Privatreisenden ein Besuch auf dem Marktplatz mit den umliegenden Attraktionen wie Schlachte, Böttcherstraße und Schnoor zum wichtigsten Programm. Aber auch die Überseestadt und das Viertel steigen stark in der Beliebtheit. Und natürlich gehören die großen touristischen Einrichtungen wie Universum, Botanika mit dem Rhododendronpark, das Übersee-Museum und die Kunsthalle zu den Touristenmagneten.
Die Bremer Touristik-Zentrale hat in diesem Sommer Angebote, die ungewohnte Ein- und Ausblicke auf die Stadt geben. Werden diese exklusiven Touren auch von Bremern gebucht?
Viele von den Touren sind ausgebucht. Wir freuen uns über das große Interesse, vor allem auch durch die Bremer, die die Chance nutzen, ihre Stadt neu zu entdecken und damit wiederum zu Empfehlern für die Destination werden.
Seit gut drei Wochen fährt der Stadtmusikanten-Express durch die Stadt. Springen auch Bremer auf den „Zug“?
Vor allem bei Touristen ist der neue Bummelzug durch die Innenstadt beliebt. In den ersten zehn Tagen hatten wir bereits über 1.200 Mitfahrer. Wir freuen uns sehr über das neue Angebot, das die Palette von Fußführungen und die große Stadtrundfahrt so wunderbar ergänzt – und dann auch noch in E-Mobility!
Wie sieht Ihre Prognose für die kommenden Monate aus?
Wir müssen wohl noch eine Schippe drauflegen. In den ersten fünf Monaten liegen wir bei einem Minus von zwei Prozent bei den Übernachtungen. Da können wir uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen, dass Bremen im vergangenen Jahr die Zwei-Millionen-Grenze bei den Übernachtungen geknackt hat. Die Stadt muss zusammen mit allen Leistungsträgern noch stärker die Marketing-Trommel rühren und neue Angebote für die Gäste schaffen, vor allem überregional wirksame Veranstaltungen und Sonderausstellungen.