Mal ohne Schiedsrichter-Trikot: Sven Jablonski im Interview. Foto: Barth Mal ohne Schiedsrichter-Trikot: Sven Jablonski im Interview. Foto: Barth
Bundesliga

Schiedsrichter Sven Jablonski im Interview

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Sven Jablonski pfeift ab der kommenden Saison in der Fußball-Bundesliga und ist dort der jüngste Schiedsrichter. Im Interview verrät der 27-Jährige Bremer wie er sich vorbereitet und was er vom Videobeweis hält.

Weser Report: Schiedsrichter werden ausgepfiffen, ihre Entscheidungen oftmals lautstark von Spielern, Trainern und Fans angezweifelt. Was reizt Sie dennoch an der Tätigkeit?

Sven Jablonski: Was mich reizt ist die Tatsache, dass 22 Menschen mit ganz unterschiedlichem Charakter auf dem Feld stehen. In Sekundenbruchteilen müssen Entscheidungen getroffen und kommuniziert werden.

Es gibt ruhige, aber auch emotionale und stressige Phasen. Diese Entscheidungen in den jeweiligen Phasen mit den unterschiedlichen Charakteren zu kommunizieren, macht einfach Spaß.

Wie sind Sie zum Schiedsrichtern gekommen?

Mit fünf habe ich schon beim Blumenthaler SV Fußball gespielt. Das war immer meine Leidenschaft. Als ich 13 war kam der Vereinsobmann und war auf der Suche nach Schiedsrichtern. Meine Kollegen haben damals gesagt, dass sie das machen wollen.

Ich wusste auch, dass man als Schiedsrichter umsonst ins Stadion gehen kann. (lacht) Ich hab dann spontan zugesagt. Am Anfang habe ich beides gemacht. Mit 15 habe ich entschieden, mich allein auf die Schiedsrichterei zu konzentrieren.

Ihr Vater war selbst Schiedsrichter. Gibt er Ihnen Ratschläge?

Er hat mich die ersten Jahre begleitet und gute Tipps gegeben, zum Beispiel zu Laufwegen. Das war sehr hilfreich für mich.

Im August starten Sie in der höchsten Liga durch. Was wird sich für Sie verändern?

Ich lass das erstmal auf mich zukommen. Ich habe die Rahmenbedingungen etwas verändert und zum Beispiel meinen Beruf als Office Manager bei der Commerzbank auf eine halbe Stelle reduziert. Was sich dann noch verändert, wird sich nach der Saison zeigen.

Wie bereiten Sie sich auf die Saison vor?

Der Aufwand bleibt extrem hoch. Es bleibt beim täglichen Training mit laufen, schwimmen, Fitness, Intervalltraining. Seil springen ist auch dabei. (lacht) Physiotherapie gehört auch dazu. Es gibt DFB-Trainer, die einem Tipps geben, aber wie man trainiert, entscheidet jeder Schiedsrichter für sich selbst.

Um uns auf die Mannschaften vorzubereiten, gibt es Portale. Dort gibt es Infos und Videomaterial darüber, wie sich die Mannschaften zum Beispiel bei Eckstößen verhalten. Man ist dann nicht vorbelastet, sondern vorbereitet und kann einschätzen, wo man besser steht.

In der kommenden Saison wird der Videobeweis in der Ersten Bundesliga eingeführt. Was halten Sie von der Technik?

Ich sehe der Sache positiv entgegen, weil wir uns erhoffen, dass die ganz klaren Fehler ausgemerzt werden. Das ist für uns und auch für das Spiel das, was zählt. Die richtige Entscheidung steht im Vordergrund.

Fühlt man sich als Schiedsrichter kritisiert, wenn immer wieder technische Neuerungen eingeführt werden? Man könnte ja annehmen, dass zu viele Fehlentscheidungen getroffen werden.

Überall da, wo Menschen Entscheidungen treffen, werden auch mal Fehler gemacht. Das gilt für den Fußball genau wie für das Privatleben. Wenn mit neuer Technik klare Fehlentscheidungen und gegebenenfalls spielentscheidene Fehler vermieden werden können, dann ist man als Schiedsrichter für diese Hilfe dankbar.

In der kommenden Saison pfeift Bibiana Steinhaus als erste Frau in der Bundesliga. Ist das für Sie ein Schritt, der lange nötig war?

Das kann ich nicht beurteilen. Alle Bundesliga-Schiedsrichter haben sich sehr für sie gefreut und wir vier Aufsteiger haben telefoniert und uns gegenseitig gratuliert. Wir sind eine Gemeinschaft. Da freut man, sich wenn einer den Sprung schafft. Egal ob Mann oder Frau.

Wie war denn der Moment als Sie erfahren haben, dass Sie aufsteigen?

Das war vom Zeitpunkt her ungewöhnlich. Normalerweise erfährt man das nach der Saison. Dieses Jahr stand die Entscheidung vor dem 34. Spieltag fest. Ich hatte noch ein Spiel an dem Wochenende und wurde davor angerufen. Ich dachte zuerst, es sei jemand ausgefallen, aber es war der Vorsitzende der Schiedsrichterkomssison dran.

Er hat gesagt, dass ich in der ersten Liga dabei bin. Ich habe dann erstmal nachgefragt, ob ich das richtig verstanden habe. (lacht) Mir sind Tausend Sachen durch den Kopf gegangen. Und dann musste ich mich erstmal auf das anstehende Spiel konzentrieren.

Die Erste Bundesliga haben Sie nun erreicht. Wie stehen die Chancen, dass Sie bei einer EM oder WM pfeifen?

Ich habe noch kein einziges Spiel in der ersten Liga gepffifen. Da will ich noch gar nicht an EM oder WM denken. Ertsmal kommt die Bundesliga. Man hat da eine hohe Verantwortung und drauf möchte ich mich erstmal konzentrieren.

 

Sven Jablonski ist 1990 in Blumenthal geboren und auch dort aufgewachsen. 2003 fing er als Schiedsrichter beim Blumenthaler SV an. Seit 2010 gehört er zur DFB-Liste. In der Saison 2017/2018 pfeift er erstmals in der Ersten Bundesliga.

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