Annemarie Schnieder ist Ehrenamtliche im „Dat lüttje Museum“ und führt Besucher durch die historisch eingerichteten Räume der Ausstellung.Fotos: Füller Annemarie Schnieder ist Ehrenamtliche im „Dat lüttje Museum“ und führt Besucher durch die historisch eingerichteten Räume der Ausstellung. Fotos: Füller
Arsten

Lüttjes Museum: Lütt ist nicht gleich klein

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Von klein kann im „Lüttjen Museum“ keine Rede mehr sein – in gleich zwei Gebäuden sorgen Ehrenamtler dafür, dass die Geschichte vom Leben und Arbeiten lebendig wird. Hinzu kommen Sonderausstellungen.

Wenn Annemarie Schnieder die alten Geschichten erzählt, hat sie immer ein Lächeln und pure Begeisterung im Gesicht. Die Ehrenamtlerin verbringt einen Großteil ihrer Zeit im „Lüttjen Museum“ in Arsten – führt Besucher durch die Ausstellung, erklärt Exponate und richtet die Räume neu her.

Denn Ausstellungsstücke gibt es genug: „Dat Lüttje Museum“ ist inzwischen riesig. Gleich zwei Gebäude in Arsten bieten einen Einblick in das Leben der Handwerker, Arbeiter, Hausfrauen und Kinder um die Jahrhundertwende und danach.

Alle Straßenmacher lebten in Arsten

Ein Fokus liegt auf der Geschichte der Straßenmacher. Diese waren allesamt in Arsten ansässig, alle Bremer Straßenbaufirmen wurden im Stadtteil gegründet.

Aus diesem Grund verfügt das Museum auch über die größte Sammlung von Straßenbaugeräten und Handwerkszeug in ganz Bremen – zusammengetragen vom ehemaligen Straßenbauer und Arbeitskreis-Mitglied Fredi Kifmeier.

Eine besondere Art des Transportes

Anhand zahlreicher historischer Fotos und Exponate, etwa Rammen aus dem Jahr 1900, erfahren Besucher, wie Straßen damals gebaut wurden – und welch harte Arbeit die Männer zu verrichten hatten.

Die Arster Frauen hatten es allerdings nicht leichter, trugen sie doch schwere Körbe mit Waren von Arsten aus auf die Bremer Märkte – auf dem Kopf, wie es nur die Arsterinnen taten.

Recherchen über einzelne Stücke

Entstanden ist „Dat Lüttje Museum“ aus dem „Arbeitskreis Arster Geschichte(n)“. Die Ilse-Köpe-Heemsath-Stiftung erwarb 2012 Wohnhaus und Werkhalle In der Tränke 12. Nach einer umfangreichen Sanierung konnten die Exponate 2013 einziehen – und füllen nun alle Räume.

Die Stücke stammen von den Arstern selbst: Sie schenken, leihen und vermachen dem Verein historische Gegenstände und Papiere. „Wenn wir nicht wissen, um was es sich handelt, recherchieren wir und fragen beim Focke-Museum nach. Und manchmal erzählen uns Besucher, um was es sich handelt“, sagt Schnieder.

Wertvolles und Seltenes

Zu solchen Stücken gehört etwa eine Art großer Kamm, der inzwischen verboten ist: Damit wurden Aale aus den Gräben und Fleeten herausgeschlagen. Zu den besonderen Ausstellungsstücken gehören aber auch Kleidungsstücke: Ein Maulwurfzylinder sowie ein Taft-Umhang aus dem Jahr 1850 sind nur zwei der wertvollen Teile.

Thematisch geordnet

In den thematisch unterschiedlich eingerichteten Räumen bieten die Freiwilligen des Vereins auch regelmäßig Schulprojekte an. So können die Kinder dort buttern, Wäsche waschen und plätten und Wolle spinnen wie früher.

In der Küche wird Muckefuck probiert und es werden Waffeln gebacken.

Weitere Ehrenamtler willkommen

Im „Wohnhaus“ begeben Besucher sich auf eine Zeitreise bis in die 1950er Jahre. „Viele kennen die Stücke und Arbeiten noch aus ihrer Kindheit und erzählen eigene Geschichten dazu“, sagt Schnieder.

Sie und ihre Kollegen freuen sich, dass das Museum so gut angenommen wird. „Es kommen auch sehr viele Gruppen für Führungen. Wir können gut weitere Unterstützung gebrauchen“, sagt sie.

Sonderausstellung zum Thema Kitsch

Denn neben der Dauerausstellung richten die Ehrenamtler auch regelmäßig Sonderausstellungen her. Derzeit aktuell: Nippes und Kitsch. „Die Idee kam uns, weil wir so viele schöne Dinge erhalten haben, sie aber noch nicht zeigen konnten“, sagt Schnieder.

„Kitsch ist eine Zierde, die meist keine weitere Funktion hat“, weiß Annemarie Schnieder.

„Kitsch ist eine Zierde, die meist keine weitere Funktion hat“, weiß Annemarie Schnieder.

Ein röhrender Hirsch in vielfacher Ausführung gab schließlich den Ausschlag. Nippes sei eine Zierde, die meist keine weitere Funktion hat, sagt die 77-Jährige. „Man zeigte damit, was man hat und wer man ist“, verrät sie.

„Dat Lüttje Museum“, In der Tränke 12, hat an jedem zweiten Mittwoch und im Sommer an jedem vierten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Die nächste Öffnung ist am Mittwoch, 11. Oktober. Auch die Sonderausstellung „Nippes – Kunst oder Kitsch“ kann besucht werden.

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