Frank Wenzlow lässt seinen Blick abwesend durch das kleine Wohnzimmer in Martfeld schweifen in dem er schon immer wohnt. Dabei krault er seinem kleinen Hund am Nacken.
Neben ihm auf dem Sofa, wo jetzt ein Platz frei ist, hat vor neun Jahren an einem frühen Abend die damals Anfang 30-jährige Katrin Lisbeth mit schulterlangem Haar gesessen. „Wir lernten uns bei mir an diesem Abend kennen und haben acht Stunden am Stück nur geredet und dabei eine Flasche Wein leer getrunken“, erzählt der heute 56-Jährige Wenzlow.
Am nächsten morgen wussten beiden: Es soll für immer sein. Fünf Jahre waren sie verheiratet – jetzt sitzt Frank Wenzlow alleine mit seinem Hund auf der Couch, denn seine Ehefrau verstarb an einem hochaggressiven Krebs.
„Wenn mir jemand ans Bein pinkelt, pinkel ich zurück“
„Morgen vor drei Jahren ist sie gestorben“, erinnert sich der Witwer. Ihr letzter Wunsch war ein Abschiedsbrunch in Cuxhaven am Meer.
„Ich habe die Hilfsorganisationen angerufen, doch die sagten, dass sie solche Krankentransporte nicht machen. Es wurmt mich, dass ich ihr diesen Wunsch nicht erfüllen konnte. Aber wenn mir jemand ans Bein pinkelt, dann pinkel ich zurück“, sagt er entschieden.
Er entschloss sich spontan, mit den so genannten Sternenfahrten letzte Wünsche anderer zu erfüllen, die bettlägrig sind: Noch einmal ans Meer fahren. Oder in den Zoo. Oder den Sohn bei seiner eigenen Hochzeit sehen. So was macht Wenzlow möglich.
40.000 Euro Spenden für die Sternenfahrten
Insgesamt 40.000 Euro sammelte er in wenigen Monaten an Spenden, sodass er sich einen Krankentransportwagen leisten konnte. Seine Fahrten bietet er in Bremen und den Landkreisen Verden und Osterholz an.
An seine erste Sternenfahrt erinnert sich der Witwer noch ganz genau: Eine 71-jährige Dame lag längere Zeit im Hospiz und mahnte immer, dass sie nicht sterben könne, weil sie sich noch verabschieden müsse.
Frank Wenzlow und sein Team fuhren die anfangs mürrische Seniorin an einem Sonntag zu ihrer etwas weiter entfernt lebenden Familie, wo sie mit Kindern und Enkeln ein paar letzte Worte wechseln konnte.
„Meine Wille ist ungebrochen. Ich habe eine Erfüllung gefunden.“
Auf der Rückfahrt war die Frau erleichtert. „Am Montag darauf ist sie im Hospiz friedlich eingeschlafen“, so Wenzlow. Inzwischen sind schon 16 Fahrten seit dem Start am 18. Oktober vergangenen Jahres gut verlaufen.
An seinem Krankentransporter ist an der Außentür ein kleines Foto von Lissy lakiert – das ist der Spitzname seiner verstorbenen Frau, der er seine ehrenamtliche Arbeit widmet.
„Ich wünsche mir, dass noch mehr Krankentransporter durch Spenden zusammen kommen, die Lissy heißen. Mein Wille ist ungebrochen. Ich habe eine Erfüllung gefunden“, so der 56-Jährige.
Sternenfahrten können bei Frank Wenzlow telefonisch über 04255/ 98 27 28 und online unter asnev.net angefragt werden.