Der „heimliche Star“ ist allerdings in der Remise des Haus Coburgs zu finden. Die parallel laufende Einzelausstellung „Fluid“ von Christian Haake hätte es ohne „Zur See“ nicht gegeben, sagt Galerieleiterin Dr. Annett Reckert. Für so manchen Besucher allerdings wird eben jene Schau in den benachbarten Ausstellungsräumen vermutlich der Höhepunkt sein. Denn so ungewöhnlich, originell und sehenswert die Ausbeute der Expedition in den Fundus der Bremerhavener Sammlung auch sein mag, Haakes wenige Arbeiten vermögen den Exponaten im Haupthaus durchaus den Rang abzuringen.
Haakes, eigens auf die Räume der Remise choreografierte Einzelausstellung, ist persönlich und in großem Maß poetisch. Seine Arbeiten befassen sich mit der Sicht auf das Meer, dass insbesondere durch Erfahrungen angereichert, eine tiefere, emotionalere Ebene für den Betrachter erhält. Ebendiese hat der Künstler in seinen Installationen und Projektionen eingefangen und faszinierend in Szene gesetzt. Bereits im Eingangsbereich wird der Besucher vom „Mondpfad“ empfangen, der sich im hinteren Bereich thematisch fortsetzt – begleitet vom leisen Klicker-Geräusch der kleinen funkelnden Magnetkugeln, die den Weg bis zum Mondschein bahnen.
An der Wand steht in großen Lettern „After some good days you will see the end from here“ – Haake hat dafür rote Pigmentfarben von unterschiedlicher Qualität genommen, denn irgendwann soll davon nur noch „the end“ übrig bleiben und die anderen Wörter verblassen. Die Installation erinnert ihn an frühere Zeiten. „Ich bin gelernter Filmvorführer“, sagt er.
Im Haupthaus sind Exponate des Kunstvereins Bremerhaven zu sehen
Im Haupthaus ist die Liste der gezeigten Exponate lang. Und obwohl es nie ein Sammlungsschwerpunkt des Kunstvereins Bremerhaven war, haben sich im Magazin dennoch zahlreiche künstlerische Arbeiten mit maritimen Charakter finden und teilweise sogar wiederentdeckten lassen. Ein zentrales Werk ist die raumgreifende Holzarbeit „Windsbraut“ von Paloma Varga Weisz – eine Arbeit, mit der die Künstlerin Themen wie Sexualität und Schmerz in den Fokus rückt.
Andreas Slominski minimalistische Arbeit „Farbe zum Anstreichen des Leuchtturms Roter Sand“, die aus schnöden Farbeimern besteht, zeigt, dass man sich das markante Bauwerk durchaus auch auf diese Weise vorstellen kann.
Etliche Fotografien von der Jungfernfahrt der MS Bremen 1929
Das obere Stockwerk des Haus Coburg wird insbesondere durch die umfangreiche Werkgruppe mit schwarz-weiß Fotografien von Hans Finster (1891-1951), Erich Salomon (1886-1944) und Richard Fleischhut (1881-1951) eingenommen. Alle drei fotografierten 1929 die Jungfernfahrt des Luxusschnelldampfers MS Bremen. Finster interessierte sich vor allem für die neue Sachlichkeit, die sich in der Architektur des Schiffes, in seiner Modernität widerspiegelte. Salomon war bekannt für die moderne Reportagefotografie und Fleischhut hielt Momente der Crew und die damalige Prominenz an Bord fest.
Die Ausstellungen „Zur See“ und „Fluit“ sind bis zum 14. Januar in der Städtischen Galerie Delmenhorst, Fischstraße 30, zu sehen. Gefördert wurden sie vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur sowie von der Karin und Uwe Hollweg Stiftung Bremen.
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