Ein leerstehendes Gebäude ist das einzige Relikt aus einer Zeit, als man die Sommertage im Bremer Norden am Schönebecker Sand genossen hat. In den 1930er Jahren ist auf der Halbinsel, wo die Lesum auf die Weser trifft, eine Badeanstalt eröffnet worden. Sogar eine Personenfähre war vorhanden: Für wenige Pfennige wurde man von Vegesack zum Sandstrand im Werderland befördert.
Gisela Arckel, die Tochter des langjährigen Bademeisters Hermann Plebanski, erinnert sich gern an die Sommer, die sie dort verbracht hat. „Bei schönem Wetter und wenn Strandfest war, waren bis zu 1.000 Leute vor Ort“, erinnert sich die 81-Jährige. Der Schönebecker Sand war eine feste Institution für Bremen-Norder. Die Vertiefung der Weser bedeutete schließlich in den 60er Jahren das Aus für die Badeanstalt: Der Sandstrand wurde durch Steinschüttungen ersetzt.
Immobilie befindet sich in schlechtem Zustand
Das Gebäude, in denen sich Umkleiden, Gastronomie und ein Raum für den Bademeister befanden, hat die Zeit überdauert. Die Sportgemeinschaft Aumund-Vegesack (SAV) hat die Badeanstalt viele Jahre betreut und die Immobilie weiter genutzt, nachdem der Badebetrieb eingestellt worden war. Es wurden Feste gefeiert und Übernachtungen organisiert. Auch Schulklassen und Kitagruppen haben sich dort aufgehalten und die Natur im Werderland erkundet.
In den 2000ern gab es den Plan, das Gelände wieder aufzuwerten und mit Gastronomie eine Anlaufstelle für Ausflügler zu installieren. Doch es blieb bei der Idee, sagt Volker Beringer, damaliger Vorsitzender der SAV. Der Verein hat den Vertrag mit der städtischen Liegenschaftsverwaltung Immobilien Bremen (IB) schließlich vor vier Jahren gekündigt: Vandalismusschäden und kostenspiegelige Sanierungsauflagen machten den weiteren Betrieb für die SAV unmöglich.
Nun gibt es eine neue Entwicklung: Das Gebäude soll noch in diesem Jahr abgerissen werden. „Die Immobilie befindet sich in einem extrem schlechten Zustand“, sagt Jens Tittmann, Sprecher des Bausenators. Aufgrund der Lage im Naturschutzgebiet und der schwierigen Erschließung mit Wegen sei eine Nachnutzung nicht realisierbar. Daher habe Immobilien Bremen den Abbruch vorgeschlagen.
Zugang zum Gelände derzeit nicht möglich
IB-Sprecher Peter Schulz bestätigt die Pläne. „Im Auftrag des Sondervermögens Infrastruktur hat Immobilien Bremen eine Kostenberechnung für den Abriss vorgenommen.“ Die Kosten belaufen sich demnach auf etwa 71.000 Euro. Wann genau der Abriss erfolgen soll, ist indes noch unklar. „Gegenwärtig finden Deichschutzarbeiten des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA) statt, weshalb der Zugang zum Gelände nicht möglich ist. Die Abstimmung mit dem WSA ist eingeleitet, ein Termin aber noch nicht abzusehen“, sagt Schulz.
Laut Tittmann sollen die Arbeiten noch in diesem Jahr beginnen. Nach dem Abriss soll die Fläche ihm zu Folge durch die Natur zurückerobert werden und damit ins Erholungsgebiet eingehen.
„Mir bricht es das Herz, dass das Gebäude abgerissen wird“, sagt Arckel. Für sie und viele Bremen-Norder bleibt aber die Erinnerung an schöne Sommertage am Schönebecker Sand.