Ende 2016 sowie Anfang 2017 waren die ersten Parzellen Auf dem Beginenlande entkernt worden (wir berichteten). Dort wo vorher Bäume und Sträucher standen, ist heute Rasenfläche.
„Die Gärten prägen das Bild der Siedlung und sind ein wichtiger Freiraum. Es gibt alten Baumbestand und viele Vögel und andere Tiere, die dort leben, darunter Uhus, Fledermäuse und Buntspechte. Die Gärten sind aber verloren, wenn sie abgeräumt werden“, sagt eine Mieterin, die anonym bleiben möchte.
Gärten sind an Wohnungen gebunden
Die etwa 25.000 Quadratmeter Gartenland grenzen an die in den 1940er Jahren erbauten Siedlungshäuser und werden, aufgeteilt auf etwa 110 Parzellen, von Mietern der rund 480 Wohnungen gepachtet und bewirtschaftet.
„Wenn jemand seinen Garten wegen Umzug oder aus Altersgründen aufgeben muss, wird er nicht mehr neu verpachtet, obwohl es eine große Nachfrage unter den Jüngeren gibt“, sagt die Mieterin, die sich gemeinsam mit anderen in der Bürgerinitiative (BI) „Lebendiges Beginenlande“ zusammengeschlossen hat.
Rasenflächen statt Parzellen
Das bestätigt auch Bernd Botzenhardt, Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Brebau, die Eigentümerin der Flächen und Häuser ist. „Wir sprechen keine aktiven Kündigungen aus, verpachten aber auch nicht neu. Die geschaffenen Rasenflächen stehen dann allen zur Verfügung.“
Die Mieter befürchten jedoch, dass die Gärten neuen Wohnhäusern und Garagen weichen. Genährt werden diese Sorgen und Gerüchte auch durch eine Bestandsaufnahme, die Vertreter der Brebau und der Baubehörde gemacht haben.
Mieter fürchten Luxus-Sanierung
Und auch Gerüchte über Luxus-Sanierungen und Modernisierungen halten sich unter den Siedlern. Sie befürchten, sich nach derlei Arbeiten ihre Wohnungen nicht mehr leisten zu können, dass sie sogar zu Eigentumswohnungen werden könnten.
Die Siedlung liegt in einem WiN-Gebiet, es leben dort vornehmlich Senioren, Familien und Studenten. Die einzelnen Wohnungen sind zwischen 30 und 60 Quadratmetern groß. „Wir erhalten keine Informationen, das ganze Verfahren ist völlig intransparent und viele Mieter haben inzwischen Angst, ihre Wohnungen zu verlieren“, sagt die Mieterin.
Brebau entwickelt Zukunftskonzept
Pläne, die Siedlung mit neuen Gebäuden zu verdichten, sind im Ortsamt nicht bekannt. „Es scheint dort Planungen zu geben, aber was genau, wissen wir nicht“, bestätigt Ortsamtsleiter Michael Radolla.
Botzenhardt klärt auf: „Das Quartier ist in seinem technischen Zustand am Ende seiner Lebensdauer angekommen und wir machen uns Gedanken um die Zukunft.“ In Sachen Quartiersentwicklung spielen laut Botzenhardt selbstverständlich auch die Freiflächen eine Rolle.
Derzeit kein Planungsrecht
„Der geltende Bebauungsplan erlaubt dort keine Gebäude. Trotzdem sind es Flächen im Eigentum der Brebau, die wir in unsere Planungen zur Entwicklung mit einbeziehen“, so Botzenhardt weiter.
Im April würden alle Mieter und die Ortspolitik zu einer Bewohnerversammlung eingeladen, diese sei bereits in Vorbereitung. „Wir wollen unsere Ideen zur Entwicklung des Quartiers vorstellen“, sagt der Brebau-Geschäftsführer und fügt hinzu: „Es gibt kein fertiges Planungskonzept, es handelt sich um Ideen.“
Häuser sollen erhalten werden
Für die frei gewordenen und erhaltenswerten Gartenflächen sei es demnach künftig auch vorstellbar, Urban Gardening umzusetzen. „Das gesamte Konzept rund um Gärten und Gebäude soll tragfähig für jeden sein“, erklärt Botzenhardt und spricht damit auch die notwendigen Modernisierungen an.
„Unser Ziel ist es in jedem Fall, die Häuser zu erhalten. Dafür muss modernisiert werden. Die Mieter sollen sich ihre Wohnungen aber trotzdem noch leisten können“, sagt er und verweist auf Sanierungen in Gröpelingen.