Täglich übt sie mehrere Stunden am heimischen Flügel. Auf Konzerten und Wettbewerben begeistert sie regelmäßig ihre Zuhörer. Mit diesem außergewöhnlichen musikalischen Talent hatten die Eltern von Sophia Lewerenz nicht gerechnet. Gut, die Oma war Musiklehrerin und leitete ein Akkordeon-Orchester. Auch Mama Andrea Lewerenz spielte früher mal Akkordeon, es blieb aber ein Hobby.
Für ihre zwölfjährige Tochter Sophia ist Klavierspielen dagegen längst viel mehr als eine Freizeitbeschäftigung. Täglich übt sie mehrere Stunden am heimischen Flügel und begeistert auf Konzerten und Wettbewerben regelmäßig ihre Zuhörer.
Zahlreiche Preise
Schon im Alter von zehn Jahren durfte sie sich als Jungstudentin an der Hochschule für Künste (HfK) Bremen einschreiben. Seitdem gewann die junge Bremerin zwei wichtige Klavierwettbewerbe.
Als sie zehn war, erhielt sie den ersten Preis beim Bitburger Klavierwettbewerb, der zu den führenden für Kinder und Jugendliche in Deutschland zählt. Von allen Teilnehmern erreichte Sophia die höchste Punktzahl. Außerdem bekam sie den Sonderpreis für die beste Darbietung.
Im November 2017, da war sie elf, kam der erste Preis beim internationalen Klavierwettbewerb im tschechischen Ústí nad Labem dazu. Sie spielte Werke von Bach, Chopin und Mozart. Die Jury war so begeistert, dass sie kurzerhand einen Sonderpreis für die beste Mozart-Interpretation ins Leben rief, der eigentlich gar nicht vorgesehen war. „So wurde sie Siegerin über alle Altersklassen“, erzählt ihre Mutter auf dem Flur in der HfK.
„Berühmt zu werden“
Durch die Tür ist Sophias Klavierspiel zu hören. Sie geht aufs Gymnasium, in die siebte Klasse. Aber einmal in der Woche wird sie an der HfK unterrichtet, sowohl in Musiktheorie und Gehörbildung als auch in der Praxis.
Um den Platz zu ergattern, musste sie dieselbe Aufnahmeprüfung absolvieren wie die regulären Studierenden. Mit dem Jungstudium fördert die HfK junge begabte Menschen, die Musik zu ihrer Profession machen wollen. Sie erhalten Auftrittsmöglichkeiten, außerdem können sie sich Kurse auf ein späteres Musikstudium anrechnen lassen. Die meisten Jungstudierenden starten mit 15 Jahren oder älter.
Sophia gehört selbst mit inzwischen zwölf Jahren zu den Jüngsten. „Sie ist sehr reif für ihr Alter“, sagt Dozentin Almut Cordes, die Sophia im Hauptfach Klavier unterrichtet. Sophias Ziel ist es, später als Pianistin ihr Geld zu verdienen – und, ja, „berühmt zu werden“. „Danach würde ich gerne selbst als Professorin arbeiten“, sagt sie, nachdem ihr Unterricht zu Ende ist.
Das richtige Hobby ausgewählt
Als das Mädchen ein halbes Jahr alt war, fing sie an, zwei Sprachen zu sprechen – ihre Familie hat tschechische Wurzeln. Als sie fünf war, bekamen die Eltern nach einem Test bestätigt, was sie schon ahnten: dass Sophia hochbegabt ist. Doch eine Gehirnhälfte war kaum ausgeprägt.
Den Eltern wurde deshalb geraten, ein Hobby für ihre Tochter auszuwählen, bei dem beide Hälften aktiviert werden. Sie entschieden sich fürs Klavierspielen. „Bis dahin wussten wir gar nicht, ob sie überhaupt musikalisch ist“, erinnert sich ihre Mutter.
Tagesbeginn: 5.45 Uhr
Inzwischen beginnt für Sophia schon jeder Tag mit Klavierspielen. Sie steht um 5.45 Uhr auf, um vor der Schule eine Stunde zu üben. Nach Schule und Hausaufgaben übt sie zwei, drei weitere Stunden. Am Wochenende steht sie um 7 Uhr auf.
„Wir haben eine strenge Planung, alles ist nach dem Klavier ausgerichtet, sonst funktioniert das nicht“, sagt Andrea Lewerenz. Zum Schwimmkurs fährt sie ihre Tochter bis nach Delmenhorst, weil der erst am späten Samstagnachmittag beginnt. Nur so passt der Kurs in den Zeitplan.