Die Bremische Evangelische Kirche (BEK) muss ihren Gebäudebestand perspektivisch um 30 Prozent reduzieren. Und das hat mehrere Gründe. Zum einen hat sich die Mitgliederzahl deutlich verringert und es kommen somit weniger Steuergelder rein. Zum anderen verändern sich die Quartiere und die Bedarfe in den einzelnen Stadtteilen, sagt BEK-Sprecherin Sabine Hatscher.
Ein wesentlicher Punkt sind aber auch die Gebäude an sich: Viele stammen aus den 60er Jahren und sind nach dem Krieg und durch viele Zuzüge für eine größere Anzahl an Gemeindemitgliedern wieder aufgebaut worden. „Der Gebäudebestand wurde damals für mehr als doppelt so viele Mitglieder konzipiert, wie die BEK heute noch hat“, sagt Hatscher. Unter 200.000 Bremer gehören der Bremischen Evangelischen Kirche heute noch an.
Es muss sich also etwas tun, um die Kirche für die Zukunft aufzustellen. In welchen Strukturen und wie genau liegt aber allein in der Entscheidung der betreffenden Gemeinden. „Der Appell geht an alle Gemeinden zu prüfen, was baulich noch zeitgemäß ist, was ins Quartier passt und darüber ins Gespräch zu kommen“, sagt Hatscher.
Entwicklungskonzept für Bremen-Nord
2017 hat die BEK dafür in Bremen-Nord einen ersten Schritt unternommen und ein Entwicklungskonzept in Auftrag gegeben. Ein Planungsbüro hat darin die sechs BEK-Kirchengemeinden in Blumenthal unter die Lupe genommen und Vorschläge gemacht, wie sich Kirche dort zukunftsfähig kann.
Das Ergebnis in groben Zügen: Die Planer empfehlen unter anderem den Gebäudebestand zu reduzieren und zum Beispiel den Standort der Paul-Gerhardt-Gemeinde aufzugeben. Für den Standort der Martin-Luther-Gemeinde wird ein neues evangelisches Gemeindezentrum vorgeschlagen.
Das Konzept ist in den Gemeinden in Blumenthal mit unterschiedlichen Ergebnissen diskutiert worden und ist noch immer Thema. Pastor Jens Florian von der Paul-Gerhardt-Gemeinde lehnt das Entwicklungskonzept ab. Seine Gemeinde sucht gemeinsam mit der Gemeinde in Lüssum nach einer Lösung, um Gebäude zu reduzieren. Man befinde sich in Gesprächen und möchte zügig Ergebnisse präsentieren.
„Wir haben momentan kein anderes Konzept“
„Wir sind uns dem Ernst der Lage bewusst“, sagt Florian. Doch das vorgelegte Konzept sei widersprüchlich. So seien darin unter anderem Ausgaben von 15 Millionen vorgesehen. Zu viel Geld, wie Florian sagt, wenn man bedenke, dass die BEK sparen müsse.
„Wir haben momentan kein anderes gemeinsames Konzept“, sagt hingegen Pastor Wilfried Schröder von der Martin-Luther-Gemeinde. Auch wenn es nicht eins-zu-eins übernommen wird, sei es doch eine Gesprächsgrundlage. Den gemeindeeigenen Friedhof aufzugeben, wie im Entwicklungskonzept vorgeschlagen, sei undenkbar. „Wir müssen gucken, was sinnvoll ist und wie wir uns aufstellen.“ Man sei offen für die Gespräche mit allen Gemeinden.
Dass das Konzept nicht in seiner Ganzheit verfolgt werde, sagt auch Ulrich Klein. Der Pastor von der Kirchengemeinde Blumenthal reformiert sagt, man müsse nach neuen Lösungen suchen, als Basis könne das Konzept funktionieren. Die Gespräche befinden sich aber noch ganz am Anfang.
Gemeinden kooperieren bereits in anderen Bereichen
In anderen Gemeinden in Bremen konnten schon Gebäude umgenutzt und auf diese Weise der Bestand reduziert werden. Möglich ist es auch mit anderen Trägern zu kooperieren. „Man kann die Gebäude erhalten und etwas für das Quartier machen“, sagt Hatscher.
Zusammenarbeit ist für die sechs Gemeinden in Blumenthal kein Fremdwort. Schon jetzt kooperieren sie in einigen Bereichen: seit mehreren Jahren in der aufsuchenden Altenarbeit und seit 2018 auch in der Kinder- und Jugendarbeit. „Doch ein gemeinsamer Struktur- und Personalplan fehlt noch“, sagt Schröder. „Und eine Vision von Kirche in Blumenthal.“