Udo Schmidt wartet auf eine Leber- Transplantation. Foto. Schlie |
Nur ein einziger Mensch hat im Land Bremen in diesem Jahr seine Organe gespendet. 2014 waren noch die Organe von 16 Verstorbenen entnommen worden.
Udo Schmidt steht schon zum zweiten Mal auf der Warteliste für eine Leber. „Ich bin Profi“, sagt der Bremer etwas sarkastisch. Die Besonnenheit lässt er sich trotzdem nicht nehmen. Von seiner ersten Transplantation im Jahr 2002 weiß er: Die Operation kann ein Leben verändern. „Ich habe die vergangenen 13 Jahre ganz anders wahrgenommen.“
64 Menschen warten in Bremen auf eine Transplantation
Weil die Primär sklerosierende Cholangitis (PSC), unter der Schmidt leidet, jetzt auch seiner neuen Leber Probleme macht,steht der 64-Jährige erneut auf der Warteliste für ein Spenderorgan.
Während in Bremen 64 Menschen wie Udo Schmidt dringend eine Transplantation benötigen, ist die Zahl der bremischen Spender rapide gesunken – in diesem Jahr gab es erst einen einzigen. Im Vorjahreszeitraum waren es noch zehn. Deutschlandweit hingegen steigen die Zahlen. 2015 haben bisher rund 35 Menschen mehr als von Januar bis August 2014 gespendet.
Die Bremer Kliniken verweisen auf gestiegene Skepsis in der Bevölkerung, bedingt auch durch eine abgebrochene Organspende in Bremerhaven Anfang des Jahres. Dort war ein medizinischer Wert knapp unterschritten, was erst zu spät aufgefallen war. Die Organentnahme musste abgebrochen werden.
Nur 1 Prozent der Menschen sterben unter den „richtigen“ Bedingungen
Zum Organspender zu werden, ist in der Praxis außerdem schwieriger als viele denken. „Es gibt gar nicht so viele Menschen, die unter den ,richtigen‘ Umständen sterben, nämlich beatmet auf der Intensivstation“, sagt die Bremer Organspendebeauftragte Sonja Schäfer. Als Organspender kämen nur die Patienten in Frage, bei denen in dieser Situation ein irreversibler Hinfunktionsausfall festgestellt werde und das passiere nur bei 1 Prozent der Patienten.
Außerdem nachteilig für die Organspende: Der medizinische Fortschritt verhindert, laut Schäfer, häufiger den Hirntod. „Aber das heißt nicht, dass es den Patienten danach immer auch gut geht.“
In den Bremer Krankenhäusern ohne eigene Neurologie und Neurochirurgie kommt es nur alle paar Jahre zur Organspende.
Schmidt klärt über Organspendeausweis auf
„Im Diako sterben die Patienten in der Regel an einem Multiorganversagen“, erklärt dessen Sprecher Ingo Hartel. Trotzdem stehe die Organspende immer im Fokus. Im Fall einer möglichen Spende organisiert die Deutsche Stiftung Organspende ein externes Team, das die Hirntoddiagnostik und die Organentnahme übernimmt. Ähnlich sieht es am St. Josef-Stift aus. „Sollte ein potenzieller Spender identifiziert werden, so werden die Angehörigen aber mit Sicherheit auch angesprochen“, betont Silvia Rievers.
Udo Schmidt hat aus der Not eine Tugend gemacht. Seit Jahren arbeitet er für den Verein Lebertransplantierte Deutschland und wirbt für den Organspenderausweis. „Man kann ja auch „Nein“ ankreuzen. Hauptsache man nimmt seinen Angehörigen die Entscheidung ab.“