Alexandra Bremer während der Arbeiten am zweiten „Bremer Haus“. Foto: Schlie |
Etwa 400 Menschen leben auf Bremens Straßen. Dank des Konstruktionsgeschicks von Alexandra Bremer haben es einige von ihnen ab sofort trocken und warm – in den neuen „Bremer Häusern“.
„Ich war selbst schon von der Obdachlosigkeit bedroht. Das geht schneller, als man denkt“, erklärt Alexandra Bremer nachdenklich und führt aus: „Als ich dann bei einem Nachbarn beobachte, wie es ihn erwischte, musste ich etwas unternehmen.“ Die 47-Jährige Malerin entschied sich dafür, eine Idee aus dem Internet aufzugreifen: „In Kalifornien gibt es einen Künstler, der mobile Häuschen für Obdachlose baut. Die können die selbst schieben und einfach irgendwo an der Straße abstellen.“
Der Bremer Streetworker Jonas Pot d‘Or sagt: „Die Idee eignet sich für etwa 30 Bremer Wohnungslose. So eine Unterkunft kann den Übergang zu einem normalen Wohnverhältnis ebnen.“
Teile des Unglücks-Karrussels „Krake“ verbaut
Das erste „Bremer Haus“ vor dem Papageienhaus. Foto: Schlie |
Und so konstruierte Bremer in einer Neustädter Garage aus viel Sperrmüll und Spenden – unter anderem wurde Teile des Unglücks-Karrussels „Krake“ verbaut – das neue „Bremer Haus“. Die deutschlandweit erste, mobile Wohnungslosen-Unterkunft wird durch eine Kühlschranktür betreten und besticht mit Details wie Solardusche, Solarleuchte und Löschdecke.
Theoretisch passen die Häuschen auf jeden Parkplatz. Theoretisch, denn bevor so etwas offiziell möglich wäre, müssten diverse Fragen zu Baurecht und Versicherung geklärt werden. Die Leiterin des Stadtamtes Marita Wessel-Niepel könnte sich jedoch eine kurzzeitige Aufstellung „ohne Übernachtung“ zur Bewerbung des Projektes vorstellen.
„Häuser sind eine wesentliche Verbesserung“
Grundsätzlich erklärt Rose Gerdts-Schiffler, Sprecherin des Innensenators: „Die Häuschen könnten für die Betroffenen subjektiv eine leichte Verbesserung bedeuten – unwürdig bleibt diese Art von ‚Dach überm Kopf‘ dennoch. Über die Frage, ob man die Häuschen im Hundehüttenformat in Bremen aufstellen sollte, kann nicht im Stadtamt entschieden werden. Dies erfordert einen politische Diskussion und Entscheidung.“
Pot d‘Or betont: „Diese Häuser sind eine wesentliche Verbesserung für die Schlafsituation der Betroffenen. Es wäre toll, wenn die Stadt das unterstützen würde, weil sie im Augenblick nicht ausreichend Wohnraum für diese Menschen schaffen kann.“
Häuschen stehen vor dem Papageienhaus
Mittlerweile sind beide „Bremer Häuser“ am Papageienhaus angekommen. Foto: pv |
Solche Debatten können Bremers Elan nicht stoppen. Nachdem sie das erste Häuschen fertiggestellt und auch einen Bewohner gefunden hatte – Andre aus Polen –, schob man das mobile Heim gemeinsam in Richtung Papageienhaus. Auf einem Grünstreifen beansprucht es dort seither weniger Platz, als ein Pkw.
Dazu gesellte sich vor wenigen Tagen Häuschen Nummer Zwei. Es ist eine Sonderanfertigung für einen krebskranken Wohnungslosen. „Seine Variante verfügt über einen festen Medikamenten-Stellplatz und einen Spuckeimer. Außerdem liest er gerne. Deshalb gibt es ein Fenster im Dach“, erklärt Bremer.
Nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen würden Pot d‘Or und Bremer sich wünschen, dass die „Bremer Häuser“ – es sollen noch mehr werden – zukünftig gemeinsam auf einem Platz stehen können. Pot d‘Or: „Ideal wären fünf Häuschen. Dann könnten sich die Menschen wie in einer Wagenburg gegenseitig schützen.“
n Wer das Projekt finanziell oder mit einem Stellplatz unterstützen möchte, wendet sich per Mail an bremerart@gmx.de