Nach acht Jahren ist es wieder ein Handwerksbetrieb geworden: Dohrmann‘s Fleischerei und Partyservice ist jüngst mit dem Unternehmenspreis des Wirtschafts- und Strukturrates Bremen-Nord (WIR) ausgezeichnet worden. Mit diesem werden Betriebe aus dem Bremer Norden für herausragende unternehmerische Leistungen geehrt.
Die Wahl fiel aus mehreren Gründen auf die Fleischerei mit Hauptsitz in Grohn: Das Familien-Unternehmen hat sich seit Gründung 1961 stetig weiterentwickelt und inzwischen fünf Filialen, mehr als 50 der etwa 70 Beschäftigten sind Frauen und der Betrieb setzt besonders auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Das ist uns wichtig, sonst würden meine Frau und ich hier alleine stehen“, sagt Inhaber Herbert Dohrmann. So arbeiten fünf alleinerziehende Mütter in dem Betrieb, deren Arbeitszeiten so gestaltet werden, dass auch die Kinderbetreuung gut möglich ist.
Produktion, Catering und Mittagstisch
Das Unternehmen wird inzwischen in zweiter Generation geführt. Vieles von den Anfängen hat aber nach wie vor Bestand. So setzt die Fleischerei auf Regionalität. Das Schweinefleisch kommt zum Beispiel von Tieren aus Bassum, wobei Dohrmann darauf achtet, dass die Tiere viel Auslauf haben und der Betrieb das Futter für die Schweine selbst produziert.
Die Schweine und Rinder werden am Standort in Grohn selbst zerlegt. 92 Prozent der Waren in der Theke werden selbst hergestellt. Neben der Produktion sind das Catering und der Mittagstisch zwei weitere wichtige Säulen des Unternehmens.
Schwer, Personal zu finden
Zudem ist Dohrmann ehrenamtlich als Obermeister der Fleischereinnung Bremen tätig. Als Präsident des Deutschen Fleischerverbandes ist er auch Repräsentant von mehr als 11.000 Fleischereien in Deutschland. Durch diese Aufgabe und auch seinen eigenen Betrieb weiß Dohrmann natürlich, wo es hakt: „Den Betrieben wird durch neue Verordnungen und Gesetze zu viel Bürokratie zugemutet. In der Masse sind die nicht abzuhandeln.“ Als Beispiel nennt er die erneute Umstellung auf ein neues Kassensystem innerhalb weniger Jahre. Es gebe zu viele Eingriffe in den Arbeitsalltag.
Zudem sei es schwierig, geeignete Auszubildende zu finden. Bei Dohrmanns wird in der Produktion und im Verkauf ausgebildet. „Wir würden gerne mehr ausbilden, aber es ist schwierig geworden, Auszubildende zu finden“, so der Fleischermeister. Er plädiert dafür, die handwerkliche Bildung mit der Studienbildung gleichzusetzen. „Das Handwerk muss wieder attraktiver werden“, so Dohrmann. Doch auch im Catering sei es schwer, aufgrund der häufig „unpopulären Zeiten“ Mitarbeiter zu finden.
„Ressortegoismen überwinden“
Zur Verleihung am Dienstag-Abend in der Strandlust in Vegesack hielt auch Bürgermeister Andreas Bovenschulte eine Rede. Dabei umriss er aktuelle und geplante Projekte in Bremen-Nord (Klimaschutzsiedlung, Lesum-Park, BWK-Gelände, Berufsschulcampus) und sprach auch über Rückschläge (Stahlkrise, Thyssenkrupp-Schließung). Er betonte, dass der Norden genauso wie alle anderen Stadtbezirke zu Bremen gehöre. Dennoch brauche Bremen-Nord eine eigenständige, spezifische Entwicklung.
Das vom Senatsbeauftragten für Bremen-Nord mit vielen Akteuren erarbeitete Integrierte Struktur- und Entwicklungskonzept (ISEK) soll die Grundlage für die Arbeit des Senats mit Blick auf den Bremer Norden sein. „Ich werde alle Ressorts auffordern, zügig einen Maßnahmenkatalog für Bremen-Nord zu erarbeiten und bei den Haushaltsberatungen einzubringen“, so Bovenschulte. Er plädierte dafür, Ressortegoismen zu überwinden und die Zusammenarbeit zu stärken. Solange er Bürgermeister sei, werde es im Übrigen auch weiter einen Bremen-Nord-Beauftragten geben.