Mehr Zeit zum Gassigehen und wohltuende, kuschelige Abwechslung in der Krise: Während der Corona-Pandemie haben sich in Bremen mehr Menschen für den Kauf eines Haustieres entschieden. Foto: Holz
Corona-Auswirkungen

Hund statt Urlaub

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In Bremen steigt während der Corona-Pandemie der Kauf von Haustieren stark an.

Die Corona-Krise setzt neue Trends: mehr Beschäftigte im Home Office, mehr Abos bei
Streaming-Diensten und – mehr Haustiere. Insbesondere die Nager stehen hoch im Kurs.

Wassenaar in Burg-Grambke und Zoowieso in Osterholz etwa verkaufen seit Wochen besonders viele dieser Kleintiere. Auch die Nachfrage nach Vögeln und anderen Haustieren sei merklich angestiegen, sagt Annemarie Sündermann. Sie betreibt gemeinsam mit ihrem Mann den Fachmarkt Zoowieso. „Insbesondere Familien und junge Paare haben bei uns verstärkt Haustiere gekauft.“

Mehr Zeit für Tiere

Familien hat auch Kerstin Behlmer als Klientel ausgemacht. Die Wassenaar-Filialleiterin glaubt, dass die Menschen jetzt mehr Zeit für Haustiere aufbringen könnten. „Wir haben nicht nur mehr Tiere verkauft. Es wurde auch mehr nach Spielzeugen für Katzen und Inventar für den Vogelkäfig gesucht“, sagt Behlmer.

Auch das Bremer Tierheim konnte mehr Haustiere vermitteln. Zwischen dem 1. März und 13. Mai erhielten 232 Hunde, Katzen und Kleintiere einen neuen Besitzer. Vor einem Jahr hatte die Einrichtung für 137 Tiere ein neues Zuhause gefunden. Gaby Schwab, die Sprecherin des Bremer Tierschutzvereins, geht davon aus, dass viele Familien und Tierfreunde das Vorhaben, sich ein Haustier anzuschaffen, vorgezogen haben.

Tier statt Urlaub

Annemarie Sündermann nennt einen weiteren Grund: „Viele Familien konnten nicht in den Urlaub fahren und wollten den Kindern trotzdem etwas bieten.“ Sie hat zudem den Eindruck, dass sich die Kunden während der Coronazeit noch mehr darüber informieren, was es überhaupt bedeutet, ein Tier aufzunehmen: „Die Kunden fragen zum Beispiel häufiger nach dem Zeitaufwand und welche Bedürfnisse die Tiere haben. Das hat in den vergangenen Wochen zugenommen.“

Was sich in Bremen als Trend abzuzeichnen scheint, ist bundesweit allerdings nicht der Fall, heißt es auf Nachfrage beim Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe. Eine nicht repräsentative Abfrage bei Handelsketten und Fachmärkten habe gezeigt, dass es während der Coronakrise bundesweit keinen Boom bei der Vermittlung von Ziervögeln, Kleinsäugern, Fischen und Terrarientieren gegeben hat.

„Teilweise wurden die Bestände reduziert oder die Bereiche für den Tierverkauf sogar abgesperrt“, sagt Verbandssprecherin Antje Schreiber. „Der Umgang mit Heimtieren ist für Tierfreunde während der Unsicherheit in der Coronakrise und dem Social Distancing allerdings ein Trost und wohltuende Beziehung – das hören Zoofachhändler auch von ihren Kunden.“

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