Alle 14 Tage wird in Bremen der Papiermüll abgeholt. Entweder liegen Papier und Pappe in der Tonne oder gebündelt am Straßenrand. Foto: Bremer Stadtreinigung Alle 14 Tage wird in Bremen der Papiermüll abgeholt. Entweder liegen Papier und Pappe in der Tonne oder gebündelt am Straßenrand. Foto: Bremer Stadtreinigung
Altpapier

Die Verwandlung

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Was mit Altpapier und beschädigten Kartons der Bremer passiert.

von Kathrin Harm und Rike Füller

Die ausgelesene Zeitschrift, ein alter Prospekt oder Karton vom letzten Möbelkauf: Das sind nur drei Beispiele für Dinge aus Pappe und Papier, die entweder auf den Recyclingstationen der Bremer Stadtreinigung abgegeben oder in Tonnen oder gebündelt am Straßenrand alle 14 Tage abgeholt werden.

Allein im vergangenen Jahr wurden laut Stadtreinigung in Bremen 35,4 Tonnen Papier und Pappe entsorgt. 2018 waren es sogar 36,4 Tonnen.

Recycling beginnt mit dem Rausstellen

Für den Verbraucher endet die Entsorgung auf der Recyclingstation oder wenn die Tonne oder das Bündel an die Straße gestellt wird. Tatsächlich beginnt hier die eigentliche Wiederverwertung.

Die nächsten Schritte übernimmt die Abfalllogistik Bremen (ALB), an der sowohl die Stadtreinigung als auch das Unternehmen Nehlsen beteiligt sind. ALB holt die Tonnen ab und sammelt auch die Mengen von den Recyclingstationen ein.

Sie werden an drei Übergabestellen am Arberger Hafendamm, an der Hüttenstraße und Wartumer Heerstraße zu Nehlsen gebracht. 18 Fahrzeuge sind dafür im Einsatz.

Störstoffe aussortieren

Dort wird das Altpapier gesichtet, verpresst und zur Papier- und Kartonfabrik nach Varel transportiert. „In Bremen gibt es einen geringen Störstoffanteil“, sagt Hans-Dieter Wilcken, Geschäftsführer der Nehlsen Stoffstrom Gesellschaft.

Er beträgt nur zwei Prozent. „Die Aufklärung spielt da eine wichtige Rolle. Die Bürger haben verstanden, was in die blaue Tonne gehört und was nicht. In anderen Kommunen müssen Störstoffe händisch aussortiert werden.“

Störstoffe sind zum Beispiel stark beschichtete oder mit Essenresten behaftete Kartons.

Auch Tapeten und Aktenordner gehören ausdrücklich nicht in den Papiermüll. Sind Kartons mit Kunststoff beschichtet, können in einem späteren Schritt in der Fabrik die Fasern nicht richtig gelöst werden.

Papier wird zu Ballen

Jeder Lkw, der aus der Straßensammlung kommt, wird vor und nach dem Entladen des Papiers gewogen. Nehlsen braucht diese Daten für die Abrechnung mit der Stadt Bremen. Das Unternehmen hat 2017 bei einer europaweiten Ausschreibung den Zuschlag für die Abfalllogistik­leistungen der Stadt erhalten. Der Vertrag gilt zehn Jahre.

Bei Nehlsen wird das Altpapier zu Ballen gepresst. Ein Papp- und Papierklotz wiegt etwa eine Tonne. Foto: AP

Bei Nehlsen wird das Altpapier zu Ballen gepresst. Ein Papp- und Papierklotz wiegt etwa eine Tonne. Foto: AP

Wurde das Papier gesichtet, geht es ans Pressen. Mit einer Ballenpresse wird der Papiermüll zu etwa 1 mal 1,20 Meter großen Rechtecken geformt. Ein Ballen wiegt etwa eine Tonne.

Aus Altpapier werde neue Verpackungen

Drei bis fünf Tage dauert es, bis ein Lkw die Ballen zur Papier- und Kartonfabrik in Varel transportiert. Dort landen die Ballen auf einem Förderband. „Wir sortieren dann noch einmal und auch kleinere Partikel werden heraus gefiltert“, erklärt Sönke Klug, Sprecher der Papierfabrik.

Sie kauft die Ballen an. Gesäubert und von Fremdstoffen befreit wandert das Papier in einen überdimensionalen Kochtopf mit Rührer. „Das Papier wird mit Wasser vermischt. Am Ende haben wir ein Fasergemisch, welches Stoff genannt wird“, sagt Klug.

Die Fasern können je nach Rezept unterschiedliche Längen haben.

62 Sorten Altpapier

Der Stoff wird dann in langen Bahnen in vier 100 Meter langen Maschinen getrocknet und zu Papier auf Rollen oder Kartonbögen weiter verarbeitet. „Es gibt 62 Sorten recyceltes Altpapier, die wir herstellen können. Jede Sorte hat ein anderes Rezept“, sagt Klug.

Ein Beispiel ist besonders weißes Recyclingpapier. Die Produkte können am Schluss in Varel auch noch veredelt werden, um sie für die Kunden bedruckbar zu machen.

Kreislauf für die Wiederverwertung

Das aus dem Bremer Altpapier hergestellte Recyclingpapier wird in Varel auf großen Rollen für Verpackungen weiter verarbeitet. Eine Rolle wieget etwa 40 Tonnen. Foto: Papier- und Kartonfabrik Varel

Das aus dem Bremer Altpapier hergestellte Recyclingpapier wird in Varel auf großen Rollen für Verpackungen weiter verarbeitet. Eine Rolle wieget etwa 40 Tonnen. Foto: Papier- und Kartonfabrik Varel

Die Fabrik in Varel stellt nur Papiere, Wellpappe und Karton für Verpackungen her. Rund 925 Tausend Tonnen recyceltes Papier und Pappe gehen jährlich an die Kunden der Fabrik.

Angekauft wird das Altpapier dafür in ganz Deutschland, aber auch im Ausland. Die Kunden der Papierfabrik stellen aus dem Material Kisten, Joghurtstiegen und Verpackungen aller Art her. Klug erklärt: „So gelangt das Altpapier wieder in den Kreislauf und zum Kunden.“

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