Fakt ist: Das Unentschieden im Freitagspiel gegen den 1. FC Köln war Werders viertes 1:1 in Serie. Leonardo Bittencourt per Handelfmeter (82.) rettete den Bremern zumindest einen Punkt. Zuvor hatte Werder-Kapitän Niklas Moisander die ganz auf Defensive eingestellten Gäste mit einem Eigentor in Führung gebracht (67.).
Fakt ist auch: Werder tat sich gegen die tief stehenden Kölner sehr schwer, gefährliche Situationen zu kreieren. Die einzige Chance für lange Zeit verdankten die Gastgeber in der ersten Spielminute einem Missverständnis der Kölner. Manuel Mbom kam zwar im Strafraum an den Ball, scheiterte jedoch am herausgeeilten Kölner Schlussmann Timo Horn.
Werder findet keine Lücke
Danach fanden die Kölner ihre Ordnung. Werder suchte zwar immer wieder den Pass zwischen die Kölner Linien, fand jedoch kaum eine Lücke. Dafür fehlten dem Kombinationsspiel Tempo und Schärfe. Milot Rashica, der erstmals in dieser Saison in der Startelf stand, fand praktisch nicht statt. Das hätte man aber auch über alle anderen Offensivkräfte sagen können.
Umgekehrt verteidigte Werder bei Ballverlusten konsequent. Erst in der 60. Minute ließ das Team eine Torchance zu. Andersson kam am Elfmeterpunkt relativ unbedrängt zum Kopfball, konnte den Ball aber nicht platzieren. Jiri Pavlenka hatte eine Mühe ihn aufzunehmen.
Moisander trifft ins eigene Tor
Sieben Minuten später dann ein Tor aus dem Nichts: Nach Freistoß von Duda lenkte Moisander beim Klärungsversuch den Ball ins eigene Tor. Hätte er den Ball passieren lassen, wäre er Freund und Feind vorbei ins Toraus gesegelt.
Florian Kohfeldt reagierte und brachte mit Tahith Chong (für Mbom) und Kevin Möhwald (für Ömer Toprak) frische Kräfte. Zuvor war schon Yuya Osako für Milot Rashica gekommen. Am Spiel änderte das zunächst nichts. Werder suchte vergeblich nach der Lücke.
Chong leitet die Wende ein
Bis Tahith Chong nach 81 Minuten mit Ball am Fuß einfach mal antrat und von der Grundlinie zur Mitte flankte. Bornauw sprang der Ball beim Abwehrversuch an die Hand. Klarer Elfmeter – ganz ohne Videobeweis. Leonardo Bittencourt verwandelte sicher gegen Ron-Robert Zieler, der Ende der ersten Hälfte für den angeschlagenen Horn den Job im Kölner Tor übernommen hatte.
Das 1:1 machte bei Werder offenbar die Köpfe frei. Plötzlich gelang es Unordnung in der Kölner Hintermannschaft zu erzeugen. Werder zog in den Schlussminuten ein echtes Powerplay auf und schnupperte am späten Siegtreffer. Joshua Sargent hatte ihn in der Nachspielzeit auf dem Kopf, brachte den Ball aber nur zentral aufs Tor, wo er eine sichere Beute von Zieler wurde.
Nach der Pause gegen stärkere Gegner
Fazit: In der vergangenen Saison wäre Werder nach dem 0:1 vermutlich auseinander gebrochen. Insofern ist das neuerliche 1:1 ein Fortschritt. Um dauerhaft Abstand zur Abstiegszone zu halten, waren vier Punkte aus den vergangenen vier Spielen jedoch möglicherweise zu wenig.
Denn nach der Bundesligapause wegen der anstehenden Länderspiele warten mit Bayern, Wolfsburg, Stuttgart, Dortmund und Leipzig andere Kaliber auf die Bremer. Dann wird sich zeigen, ob die neue Stabilität in der Abwehr wirklich tragfähig ist. Und ob Werder die dann vermutlich größeren Räume nutzen kann.
Werder: Pavlenka – Toprak (74. Möhwald), Moisander, Friedl – Gebre Selassie, Eggestein, Groß, Mbom (74. Chong) – Bittencourt – Sargent, Rashica (65. Osako)