Kann man die Großeltern für das Weihnachtsfest getrost aus dem Pflegeheim zu sich nach Hause einladen oder ist die Gefahr einer Ansteckung zu groß? Diese Fragen dürften sich in diesen Tagen viele Familien stellen. Denn der Wunsch nach Beisammensein und Tradition muss in diesem Jahr mit dem Infektionsrisiko zusammengebracht werden.
„Wir appellieren an die Familien, die Kontakte vor Weihnachten herunterzufahren. Wir raten auch von Treffen mit zehn Personen aus vielen verschiedenen Haushalten ab – auch wenn das an Weihnachten möglich ist“, sagt Susanne Brockmann, Pflegedirektorin bei der Bremer Heimstitung.
Einrichtungen setzen auf Information
Das Thema Weihnachten wird bei der Bremer Heimstiftung mit ihren 34 Einrichtungen immer dringlicher, auch weil Angehörige sich nach den Bedingungen für gemeinsame Feiertage erkundigen. Klar ist: Bei der Bremer Heimstiftung ist es sowohl möglich, Angehörige unter Beachtung des Besuchskonzepts in den Heimen zu besuchen, als auch für das Fest zur Familie zu holen. Das Auto zu desinfizieren und mit Maske zu fahren, wenn ein Bewohner abgeholt wird, sind weitere Ratschläge.
Auch die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Bremen setzt verstärkt auf die Kooperationsbereitschaft der Angehörigen. „Wir wissen, dass es dieses Jahr ein Weihnachtsfest unter besonderen Bedingungen wird“, sagt AWO-Sprecherin Christine Peters. „Wir versuchen, unseren Bewohnern trotz allem ein Weihnachtsfest zu ermöglichen, das so schön wie möglich ist.“
Ratschläge aus dem Gesundheitsressort
Sollte die Behörde keine Einschränkungen verfügen, steht auch in den Einrichtungen der AWO einem Festbesuch unter Beachtung der Hygieneregeln nichts im Wege. So gilt für Besucher unter anderem, dass sie sich vorher anmelden und eine Maske tragen müssen.
Doch wie geht es für die Bewohner weiter, wenn sie nach dem familiären Fest außerhalb des Heims wieder in die Einrichtungen kommen? Die Bremer Heimstiftung hat eine Anfrage beim Gesundheitsamt gestellt. „Wir haben angefragt, ob zum Beispiel Schnelltests durchgeführt werden müssen oder eine Quarantäne notwendig ist“, sagt Brockmann.
Laut Lukas Fuhrmann, Sprecher von Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard, gibt es für diese Fälle keine offiziellen Empfehlungen des Gesundheitsressorts oder des Gesundheitsamtes. Tipps hat er dennoch parat. Wer Weihnachten mit seiner Familie verbringen möchte, sollte vorher mit der Familie darüber sprechen, ob alle Anwesenden im Vorfeld eine freiwillige Selbstquarantäne einhalten oder ihre Kontakte noch weiter reduzieren, so Fuhrmann.
Fünf Tage Zimmerquarantäne nach dem Fest außerhalb
Einrichtungen sollten sich zudem Gedanken darüber machen, wie sie nach den Feiertagen mit zurückkehrenden Bewohnern verfahren. „Es muss dabei vermieden werden, dass Infektionen in die Einrichtungen herein getragen werden und sich dort verbreiten können“, sagt Fuhrmann.
In den vier Einrichtungen, die zur Stiftung Friedehorst gehören, wird es für Bewohner, die Weihnachten außerhalb feiern, eine fünftägige Zimmerquarantäne geben. Zudem werden die Bewohner nach der Rückkehr sowie fünf Tage später per Schnelltest auf Antigene getestet. Besuch dürfen sie in dieser Zeit empfangen.
Weihnachtsfest in Einrichtungen geplant
Laut Friedehorst-Sprecherin Gabriele Nottelmann werden aber die meisten der insgesamt etwa 320 Bewohner an den Feiertagen in den Einrichtungen bleiben. „Bei uns leben viele Schwerstbetroffene, die nicht die Möglichkeit haben, jemanden zu besuchen“, sagt Nottelmann.
Und ein weiterer Aspekt spielt eine Rolle: „Nicht alle Bewohner haben Angehörige, von denen sie Besuch bekommen können. Für sie organisieren wir ein eigenes Weihnachtsfest in unseren Einrichtungen“, kündigt Nottelmann an.