Während beispielsweise 1991 noch ca. 9,3 Millionen Beschäftigte in der Industrie arbeiteten, hatte sich diese Zahl im Jahr 2008 zwischenzeitlich auf 5,3 Millionen reduziert und ist bis zum Jahr 2017 wieder auf 6,2 Millionen gestiegen. Gleichermaßen sank in diesem Zeitraum auch die Zahl der Betriebe von 54.000 auf 23.414.
Gleichzeitig hat die Bedeutung im Dienstleistungssektor deutlich dazu gewonnen. Inzwischen arbeiten hier drei Viertel der Beschäftigten. Allerdings ist eines natürlich klar, ohne Industrie geht es nicht, was sich auch darin zeigt, dass die Zahl der Betriebe wieder auf über 45.000 im Jahr 2017 gestiegen ist. Um Kosten zu reduzieren, werden hier unter anderem auch gebrauchte Industriemaschinen eingesetzt.
Aber nach wie vor ist die Industrie das Kernstück der deutschen Wirtschaft. Rund ein Viertel des deutschen Bruttosozialproduktes werden hier erwirtschaftet. Zudem hängen von der Industrie viele Dienstleistungen ab.
Diese Branchen sind Kern- oder Schlüsselindustrien
Es gibt bis heute keine klare Definition für den Begriff Kern- oder Schlüsselindustrie, doch im Allgemeinen bezeichnen die Staaten ihre Industrien als Kernindustrie, die zum einen den größten Teil der Wertschöpfung realisieren und zum anderen den größten Teil der Beschäftigten besitzen. Hinzu kommt noch der Faktor, wie eng sie letztlich mit anderen Branchen verflochten sind.
Aus diesem Grund bekleiden in Deutschland die Position Nr. 1 die Autoindustrie und der Maschinenbau. Im Bereich des Maschinenbaus ist der überwiegende Teil mittelständisch geprägt. Bei der Autoindustrie stellt sich das jedoch anders dar, denkt man hier nur mal kurz an die weltbekannten Autohersteller Volkswagen, Daimler, BMW oder auch Opel.
Einen ebenso großen Stellenwert haben aber auch die Autozulieferer. Zu ihnen zählen beispielsweise Bosch, Continental, Schaeffler und weitere kleinere Betriebe.
Allein in diesem Bereich arbeiteten 2020 laut Autohersteller nach Angaben des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie 809.000 Menschen direkt in der Automobilindustrie und die die Zahl derer, die von der Autoindustrie abhängig sind, beläuft sich auf rund 5 Millionen.
Doch auch der Maschinen- und Anlagenbau hat einen ebenso großen Stellenwert. Nach Angaben des statistischen Bundesamtes waren hier allein 932.157 Menschen beschäftigt. Besonders in den vergangenen Jahren erlebte die Branchen einen großen Aufschwung. Zurückzuführen ist das vor allem auf die gestiegene Nachfrage aus dem Ausland. Für gewöhnlich bauen die deutschen Hersteller hoch spezialisierte Maschinen. Nicht selten gehören diese Hersteller in ihren Bereichen zu den Weltmarktführern. Allein für den Export werden ca. ¾ der Produktion benötigt. Daher ist der gerade der Maschinenbau entsprechend stark von der Weltrezession getroffen.
Weitere relevante Branchen
Die Chemieindustrie gilt allgemein als die dritte deutsche Kernbranche. Gleichwohl arbeiten aber sehr viel mehr Menschen in der Metall- und Elektroindustrie. Doch für den deutschen Export ist die Chemiesparte von großer Bedeutung. BASF und Bayer zählen hier zu den größten und relevanten Unternehmen.
In dieser Branche ist Deutschland der Exportweltmeister, denn immerhin kommen insgesamt 12,4 Prozent der weltweiten Chemieausfuhren von dort.
Der Maschinenbau stemmt sich gegen die Krise
Gerade in der Krise waren viele Dienstleister gezwungen, ihre Tore zu schließen, dennoch liefen aber in den meisten Industriebetrieben die Maschinen weiter. Ein Blick auf Duisburg zeigt, dass dort während der Krise die Betriebe weiterliefen, Während in vielen Branchen es so sah aussah, dass massiv unter der Krise gelitten wurde, zeigte sich in Duisburg, dass die Industrieumsätze im 4. Quartal 2020 wieder angestiegen sind.
Bei Duisburg handelt es sich vor allem um einen Industriestandort im Bereich des Stahls. Allerdings haben dort auch die Chemie und der Maschinenbau einen hohen Stellenwert. Insgesamt arbeiten dort mehr 30.000 Menschen in der Industrie. Insgesamt haben die Duisburger Industrieunternehmen fast neun Milliarden Euro im Jahr 2020 umgesetzt. Zwar verlor man hier in den ersten Quartalen deutlich an Umsatz, aber das vierte Quartal sorgte dann auch wieder für eine Erholung.
Die wirtschaftliche Entwicklung in Duisburg als größter Stadt der Region wird von der Niederrheinischen IHK mit einem Wirtschaftsbarometer unter die Lupe genommen. Hier steht natürlich die Industrie im Fokus, aber es werden auch die Konjunkturentwicklung, der allgemeine Arbeits- und Ausbildungsmarkt und das Gründungsgeschehen bewertet.
So sieht es in der Autoindustrie aus
Eine ganze Reihe von Automobilzulieferern kündigten einen deutlichen Stelleanabau an. Beispielsweise baute Schaeffler seit 2018 insgesamt 8.250 Stellen ab und es folgten dann noch weitere 4.400 Stellen.
Bereits im Sommer 2020 kündigte Bosch die Schließung seines Werkes in Gerlingen an. Damit einher geht ein Stellenabbau von einigen tausend Arbeitsplätzen.
Derzeit kann nicht sicher ausgeschlossen werden, dass nach der Wiedereinführung der Insolvenzanmeldepflicht bei Überschuldung der befürchtete Domino-Effekt eintritt. Es steht zu befürchten, dass die Zahl der weggefallenen Arbeitsplätze noch einmal deutlich zunimmt.
Wie sieht es konkret in den einzelnen Konzernen aus?
Auch die deutsche Automobilindustrie baut ebenfalls viele ihrer 821.000 Arbeitsplätze ab. Laut Medienberichten stieg die Zahl der abgebauten Arbeitsplätze beim Daimler-Konzern innerhalb weniger Monate von 15.000, über 20.000, auf nunmehr 30.000.
So soll laut dem Manager Magazin schon allein die Daimler Truck AG knapp 17.000 Mitarbeiter zur Annahme von Abfindungen oder Altersteilzeitangeboten gedrängt haben.
Auch MAN, die aus der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg hervorgegangene ist, soll planen, insgesamt 9.500 Arbeitsplätze zu reduzieren. Im Raum München sind davon 3.000 Mitarbeiter betroffen. Das macht insgesamt ein Drittel der Stellen dort aus.
In Nürnberg sieht die Situation auch nicht besser aus, denn hier sollen von insgesamt 3.800 Arbeitsplätzen 1.200 verloren gehen. Laut Informationen des Münchner Merkur soll die Komponentenfertigung gänzlich von Salzgitter nach Polen verlegt werden.
Tritt dieser Fall tatsächlich ein, gehen von insgesamt 2.400 Arbeitsplätzen in der Region für immer 1.400 verloren. Inzwischen ist MAN seit sieben Jahren eine Tochter des Volkswagenkonzerns. Hier ließ der Chef Herbert Diess verlautbaren, dass für ihn eine Senkung der Managerbonuszahlungen nur als letzter Ausweg zu sehen sei.
Die Politik und ihre Pläne
Nach Ansicht des Daimler-Personalvorstands Wilfried Porth ist die Corona Krise nicht alleinig verantwortlich für den Stellenabbau. Auch die Elektromobilität zeigt hier deutlich ihre Auswirkungen.
Auch soll die Politik insgesamt eine Mitverantwortung tragen, da sie maßgeblich die Entscheidung bezüglich der Fortentwicklung der Mobilität nicht den Verbrauchern überlässt, sondern hier planwirtschaftsähnlich Ziele im Vordergrund stehen, die es zu erfüllen gelte.