Rund 500 Nonnengänse rasten seit einigen Tagen in der Hemelinger Marsch. Allerdings werden die scheuen Tiere immer wieder durch freilaufende Hunde aufgescheucht.Fotos: Bollmann
Umwelt

Wildtiere aufgescheucht

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Die Brut- und Setzzeit hat begonnen: Hunde gehören wieder an die Leine.

In Bremen hat die Brut- und Setzzeit begonnen. Für alle Hundehalter bedeutet dies, dass sie ihre Vierbeiner bis zum 15. Juli anleinen müssen, wenn sie mit ihnen spazieren gehen. Allerdings kommt es häufig zu Verstößen. Selbst in Naturschutzgebieten wie am Rande des Gewerbegebietes Hansalinie werden Hunde von der Leine gelassen. Sie scheuchen dort Wildtiere auf und hatten sogar schon Rehe zu Tode gehetzt.

Vor allem in den vergangenen Tagen bot sich den Spaziergängern in der Hemelinger Marsch ein beeindruckendes Naturschauspiel. Rund 500 Nonnengänse sowie Brandgänse, Silberreiher und weitere Wasservögel rasten gegenwärtig noch am Rande der Wasserflächen auf den Wiesen. Wer die Vögel beobachten möchte, muss allerdings vorsichtig sein und ausreichend Abstand wahren, um die scheuen Tiere nicht zu beunruhigen. Sobald sie gestört werden, fliegen sie nämlich auf und verbrauchen dabei ihre Energiereserven.

Leinenpflicht

Umso ärgerlicher ist es da, dass sich viele Hundehalter nicht an die Leinenpflicht halten und ihre Vierbeiner sogar in den ausgewiesenen Schutzzonen der Wildtiere von der Leine lassen. Während der Beobachtung der scheuen Gänse, wurden die Tiere gleich mehrmals gestört.

Gleich dreimal waren freilaufende Hunde – trotz Verbots – auf den Außendeichflächen unterwegs und scheuchten dabei Hunderte Gänse auf. Und: Mehrere Anwohner berichten von vielen weiteren Störungen der Wildtiere durch freilaufende Hunde. Zurzeit würden zudem Ausflügler auch zahlreiche Weidenkätzchen abschneiden, sagen Beobachter.

Jäger verärgert

Verärgert über die vielen Störungen sind auch die Jäger. Jürgen Bischoff kennt das Revier in der Marsch bereits seit über 45 Jahren. Seine Beobachtung: Die Situation mit den freilaufenden Hunden wurde in den vergangenen zehn Jahren immer problematischer. Er habe sogar schon eine Frau beobachtet, die mit gleich sieben Hunden unterwegs war. Zunehmend handle es sich um größere Vierbeiner, die Wildtiere aufscheuchen.

„Die permanenten Störungen und Beunruhigungen werden auch für Rehe zum Problem, die deutlich unterentwickelt sind“, meint Bischoff. Er selbst spreche die Hundehalter allerdings nur noch ungerne auf ihr Fehlverhalten an, da er häufig ungehörige Antworten erhalte.

Kaum eingezäunte Freilaufflächen

Das Problem kennt auch Gaby Schwab vom Bremer Tierschutzverein, die an die Hundehalter appelliert, die Schutzräume des Wildes zu respektieren. „Für Hundebesitzer ist die offizielle Brut- und Setzzeit allerdings eine schwierige Zeit“, sagt Schwab. „Einerseits sind sie durch tierschutzrechtliche Bestimmungen dazu verpflichtet, ihre Tiere täglich frei laufen zu lassen. Andererseits riskieren sie ein Bußgeld, wenn sie der Leinenpflicht nicht nachkommen“, erläutert die Tierschützerin und kritisiert zugleich, dass es in Bremen kaum eingezäunte Freilaufflächen für Hunde gebe.

Damit sich die Hundehalter an die Leinenpflicht halten, sollen Verstöße in der Brutzeit geahndet werden. „Der Ordnungsdienst wird im Rahmen seiner Möglichkeiten die Anleinpflicht kontrollieren“, kündigt Karen Stroink an, die Sprecherin des Innenressorts. „Zu den Kontrollorten gehören auch die Hemelinger und Arberger Marsch.“

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