Rund 70.000 Euro – das ist der Betrag, auf den die Kinder- und Jugendfarm in Habenhausen im kommenden Jahr verzichten soll.
Das Amt für Soziale Dienste will das Budget für die offene Kinder- und Jugendarbeit (OJA) in Obervieland anders verteilen. Es hat vor, den Fokus auf Arsten-Nord und Kattenturm zu legen.
„Wir haben als große Einrichtung bisher 40 Prozent des Budgets erhalten. Künftig sollen es nur noch 25 Prozent sein“, kritisiert Susanne Molis, Leiterin der Kinder- und Jugendfarm.
70.000 Euro fehlen
Molis rechnet vor: „Wir erwirtschaften pro Jahr 150.000 Euro selber durch Mitgliedsbeiträge, Spenden, Veranstaltungen und Vermietungen und schießen 50.000 Euro zu den Nebenkosten dazu. Mal eben weitere 70.000 Euro zusätzlich hereinzuholen schaffen wir einfach nicht mehr.“
Angebot wird eingeschränkt
Aufgrund steigender Kosten für Energie, Personal und Futtermittel sieht Molis das Angebot der Farm bedroht. Künftig sei eine starke Einschränkung des pädagogischen Angebots unausweichlich, weil Stellen gekürzt werden müssten, sagt Molis.
Pädagogische Teilbereiche wie die Wildnisgruppe, der Outdoorsport oder der Pferdebereich müssten eingespart werden. Eine andere Möglichkeit wären Schließtage.
Dann würde die Farm nur noch an drei Tagen pro Woche öffnen. Eine dritte Lösung wäre die reine Nachmittagsöffnung: Schulen und Kindergärten könnten den außerschulischen Lernort dann nicht mehr nutzen.
Genau da liegt eines der Probleme. Die rund 30.000 Quadratmeter große Farm wird von Einrichtungen aus ganz Bremen besucht. 2021 kamen 2.520 Kinder und Jugendliche aus 19 Schulen und 17 Kitas.
Ferienbetreuung auf der Farm
Nicht nur Bildungseinrichtungen aus allen anderen Stadtteilen nutzen das Angebot, sondern auch Familien aus ganz Bremen, deren Kinder zur Ferienbetreuung auf die Farm kommen. Derzeit sind es bis zu 70.
Für die Berechnung der Fördermittel ist auch der Standort der einzelnen Einrichtungen entscheidend. Die Kinder- und Jugendfarm liegt in Habenhausen, einem Stadtteil, in dem mit rund 6 Prozent Kindern und Jugendlichen zu wenige leben, um mehr Mittel zu rechtfertigen.
Für Obervieland sieht das Amt für Soziale Dienste den Bedarf deutlich in Arsten und Kattenturm, wie Bernd Schneider erklärt, der Sprecher von Sozialsenatorin Anja Stahmann.
„Der Controlling-Ausschuss des Stadtteils hat entschieden, das Geld dorthin zu geben, wo mehr Kinder und Jugendliche leben“, sagt Schneider. Auch er bestätigt, dass die Farm intensiv von Schulen und Kindergärten genutzt wird. „Diese Angebote dürfen aber nicht mit den Mitteln für OJA finanziert werden“, erklärt er.
Die Frage laute also, wie eine alternative Finanzierung erstellen, etwa indem das Umweltressort und das Bildungsressort weiter eingebunden werden.
Die Umweltprojekte etwa erhalten bereits eine Förderung des Umweltressorts, Mittel für überregionale Angebote belaufen sich auf 41.000 Euro, die laut Molis dem Stadtteil-Budget nicht zur Last fallen.
Das Farm-Team fordert eine Basisfinanzierung der Personalkosten für fünf Teilzeitstellen aus den Mitteln der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OJA), überregionale Fördermittel aus dem Umweltressort und dem Bildungsressort.
Um den Forderungen Nachdruck zu verleihen, hat das Farm-Team jetzt eine Petition gestartet: change.org