Die Aufregung war groß, als Kinostar Til Schweiger in Hamburg sein erstes Restaurant eröffnete.
Denn seinen Gästen bot er auch „Barewater Still“ an und „Barewater Sprudel“, den Liter für 4,20.
Was luxuriös klang, war schlicht Leitungswasser. Das war 2017. Jetzt, in den hitzerekordverdächtigen Tagen, taucht in Deutschland und damit auch in Bremen die Frage wieder auf: Schenken die Gastronomen auch Leitungswasser aus? Und zu welchem Preis?
In Frankreich, Italien oder Spanien servieren die Restaurants ihren Gästen fraglos ein Glas oder eine Flasche mit Leitungswasser. Kostenlos. Und in Bremen?
„Es sollte die alleinige wirtschaftliche Entscheidung eines gastronomischen Betriebes bleiben, ob er gratis Wasser anbieten oder nicht“, sagt Thorsten Lieder, Geschäftsführer der Bremer Gastro-Gemeinschaft, fügt aber hinzu, Bremer Gastronomen stellten sich einer Bitte nach Leitungswasser nicht entgegen.
Nathalie Rübsteck, Hauptgeschäftsführerin des Branchenverbandes Dehoga Bremen, meint, „dass die Ausgabe von Leitungswasser nicht reglementiert oder vorgeschrieben werden sollte“.
Es komme darauf an, wie der Gast nach dem Glas Leitungswasser frage.
Der Ratskeller berechnet für ein Glas Leitungswasser schon mal 50 Cent und für ein Krug 1,50 Euro.
„Grund dafür ist der zusätzliche Aufwand“, erklärt Stefanie Lange, Sprecherin des Bremer Ratskellers. „Die Zwischenschritte sind umständlich und verursachen Kosten, die Gläser müssen von unserem Personal gespült und poliert werden“, sagt Lange.
Italiener und Spanier fragen nach Leitungswasser
Anders im Lukullus am Steintor. „Wir geben unseren Gästen gerne Leitungswasser, hier müssen sie nichts extra dafür zahlen“, sagt Betreiber Omerie Durakovic.
„Italienische und spanische Touristengruppen erwarten von uns sehr oft kostenfreies Wasser. Da stellen wir auch gerne Leitungswasser zur Verfügung“, sagt Klaus Prinke-Visecky, Inhaber des Restaurants Edelweiss.
„Chinesischen Touristen, die nach heißem Wasser für ihre Teemischungen fragen, berechnen wir aufgrund des Aufwands einen Euro“, sagt Prinke-Visecky. „Als Bremer geht das natürlich auch, man muss nur fragen.“
„Unser Klientel ist es gewohnt zu zahlen. Wenn jemand eine Flasche Wein bestellt, fragt oft auch nach einer Flasche Wasser dazu“, sagt Hanno Meyer, Guest Relation Manager des Park-Hotes.
„Die Wasserflaschen kosten dann natürlich was. Wer aber nach Leitungswasser fragt, kriegt das als Gast auch gratis“, sagt Meyer.
„Gäste, die nett fragen, bekommen das Leitungswasser kostenfrei. Es ist aber komisch, wenn jemand auf ein Nein mit Unverständnis reagiert.
Zusatzkosten durch Gläserwaschen
Die Gläser müssen gewaschen und poliert werden. Es verursacht Arbeit, wenn jemand literweise trinken möchte“, sagt Thorsten Glinka-Colberg, Geschäftsführer des Hauses am Walde.
„Wenn der Gast fragt, erhält er das Glas Wasser gratis, wir ziehen es aber natürlich vor, unser Wasser zu verkaufen. Da wir als Gastronomen mehr Umsatz von den Getränken, als von den Speisen machen“, sagt Jeannette Steinbart, Geschäftsführerin des Katzen-Cafe .
„Jeder, der hierher kommt, erhält Wasser. Leitungswasser kostet ja nichts. Das gehört zur Gastfreundschaft und zeigt den Kunden, dass wir sie wertschätzen“, sagt Funda Klein-Ellinghaus, Inhaberin der Fundabar.
„Wenn es um Leitungswasser geht, gibt es einen Unterschied in der Mentalität zwischen den Mittelmeerländern und beispielsweise Skandinavien. Das hat halt mit dem Wetter was zu tun. Wir ermöglichen unseren Gästen die Wahl zwischen Leitungswasser und stillem Mineralwasser. Das Mineralwasser kostet dann natürlich aber auch“, sagt Murat Babaoglu, Inhaber der S-Werkstatt.