Für Detlef Gehlhaar hat sich das Leben schlagartig verbessert. Der Friseur hat in seinem Salon Headhunter im Viertel die Vier-Tage-Woche eingeführt. Nicht nur Kurztrips an langen Wochenende sind nun für ihn und sein Team möglich, auch die Arbeit macht ihnen seither mehr Spaß.
Und nicht nur das. „Meine Mitarbeiter sind zufriedener, arbeiten schneller und machen dadurch mehr Umsatz“, sagt Gehlhaar.
Eine bundesweite Umfrage des Beratungsunternehmens Kienbaum unterstützt sein Vorgehen: Mehr als zwei Drittel der Beschäftigten verspüren mindestens einmal pro Woche wenig Lust und Antrieb zu arbeiten. Verständlich, dass auch andere Bremer Unternehmen die Arbeitswoche verkürzen.
Gehlhaar öffnet seinen Salon nur noch von dienstags bis freitags. Seine vier Angestellten arbeiten an diesen Tagen eine halbe Stunde länger als vorher, insgesamt 36 Stunden in der Woche und damit vier Stunden weniger als früher. Trotzdem verdienen sie nicht weniger.
Voller Lohnausgleich Voraussetzung
„Die Vier-Tage-Woche kann nur bei vollem Lohnausgleich funktionieren“, betont Gehlhaar. Ein weiterer positiver Aspekt: Seit der Einführung der Vier-Tage-Woche erhält er mehr Bewerbungen von Jobsuchenden.
Attraktiver werden für Bewerberinnen und Bewerber – das beabsichtigte auch Mathias Hartmann, der Geschäftsführer des Unternehmens Bauplan Bauelemente in Bremen-Nord, als er von der Fünf-Tage-Woche auf die Vier-Tage-Woche wechselte.
„Das Telefon hat häufig geklingelt. Meistens waren es Kollegen, die mir zu dem Schritt gratuliert haben oder wissen wollten, wie es läuft, weil sie auch mit dem Gedanken spielen“, sagt Hartmann. Auch wenn er gerade mehr Geld in die Hand nimmt, um zum Beispiel den Lohnausgleich zu finanzieren, ist er sich sicher, dass sich der Schritt langfristig auszahlen wird.
Cornelius Neumann-Redlin, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände im Lande Bremen, glaubt nicht, dass die Vier-Tage-Woche hilft, den Mangel an Fachkräften zu mindern. „Es gibt und wird auch künftig weniger Menschen auf dem Arbeitsmarkt geben. Das heißt, es braucht von den übrigen Menschen mehr Arbeitskraft“, sagt er, räumt aber ein, dass eine Vier-Tage-Woche für einzelne Unternehmen der richtige Schritt sein kann.
Die Handwerkskammer Bremen sieht im dem Modell eine Chance, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren. Dabei müsse aber beachtet werden, „ob und wie sich die Firma auf Baustellen zeitlich mit anderen Gewerken abstimmen muss, ob Notdienste personell abgedeckt werden müssen und natürlich auch, was die Kunden erwarten“, sagt Andreas Meyer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer.
Positive Resonanz
Ob die Kunden noch zufrieden sind, wenn das Siebdruck Center freitags nicht mehr öffnet, fragte sich Inhaberin Sylvia Heißenhuber. Auch sie lässt nur noch an vier Tagen arbeiten. „Einige fanden es schade, dass sie am Freitag nicht mehr die Aufträge abholen konnten, aber wir haben immer Lösungen gefunden. Insgesamt haben die Kunden das sehr gut aufgenommen“, sagt Heißenhuber.
Siebdruck Center und Bauplan können die Vier-Tage-Woche allerdings noch nicht durchgehend umsetzen, etwa weil die Auftragslage es nicht zulässt oder Mitarbeiter erkranken. Beide halten dennoch an dem Konzept fest.
Headhunter-Chef Gehlhaar hatte vor dem Start des neuen Modells auch Bedenken: „Denn zurückdrehen, kann man so eine Änderung nicht mehr“, sagt der Cheffriseur. Aber das muss er auch nicht: „Ich ärgere mich fast, die Vier-Tage-Woche nicht schon früher umgesetzt zu haben.“