Bei Honig vom Deutschen Imkerbund oder lokalen Imkern ist man zumeist auf der sicheren Seite, dass man ein qualitativ hochwertiges Produkt erwirbt und keinen gefälschten Honig.Fotos: Bollmann Bei Honig vom Deutschen Imkerbund oder lokalen Imkern ist man zumeist auf der sicheren Seite, dass man ein qualitativ hochwertiges Produkt erwirbt und keinen gefälschten Honig. Fotos: Bollmann
Verbraucher

Honig oft mit Sirup gepanscht

Von
Lebensmittelbetrug: Verdünnung von Honig mit Zuckerlösung steigert den Gewinn. Besser lokale Produkte kaufen

Die EU-Kommission hat Honig auf seine Reinheit untersucht und ist zu einem erschreckenden Ergebnis gekommen: Fast die Hälfte der Honige war mit billigem Zuckersirup gestreckt.

Besonders betroffen war Honig aus China (74 Prozent) und Honig aus der Türkei (93 Prozent). Verbraucherschützer raten daher vor allem lokalen Honig zu erwerben.

Beimischung von Zuckersirup tabu

Nach EU-Recht ist die Beimischung von Zuckersirup zum Honig verboten, dennoch wurde er im Labor der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS) in 46 Prozent der 320 Honigproben nachgewiesen.

Damit ist die Fälschungsquote ungefähr dreimal so hoch wie beim letzten EU-Kontrollbericht 2017, als die Zahl der beanstandeten Honige bei 14 Prozent lag. Besonders perfide: 2017 wurde der Honig vor allem mit Zuckersirup aus Zuckerrohr oder Maisstärke gefälscht.

Bienen auf einer Honigwabe. Ist der Honig fertig, wird die Zelle verdeckelt.

Heute wird dagegen vor allem Sirup aus Weizen, Reis oder Zuckerrübe verwandt, weil der in den meisten Laboren derzeit technisch nicht nachgewiesen werden kann.

Klarer Lebensmittelbetrug

Die Referentin Lebensmittel und Ernährung der Bremer Verbraucherzentrale, Sonja Pannenbecker, spricht in diesem Zusammenhang klar von Lebensmittelbetrug: „Warum wird Honig gepanscht?“, fragt sie und gibt gleich die Antwort: „Weil man damit Geld verdienen kann.“ Kostet importierter Honig etwa 2,20 das Kilo, sind es bei Zuckersirup dagegen nur 40 bis 60 Cent.

„Das sind ja kriminelle Handlungen“, findet Pannenbecker und räumt zugleich ein: „Lebensmittelbetrug ist schlecht zu erkennen.“ Hinweise auf Qualitätsmängel könnten zum Beispiel sein, dass der flüssige Honig nicht kristallisiere, immer gleich schmecke oder die Gläser Herkunftsnachweise wie „aus EU- und Nicht-EU-Ländern“ tragen. Sie rät Verbrauchern daher dazu regionalen Honig beim Imker zu kaufen oder Produkte vom Deutschen Imkerbund oder mit Bio-Labeln und Herkunftsnachweis.

„Wir sehen das Ganze sehr gelassen“, erklärt Augus-Wilhelm Schinkel , Vorsitzender des Bremer Imkerbundes von 1875: „Das ist ein Plädoyer für unseren Honig. Der wird geprüft.“ Überrascht hat ihn das Ergebnis der Untersuchung nicht. „Die Panscherei wird immer schlimmer. Ich finde das furchtbar. Das ist nichts anderes als Betrug“, findet Schinkel und stellt klar: „Unser Selbstverständnis als Imker ist etwas ganz anderes.“

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren...

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner