Im Garten an der Mühle von Rönn versammelten sich Mitglieder des Kreisverbandes der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) zur Jahreshauptversammlung. Lehrkräftemangel belastet die Osterholzer Schulen enorm. Der GEW-Kreisvorstand mit dem Vorsitzenden Fritz Böhm hatte den GEW-Landesvorsitzenden Stefan Störmer eingeladen, um die Mitglieder über die aktuelle Entwicklung in der niedersächsischen Bildungspolitik zu informieren, zum Beispiel zum Thema „Gerechte Bezahlung aller Lehrer und Lehrerinnen“, so wie sie im Koalitionsvertrag vereinbart und von der Landesregierung versprochen wurde.
Vorab besichtigte der Landesvorsitzende mit dem Kreisvorstand das Lernhaus im Campus, um sich über die Schulentwicklung zu informieren. Der GEW-Kreisvorstand fordert „eine gute Schule für alle“, betont Fritz Böhm. Das Lernhaus könne ein guter Weg sein, wenn alles zusammen passt, so der Landesvorsitzende.
Störmer, Jahrgang 1968, unterrichtet zurzeit an einem Gymnasium in Leer und ist Mitglied der Gemeinnützigen Gesellschaft für Gesamtschulen (GGG). „Wir machen alle einen harten Job“, richtete er an seine Kollegen und Kolleginnen. Er liebe seinen Beruf, „ich bin leidenschaftlicher Lehrer und im Idealfall kann die pädagogische Arbeit in der Schule viel bewirken“. Seit 2022 ist Störmer GEW Landesvorsitzender und führt regelmäßig Gespräche und Diskussionen mit der Landesregierung und der Kultusministerin Julia Willie Hamburg. Ministerpräsident Stephan Weil habe sich persönlich für die GEW-Forderung zur besseren Bezahlung von Grund-, Haupt- und Realschullehrkräften (A 13) eingesetzt.
Alle Lehrkräfte unterschiedlicher Schulformen sollen gleich nach A13 besoldet werden, schließlich absolvierten sie alle gleich lange Studien- und Referendarzeiten. „Es gibt keinen Anlass daran zu zweifeln“, so Störmer. Er sei davon überzeugt, dass die Forderung durchgesetzt wird. „Im Dezember wird der Landtag darüber verhandeln, dann ist es durch.“
Der Landesvorsitzende sprach unter anderem den Fachkräftemangel an den Schulen an. „Wir kriegen das Problem nicht in den Griff“, so Störmer. Einige Schulen im Land könnten nur 70 Prozent Unterrichtsversorgung leisten. Es fehlten Fachkräfte mit Multiprofessionalität, „es gibt keine auf dem Markt“. Abiturienten, die das Lehramtsstudium wählen, könnten erst nach sieben Jahren in den Schuldienst eintreten. Dazwischen müsse eine lange Durststrecke überwunden werden. Als Fazit dieser Problematik erklärte der Landesvorsitzende, dass die Lehrerausbildung komplett reformiert werden müsse, „sie ist heute nicht mehr zeitgemäß“. Sie müsse mehr praxisbezogen sein. Inklusive Ansätze wurden bereits im Koalitionsvertrag der Landesregierung verankert: „Schule soll ein Ort der individuellen Förderung sein, in der jedes Kind mit den eigenen individuellen Fähigkeiten und Potenzialen bestmöglich unterstützt wird“.