Auf jeder Verpackung ist der jeweilige Koch oder die Köchin abgebildet. Die Speisen müssen in der Mikrowelle erhitzt werden oder können im Kühl- oder Gefrierschrank gelagert werden. Foto: Schlie Auf jeder Verpackung ist der jeweilige Koch oder die Köchin abgebildet. Die Speisen müssen in der Mikrowelle erhitzt werden oder können im Kühl- oder Gefrierschrank gelagert werden. Foto: Schlie
Home Meal

Homeoffice für Hobbyköche

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Das Start-up „Home Meal“ bringt hausgemachte Mahlzeiten aus Privatküchen zu den Kunden

Was in Berlin bereits seit Ende 2020 funktioniert, soll nun auch in Bremen kochbegeisterten Menschen die Möglichkeit geben, eigene Gerichte der breiten Masse anzubieten – aus der heimischen Küche heraus. Gründer Martin Andreas Schmidt macht das mit seinem Start-up „Home Meal“ möglich. „Im April 2020 befanden wir uns im Corona-Lockdown. Ich kenne viele Köche, und die hatten plötzlich keine Jobs mehr. Ich habe mich gefragt, ob es nicht auch eine Möglichkeit auf Homeoffice für Köche geben könnte“, sagt Schmidt zu seiner Idee.

Tiefkühlessen hausgemacht

Nach ersten Telefonaten mit der Industrie- und Handelskammer in Berlin sowie den dortigen Ämtern war schnell klar, dass er etwas völlig Neues versuchen musste. „Die Antworten waren niederschmetternd. In Deutschland sei das undenkbar, hieß es“, erinnert sich Schmidt. Der studierte Elektrotechnik-Ingenieur machte trotzdem weiter, entwickelte ein Konzept basierend auf der Lebensmittel-Hygieneverordnung und konnte im Dezember 2020 mit „Home Meal“ an den Start gehen.

Die Idee: Köche und Hobbyköche bieten ihre hausgemachten Gerichte über die Plattform „Home Meal“ an. Kunden können aus ganz Deutschland jeweils sechs Gerichte pro „Home Meal“-Box bestellen und erhalten diese an einem von drei vorgegebenen Tagen in der Woche innerhalb von 24 Stunden nach dem Kochen. Die Gerichte sind eingeschweißt und verzehrfertig, müssen lediglich in der Mikrowelle oder in Topf oder Pfanne erhitzt werden.

Über 1.000 Bewerbungen von Hobbyköchen

Die privaten Köche müssen sich bei „Home Meal“ bewerben. „Aktuell haben wir über 1.000 Bewerbungen aus ganz Deutschland“, berichtet Schmidt, der sieben Jahre in der Automobilindustrie arbeitete. Insbesondere Menschen in Elternzeit würden ihre Hausmannskost anbieten. Unter den Kunden sind laut Schmidt viele Menschen, die aus Indien stammen. „In den Restaurants in Deutschland ist der für uns fremdartige Geschmack sehr auf unseren Gaumen angepasst“, sagt Schmidt.

Das umfangreiche Konzept des Gründers sieht vor, dass Privatköche zunächst einen Kurs zur Personalhygiene beim Gesundheitsamt belegen müssen. Dieser kostet zwischen 20 und 30 Euro. Ein weiterer Kurs zur Lebensmittelhygieneverordnung mit anschließendem Nachweis klärt sie zudem etwa darüber auf, wie Kühlschrankprotokolle geführt werden oder unterschiedliche Reinigungsarbeiten durchgeführt werden müssen.

In den Privatküchen müssen dann die gewerblich genutzten von den privaten Lebensmitteln getrennt aufbewahrt werden, ebenso die Utensilien. Dafür müssen die Privatköche in einen weiteren Kühlschrank investieren. Zwingend notwendig ist zudem eine Gewerbeanmeldung, bei der „Home Meal“ behilflich ist. Die Lebensmittelaufsicht kann dann unangekündigte Kontrollen bei den Köchen durchführen. „Bisher sind alle Kontrollen sehr gut verlaufen“, sagt Schmidt. Die Köche erhalten vom Unternehmen ein Gerät zum Einschweißen der Gerichte sowie die Verpackungen und Labels.

Essen per Post

Um eine Box zu bestellen, entscheiden Kunden sich zunächst für den Liefertag. Einen Tag vorher wird das bestellte Gericht gekocht. Das Essen wird beispielsweise in Berlin von einem Transporteur per E-Bike abgeholt, zuvor aber die Temperatur kontrolliert und dokumentiert. „Am allerwichtigsten ist es, dass die Kühlkette nicht unterbrochen wird“, sagt Schmidt. In einem Logistikzentrum werden dann die Boxen gepackt und per DHL Express Go Green gekühlt zum Kunden transportiert. Ab zehn Köchen pro Stadt wird vor Ort eine eigene Logistik eingerichtet, die ersten neun müssen selber ausliefern.

Die Gerichte kosten zwischen 10 und 13 Euro. 65 Prozent des Preises gehen an die Köche. Der Rest wird in die Logistik, die Verpackung und den Transport investiert. „Bei der Verpackung wollen wir noch nachhaltiger werden“, sagt der 38-Jährige. Oberste Priorität habe allerdings die Sicherheit der Konsumenten und dass die Köche angemessen bezahlt werden. Die Speisen sind nach Lieferung drei Tage im Kühlschrank und bis zu 14 Tage im Gefrierfach haltbar.

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