Dr. Matilda Felix beim Betrachten einer Werke im ersten Raum. Fotos: Konczak
Kultur

Von Kunst bis Kitsch

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Städtische Galerie Delmenhorst erhebt Partizipation zum Ausstellungskonzept

Die Kunstvermittlerin Katrin Seithel lädt Kinder und Jugendliche am morgigen Sonntag, 3. März in der Zeit von 11 bis 12 Uhr zu einem Streifzug durch die Ausstellung 50 Jahre | 50 Werke | 50 Tage Städtische Galerie, ein. Die Teilnehmer können spannende Details entdecken und erfahren, was es bedeutet eine Ausstellung zu kuratieren.

Gegenüber von braunen Fäkalien aus Keramik, die sowohl eine Wand als auch den Fußboden im Haus Coburg schmücken und zum Schmunzeln anregen, lenkt eine possierliche Tierfigur der Bremer Künstlerin Silke Mohrhoff den Blick auf sich. Daneben Zeichnungen, die eindeutig Delmenhorster Gebäude zeigen.

 

Mit der ersten Ausstellung im Jubiläumsjahr – die am vergangenen Freitag eröffnet wurde – wagte sich Dr. Matilda Felix, Leiterin der Städtischen Galerie Delmenhorst an ein experimentelles Format: Sie lud die Bürgerinnen und Bürger zum Mitmachen ein. Jeder Mensch konnte ein Werk – unabhängig von der Qualität – einreichen, damit es Teil der Ausstellung „50 Jahre – 50 Werke – 50 Tage“ wurde.

Großer Andrang

Ursprünglich auf zwei Tagen terminiert, musste die Kunstabgabe jedoch zeitlich stark reduziert werden. Zu groß war das Interesse. Bereits vor dem Start der Aktion bildete sich vor dem Haus Coburg eine lange Schlange. „Mit so einem Ansturm hatten wir nicht gerechnet“, gibt Felix zu. Man habe viele enttäuschte Menschen wegschicken und durchaus anstrengende Diskussionen über das Konzept führen müssen. „Wir sind jedoch standhaft geblieben“, sagt Felix. Zumindest weitestgehend. Denn anstatt wie ursprünglich geplant 50 schafften es nun 78 Werke in die neue Ausstellung. „Es gab keine Jury, keine Wertung, wir wollten allen Werken gleich gerecht werden“, sagt die Leiterin des Haus Coburg. Frühes Erscheinen wurde somit belohnt.

Danach hatten Matilda Felix und ihre Co-Kuratorin Linda Valerie Ewert nur drei Tage Zeit, um aus einem Wust von Kunstwerken verschiedener Epochen und mit unterschiedlichen Techniken, mit und ohne Rahmen, eine in sich stimmige Ausstellung zu hängen. Die Bandbreite reicht von Malerei und Zeichnung über Fotografie, Objektkunst bis zu Skulpturen und Videokunst.

Einige der Exponate stammen von renommierten Künstlern wie Petra Heitkötter und Oliver Zabel und waren im In- und Ausland schon mal Teil einer Ausstellung, andere wurden von Personen geschaffen, die sich in ihrer Freizeit kreativ betätigen, wieder andere Stücke sehen aus, als ob sie lange auf einem Dachboden geschlummert haben. Beim Betrachten einiger Stücke fragt man sich unweigerlich, warum ausrechnet sie für die Ausstellung zur Verfügung gestellt wurden.

Kunstwerke auch von Kindern

Nicht nur Erwachsene sind unter den Leihgebern. „Besonders freut es mich, dass einiges auch von Kindern stammt. Es gibt sogar Werke, die in einem der Workshops in der Delmenhorster Artothek entstanden sind“, erzählt Felix. „Oder extra für die Ausstellung angefertigt wurden“, fügt sie hinzu und zeigt auf die Arbeit eines zehnjährigen Mädchens, die aus kopflosen Barbiepuppen und viel schwarzer Farbe besteht. „Ich bin froh, dass wir einen würdigen Rahmen für jedes Exponat gefunden haben“, sagt Felix.

Die Ausstellung wird bis Sonntag, 21. April, im Haus Coburg zu sehen sein. Neben zwei Kuratorinnenführungen – am Sonntag, 10. März und 7. April, jeweils ab 15 Uhr soll es öffentliche Rundgänge geben, bei denen die Leihgeber das eigene Werk vorstellen können. Genaue Termine stehen noch nicht fest. Die Ausstellung wird unterstützt vom Nieder­sächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur.

 

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